Komiker Frank Zander

Deutschland und seine Komiker: Das war bereits in den 1970er Jahren keine Erfolgsgeschichte! Mühsam ernährte sich das Zwerchfell von Didi Hallervorden, Otto Waalkes, Loriot oder Helga Feddersen. WIe verzweifelt das deutsche Publikum nach irgendetwas Witzähnlichem lechzte, wird bereits daran erkennbar, dass Mike Krüger allen Ernstes zu den beliebtesten Komikern zählte, wiewohl es außer seiner Nase eigentlich nichts Witziges an ihm zu entdecken gibt. Von Fips Asmussen soll erst gar nicht die Rede sein. Auf Wikipedia wird er als "Alleinunterhalter" geführt, was vermutlich ein Euphemismus für: "Ist der Einzige, der sich unterhalten fühlt" ist.

Zum Glück gab es aber noch ihn, Frank Zander, der musikalische Sketche und doppeldeutige Lieder radiotauglich machte. Seine raue Stimme und natürlich der ungemein schwarze Humor begeisterten das Publikum. Bereits 1975 landete er mit dem "Ur-Ur-Enkel von Frankenstein" in Österreich einen Nummer-Eins-Hit, das von vielen Radiostationen boykottierte, weil anzügliche "Oh, Susi (Der zensierte Song)" kam 1976 bis auf Platz 2 der deutschen Charts.

Das ganz große Hörkino bot aber sein - kein Witz! - am 1. April 1978 veröffentlichtes Album "Frank's beknackte Ideen" (Anmerkung: Der Deppenapostroph stammt nicht vom Autoren), das folgende Tracks enthielt:

Playlist "FBI - Frank's beknackte Ideen"

  1. Opening
  2. Disco Planet (Wir beamen)
  3. Der Telefonmann (Telephone Man)
  4. Mein Kaffee
  5. Dann ging der Himmel auf
  6. Oh She Loves Banana 
  7. Jetzt geht die Sonne für uns auf (Atze, Tippe und Puse)
  8. Aber ich muss doch nach Hause 
  9. Heut' ist nicht mein Tag 
  10. Hier gibt es keine Haie 
  11. Rauchen macht frei 
  12. Das Geschenk
  13. Die Frau von gegenüber

Bedauerlicherweise ist Frank Zander heute höchstens noch für den späten (und schwachen) Blödelsong "Hier kommt Kurt" bekannt. Deshalb soll an dieser Stelle eine Lanze für das vielleicht wichtigste und richtungsweisendste deutschsprachige Comedy-Album der 1970er Jahre gebrochen werden.

Frank Zander betritt Neuland

Sicher: Wer das Album "FBI - Frank's beknackte Ideen" zum ersten Mal hört, wird sich erstaunt fragen, worin nun die besondere Originalität des Gehörten liegen soll. In Schlager gewickelte, doppeldeutige Songs, mitunter schwärzester Zynismus, wie Hörspiele vorgetragene Sketche - was kann daran schon Besonderes sein? Ganz einfach: Der Umstand, dass es mittlerweile eben nichts Besonderes mehr darstellt und zigfach kopiert wurde! Frank Zanders Album "FBI - Frank's beknackte Ideen" ist ein Musterbeispiel dafür, weshalb man stets die kulturhistorische Komponente beachten sollte. Denn was heute völlig selbstverständlich erscheint, war vor Jahrzehnten noch Neugebiet, das erst beackert werden musste.

Frank Zanders "FBI – Frank‘s beknackte Ideen": Die Songs und Sketche

Den Anfang macht ein gewissermaßen interaktiver Opener, dessen Gag zwar ein übler Kalauer ist, der aber durch die wunderbar überdrehte Inszenierung trotzdem für einen Lacher sorgt.

 

Die Nummer "Disco Planet (Wir beamen)" macht unmissverständlich klar, dass wir uns am Höhepunkt der Disco-Ära befinden. Der Ich-Erzähler berichtet, wie er – in ganz marginal angeheitertem Zustand – nach einem Disco-Abend von einem kleinen, grünen Männchen gespacenappt und auf dessen schallplattenförmigen Planeten verschleppt wird. Für das passende Ambiente sorgen allerlei Anspielungen auf Discomusik und diverses Accessoire. Der Name des kleinen, grünen Männchens lautet übrigens "Oxygene IV", was an Jean-Michel Jarres elektronisches Meisterwerk erinnert.

 

Deutlich schlüpfriger wird es mit dem Telefonmann, der beim alleinstehenden und gut gebauten Fräulein (hach ja, die gute, alte Zeit, als man noch "Fräulein" sagen durfte!) Krause seine Kabel verlegt, es von oben und unten gleichermaßen macht und verspricht, beim nächsten Mal sein Spezialwerkzeug mitzubringen. Es sollte nicht verwundern, lieferte dieser Song die Inspiration für so manches Kultur-Ruckelvideo dieser Sorte:

Eine ziemlich makabre Parodie auf entsprechende Fernsehwerbung liefert "Mein Kaffee" ab.

 

Dem folgt der flott vorgetragene Schlager "Dann ging der Himmel auf", der eines der großen Tabuthemen der Menschheitsgeschichte anschneidet: Die Unmöglichkeit, als Mann mit seiner Freundin einfach mal ungestört herumzumachen!

 

"Oh She Loves Banana", lautet der nächste gleichermaßen doppeldeutige, wie satirische Song. Der Erzähler lernt im warmen und billigen Kenia eine scharfe Einheimische kennen und nimmt sie gleich mit nach Hause. Womit er nicht gerechnet hat … nun ja: She loves Banana …

 

Im Sketch "Jetzt geht die Sonne für uns auf (Atze, Tippe und Puse)" rauben zwei Gangster einen Juwelier aus und glauben, den perfekten Coup gelandet zu haben. Dummerweise springt der Wagen nicht an, und dann kommt auch noch ein Polizist des Weges … Der längste Sketch auf Frank Zanders Album "FBI – Frank‘s beknackte Ideen" ist ein Musterbeispiel dafür, weshalb der Weg zur Pointe oft besser als die Pointe selbst ist. So ganz will diese nämlich nicht zünden – dafür sind die Verwicklungen der beiden Gangster zuvor umso witziger.

 

"Aber ich muss doch nach Hause" schildert Plattenproduzenten Manfred Monos Probleme, einen neuen Sänger für sein Album aufzutreiben, da ihm der alte durch eine unglückliche Kollision mit einem U-Boot abhandengekommen ist. Als echter Macher schnappt er sich einfach den erstbesten Passanten auf der Straße … Das parodistische Element von "Aber ich muss doch nach Hause" funktioniert heute vielleicht noch besser als in den 1970er Jahren. Mittlerweile hat man als Musikfan ja tatsächlich den Eindruck, als würden die Plattenlabels einfach irgendwelche Leute vors Mikro zerren.

 

Vom harten Leben eines Penners erzählt das Lied "Heut' ist nicht mein Tag" und endet mit einer politisch nicht mehr ganz korrekten Pointe …

 

Den Sketch "Hier gibt es keine Haie" kennt wohl jeder, wenn auch in leicht abgewandelter Form.

 

Als Parodie auf den legendären Marlboro-Mann ist das Lied "Rauchen macht frei" zu verstehen, das mit dem Tod der fiktiven Werbefigur in Folge ihres starken Tabakkonsums endet. Übrigens: 14 Jahre nach der Veröffentlichung von "Rauchen macht frei" starb der "echte" Marlboro-Mann Wayne McLaren ebenfalls an den Folgen des Rauchens.

 

Der letzte Sketch auf Frank Zanders "FBI – Frank‘s beknackte Ideen" lautet ganz schlicht "Das Geschenk". Ein deutscher Entwicklungshelfer wird vom afrikanischen Stamm, dem er so wertvolle Projekte wie eine Flugzeugträger-Fabrik mitten in der Wüste bescherte, mit einem Geschenk verabschiedet … Ziemlich fieser Sketch, der wie schon "Jetzt geht die Sonne für uns auf (Atze, Tippe und Puse)" nicht von der Pointe, sondern vom Weg dorthin zehrt. Und irgendwie bleibt einem das Lachen im Halse stecken, denn lässt man den übertriebenen Klamauk weg, ist der Sketch ziemlich nahe an der bitteren Realität!

 

Den würdigen Schlusspunkt setzt der Schlager "Die Frau von gegenüber": Ein Kneipenbruder kehrt wie üblich stockbesoffen nach Hause zurück. Und natürlich ist er völlig unschuldig an seinem Zustand. Denn schuld ist die Frau von gegenüber, die den wehrlosen Kerl abfüllte und ihn scharf machte … Dieser Kneipenschlager erinnert ein bisschen an damals gängige Sauflieder, sowohl deutsch-, als auch englischsprachiger Natur.

Frank Zanders Magnum Opus?

Fazit: Frank Zander lieferte mit dem Album "FBI – Frank‘s beknackte Ideen" sein Magnum Opus ab. Herrlich schräg, auf jugendfreie Weise schlüpfrig und mit viel schwarzem Humor versehen, richtet dieses Werk den musikalischen Blick nostalgisch verklärt zurück in eine Zeit, als man mit harmlosen Anzüglichkeiten noch einen kleinen Skandal auslösen konnte.

Frank Zanders "FBI – Frank‘s beknackte Ideen" ist auf Amazon derzeit nur als Schallplatte oder im CD-Format mit dem Nachfolgealbum "Donnerwetter" erhältlich. Die einzelnen Songs – siehe Playlist – kann man im iTunes-Store über diesen Link herunterladen.

 

Alternativ dazu kann man natürlich auf ebay sein Glück versuchen.

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