Fotografieren lernen mit „Petersons Fotoschule“. Buchbesprechung
Wie man Fotografieren lernen kann und zu einem Hobby macht, das mehr ist als das Knipsen beliebiger Motive, zeigt Werbefotograf Bryan Peterson in seinem Buch „Petersons Fotoschule“Da hat man nun seine neue DSLR, seine digitale Spiegelreflexkamera, und freut sich auf phantastische Bilder, doch dann die Enttäuschung: viel zu oft ein viel zu dunkler Hintergrund, viel zu oft zu helle Flächen, viel zu oft unklare Schärfenverhältnisse – "digital" hieß leider eben noch nie: wie von selbst. Es hat den Anschein, als müsse man das Fotografieren lernen, statt es auszuüben.
Sicherlich: Etliches ist leichter geworden mit den modernen Digitalkameras. Doch wer Spaß am Fotografieren haben und behalten will, kommt an der Erkenntnis nicht vorbei: Fotografieren muss man lernen, erst recht das Fotografieren mit der Digitalkamera, auch wenn die vielen Programme das Versprechen vorgaukeln auf gelungene Fotos. Das Schöne dabei: An den Grundlagen der Fotografie hat sich seit den Tagen der Lochkameras wenig geändert, und bei den Grundlagen steigt Bryan Peterson mit seinem Buch "Petersons Fotoschule" auch ein.
Workshop Fotografie: die Grundlagen des fotografischen Dreiecks
Petersons Fotoschule ist auf vier Bände angelegt. In bereits dritter und umfassend überarbeiteter Auflage veröffentlicht der Verlag "Markt + Technik" im Herbst 2011 den Einstiegsband. Hier geht es um die Belichtung, genauer gesagt, wie mit der richtigen Belichtung bessere Fotos erzielt werden.
Peterson ist seit über 30 Jahren erfolgreicher und mehrfach prämierter Werbefotograf; zu seinen Kunden zählen BP, Kodak, American Express, UPS, Intel, Microsoft, ein Mann aus der Praxis also. Und weil er Amerikaner ist, hat er auch ein Händchen für flüssig lesbare Texte. Bei ihm findet keine bemühte Fröhlichkeit Eingang in seine Ausführungen, er bleibt dicht an der Materie, ohne zu ermüden. Im Gegenteil: Die Gegenüberstellung der Fotos beispielsweise wird zu einer äußerst spannenden Lektüre, weil Peterson klar zu erzählen vermag, warum er was wie gemacht hat – und zu welchem Ergebnis er dabei kam.
Fotografieren lernen: die korrekte Belichtung
Dieser Weg, den Peterson wählt, ist extrem hilfreich, besonders, weil dieser erste Einstiegsband sich ausschließlich einem Thema widmet: der Belichtung. Die Kapitel im Einzelnen:
- Grundlagen der Belichtung
- Blende
- Verschlusszeit
- Licht
- Filter, besondere Techniken und der Blitz
"Fotografisches Dreieck" nennt Peterson das Rezept für eine erfolgreiche Belichtung. Es besteht aus drei Faktoren:
- die korrekte Größe der Öffnung im Objektiv: die Blende (Peterson spricht hier ausdrücklich und wörtlich von "die von Ihnen ausgewählte korrekte Größe" und nimmt damit etwas vorweg, was ihm am Herzen liegt: dass beim Fotografierenlernen auf die Automatikprogramme der Digitalkameras verzichtet wird!)
- die korrekte Zeitspanne, in der das Licht auf den Digitalsensor fallen darf: die Belichtungs- oder Verschlusszeit
- die Lichtempfindlichkeit: der ISO-Wert
Warum er das Buch bereits zum zweiten Mal überarbeitet, schildert Peterson an Hand eines Vergleichs: "Die Versuche der Hersteller, die Aufnahmen mehr und mehr zu automatisieren, haben aus den einfachen manuellen Kameras von gestern etwas gemacht, das wie das Cockpit einer Boeing 747 wirkt … Die unkomplizierten Einstellmöglichkeiten, die es früher am Kameragehäuse gab … sind gegenüber Wählschaltern in den Hintergrund getreten, die unzählige ‚Funktionen‘ für Landschafts-, Blumen-, Porträt-, Aktions-, Sport-, Gruppenaufnahmen, Programmiermodus, Zeit- und Belichtungsautomatik aufweisen." Und er fügt als Fazit hinzu: "Nehmen Sie zu all diesen vermeintlichen Erleichterungen noch den automatischen Weißabgleich, die automatische ISO-Einstellung und den automatischen Blitz hinzu, und Sie haben ein sicheres Rezept für Verunsicherung."
Richtige Belichtung – bessere Fotos |
Fazit: ein hilfreiches und wunderbar gestaltetes Buch zum Fotografierenlernen
Dem will Peterson mit seiner Fotoschule entgegenarbeiten, und es gelingt. Alleine die vielen, vielen mit Bildern untermauerten Hinweise sind es schon wert, dass man die knapp 30 Euro für dieses Buch ausgibt. Hier, auf Papier, entfalten sie ihre Wirkung, zumal auch Layout und Grafik des Buches auf die Bilder abgestimmt sind. Das Buch "Petersons Fotoschule – Der Einstieg" ist absolut zu empfehlen, den meisten Nutzen werden Anfänger, die vielleicht erst vor kurzem eine Kamera gekauft haben, daraus ziehen. Und auch wer schon jahrelang "vor sich hin" knipst, ohne genauere Kenntnis von dem, was er da eigentlich macht, profitiert von dem Werk: Man schafft sich eine Wissensbasis, die zu besseren Bildern führen wird!
Autor: Johannes Flörsch