Dallas – die Urmutter moderner Soap Operas

Was war seinerzeit, vor 30 (!) Jahren, so attraktiv an der TV-Serie "Dallas" mit ihren insgesamt 356 Folgen? Es war die erste Soap Opera, bei der es nicht mehr nett und harmlos zuging wie in den amerikanischen Familienserien "Lassie", "Vater ist der Beste", "Mutter ist die Allerbeste" oder allen ähnlichen Geschichten wie in Deutschland die Firma-Familie Hesselbach, sondern wo mit harten Bandagen im Geschäftsleben wie innerhalb der Familie gekämpft wurde. Wo die Fetzen flogen, Intrigen wie im richtigen Leben zu beobachten waren, Fremdgehen und Alkoholismus kein Tabu mehr waren.

Die Hohe Schule der Trivialserie?

Die einzelnen Folgen waren auch nicht in sich abgeschlossen mit schnell darauf zusteuerndem Happy-End, sondern endeten mit einem Cliffhanger, so dass die Zuschauer eine Woche später am berühmten Dallas-Dienstag wieder einschalten sollten. Ich habe diese Serie fasziniert verfolgt, da ich gerade zwei Jahre vorher meinen gut bezahlten freien Job in einer ARD-Anstalt wegen der nicht mehr auszuhaltenden Intrigen dort aufgab und in einen braven Kulturbereich wechselte.

Was gibt es auch Schöneres, als nach einem Stress-Arbeitstag die Füße hochzulegen auf dem Sofa und anderen beim Kampf zuzusehen! Klar, mich faszinierte auch bei dieser meiner Vergangenheit jedes neue Format im Fernsehen, das musste erst mal analysiert werden.

Dallas 1Vorbild für viele TV-Serien

Fasziniert war ich auch, weil ich im Studium zuletzt und auch in Teilen meiner Dissertation mich der Forschung der Trivialliteratur zugewandt hatte. Und auf dem Gebiet des Trivialen- ich nannte es bei mir schon "Quartialen" - war Dallas unübertroffen. Diese endlosen Wiederholungen mit Variationen von "Dschei Ar's" Beinstellen der Ölrivalen, seiner wechselnden Freundinnen, der Streitereien mit den Brüdern und Schwägerinnen - und dabei seine unsterbliche Lache aus dem Bauch heraus! Ich hatte manchmal den Eindruck, das Drehbuch schrieb ein Künstliche-Intelligenz-Computer des Massachusetts Institute of Technology mit den geschilderten Endlosschleifen der Storyvariationen.

So wurde "Dallas" zum Vorbild für die dann folgenden Epigonen von "Denver" über "Desperate Housewifes" bis zu "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" im deutschen TV.

Alte und neue Gesichter von Dallas neu

J.R mit Sohn John Ross (Bild: RTL)

Nostalgie und wenig Spannung

Nun also etwas Einmaliges in der TV-Geschichte: Kein Remake der Story mit neuen Gesichtern, sondern echte Fortsetzung mit den gealterten Gesichtern der Hauptdarsteller von damals. Sympathisch, dass etwa Linda Grey in Gestalt der Sue Ellen, der Ex von J.R., und die Männer wie Larry Hagman und Patrick Duffy kaum geliftet wirkten. Musste ich natürlich sofort ansehen, auch wenn die Sendezeit in Konkurrenz zu "Die Story von Occi Burn" auf Arte stand, einem preisgekrönten Film und Berlinale-Beitrag von Regisseur Alexander duPrel, den ich mal interviewte. Na ja, ich schaltete halt zwischen den vielen Werbepausen auf RTL immer dorthin.

Also die gleichbleibende Titelmusik von "Dallas" verschaffte mir Nostalgie-Gänsehaut! Tja, aber das war es dann auch schon. 30 Jahre dazwischen - auch bei mir! Die erste von zehn neuen Folgen, in deren Verlauf ja der Tod von Larry Hagmann zu beklagen war, wurde inhaltlich vollgepackt:

  • mit der Konkurrenz der beiden Ewing-Söhne John Ross und Chris,
  • der eine der illegal auf dem Familienbesitz, der malerischen Southfork-Ranch, nach Öl bohrt,
  • der andere, der als Umweltfreak dargestellt wird, aber ausgerechnet Methan abbaut und damit gleich ein Erdbeben in China hervorruft.
  • Dann gab es auch noch eine Hochzeit zu bestaunen auf der Ranch von Rebecca und Chris,
  • der ungern Abschied nahm von seiner Ex, was wiederum auf eine fremde Intrige per unbekanntem E-mail zurückzuführen ist,
  • etliche Raufereien der Söhne,
  • und einen gewohnt hinterfotzigen J.R., der zuerst auf Demenz macht, dann aber alle überrundet, wie es den Anschein hat.
  • Einen Charityball gab es auch noch zu bestaunen.

Neuer Wein in alten Schläuchen?

Ich weiß nicht, wie es die nachgeborene Generation bewertet. Wenn Zeitgenossen die Urserie sahen wie ich, dann kommt Ihnen gleich alles bekannt vor, denn es hat sich außer den etwas gegenwärtigeren Themen, den Frisuren der Damen und ihrer angepassten Garderobe, nicht viel geändert. Schwarz bleibt immer noch dunkelschwarz und weiß immer noch hellweiß bei den übersichtlich angelegten Charakterstrukturen der Kontrahenten. Nach ein bisschen Nostalgieschwelgerei (die Anlage der Southfork- Ranch ist nach wie vor herrlich anzuschauen) stellte sich die Faszination von früher nicht mehr ein bei mir, dazu wurden wir mit zu viel Serienquartialität überschwemmt inzwischen. Ach ja, ich glaube, der noch perfekter gewordene Computer des MIT schreibt immer noch die Drehbücher.

 

Bildnachweis. alle RTL.de

Arlequina, am 31.01.2013
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