Ich dachte, es sei einfach etwas über die Frankfurter Grüne Soße zu schreiben...

Um Ihnen die Frankfurter Grüne Soße vorzustellen, fange ich erst mal bei der Grünen Soße im Allgemeinen an.

Die Römer haben diese Speise bereits gekannt, allerdings mit anderen Kräutern als hierzulande.
Auch in Frankreich gab es diese Delikatesse schon recht früh und man nimmt an, dass die Hugenotten die Grüne Soße mit nach Hessen brachten.
Dieses Gericht ist  für viele das klassische Gründonnerstagsessen. Dies hat aber nichts mit der Farbe "Grün" zu tun, sondern leitet sich aus dem alten Wort "greinen" für "weinen" ab. Es soll an den letzten Tag von Jesus' irdischem Leben erinnern. So erklärte es mir ein befreundeter Theologe.
Die Saison der Grünen Soße startet im Frühjahr und dauert bis in den Herbst. Durch die ersten Fröste wird das Wachstum der Kräuter eingestellt.


Freilich wird diese Gericht nicht nur in Hessen, sondern auch an anderen Orten dieser Welt verspeist.
In Mexico beispielsweise gibt es "Salsa Verde". Äußerlich ist sie sehr ähnlich, aber Vorsicht; sie ist megascharf.

Was ist das Besondere an der Frankfurter Grünen Soße?

In eine Grüne Soße können im Prinzip alle Kräuter hinein, die es so gibt. Man kann diese kaufen, oder auch selber sammeln.

Dill ist eines der umstrittenen Kräuter. In Nordhessen gehört er mit hinein, in Frankfurt nicht. Das nordhessische Kassel ist sozusagen der "Dill-Äquator". Alle oberhalb von Kassel genießen die Soße mit Dill, darunter geht dies keinesfalls. Das Wort "Dill-Äquator" stammt übrigens nicht von mir. Ich habe es bei meinen Kräuterrecherchen gelesen und fand es sehr witzig. Vielleicht können Sie sich auch ein wenig darüber freuen...

Das ist aber alles noch nicht genug des Guten, in Frankfurt gehören ausschließlich 7 Kräuter in die Grie Soß.

Diese sind:

Sauerampfer, Kerbel, Kresse, Borretsch, Schnittlauch, Pimpinelle und Petersilie

Diese 7 Kräuter werden im Frankfurter Stadteil Oberrad angebaut und in Papierrollen verpackt.

Diese Verpackungsart gilt als sehr schonend. Auf dem Papier steht in stolzen Lettern, dass es einst Goethes Lieblingsspeise war.

In Frankfurt gibt es neben der Grie Soß sehr viel "Goethe". Kein Wunder, schließlich wurde der Dichterfürst hier am 18.2.1749 geboren. Die Universität ist nach ihm benannt. Es gibt das Goethehaus, mit original Schreibtisch und einem riesigem Wäscheschrank. Dieser Schrank ist sehr beeindruckend. Wurde doch die gesamte Wäsche des Haushaltes darin gesammelt, um Montags gewaschen zu werden. In Sachsenhausen findet man sogar einen Goetheturm.


Belegt ist die Geschichte mit der Leibspeise allerdings nicht. Es bestehen sogar Zweifel daran, ob der Dichterfürst die Grie Soß überhaupt kannte.
In einem gedruckten Kochbuch wird die Frankfurter Grüne Soße erstmals 1860 erwähnt. Das Rezept stammt von Wilhelmine Rührig.


Möchte man die Soße nach "Goethe" zubereiten, gehören neben den 7 Kräutern noch folgende Zutaten dazu: eine fein gewürfelte Gewürzgurke, Zitronensaft und Senf. Die Kräuter werden mit einem Wiegemesser zerkleinert, das ist besonders schonend.
Das ganze wird dann unter Mayonnaise gerührt. Dazu kommen noch zwei hart gekochte Eier. Als Beilage reicht man Pellkartoffeln.

Alles in allem sehr lecker, doch ein bißchen viel Mayo, wie ich finde.

Wobei wir beim zweiten Teil der Soße angelangt sind. Es gibt in Hessen sehr verschiedene Auffassungen, ob mit oder ohne Mayonnaise.
Es gibt Rezepte mit saurer Sahne. Einige Genießer schwören auf eine Mischung aus Joghurt und Schmand.
Kolorienbewußte Menschen strecken die Soße mit Magerquark. Veganer können sie auch verzehren, hier bieten Tofu und Sojamilch die Basis für den "weißen" Teil der Soße. Eier gehören hier selbstverständlich nicht hinein.

Ich denke, hier findet sich ein Menge Raum um kreativ zu werden. Am besten probiert man es einfach selber aus. Das bezieht sich natürlich auch auf die Kräuterauswahl...
Wem Eier als Beilage zu langweilig sind, der kann die Grüne Soße auch mit Tafelspitz oder Fisch genießen.

Zum Schluß noch ein Tipp: Reste der Soße kann man gut als Salatmarinade verwenden.



Blick in das Goethehaus - Ein Moment zum Staunen und Entspannen

Jetzt das Gedöns - Die Frankforter Grie Soß könnte möglicherweise gefährdet sein...

Die Kräuter für die Frankfurter Grüne Soße werden im Stadtteil Oberrad angebaut. Dort haben sich einige Gemüsegärtner zusammengeschlossen und einen Verein zum Schutz der Grünen Soße gegründet. Sie möchten erreichen, dass nur ausgewählte Kräuter aus der Region in die Speise kommen dürfen. Die Mischung besteht aus 7 Kräutern und jedes darf maximal 30% der Gesamtmenge des Verpackungsinhaltes ausmachen.
Es wurde bei der EU beantragt, dass festgelegt werden soll, welche Kräuter aus welchen Regionen für eine Grüne Soße zulässig sind. Des weiteren wurde ein Patent beim Bundespatentamt beantragt. Bestimmt ein kluger Schachzug, um den Kräuterabsatz sicher zu stellen. Denn andere Erzeuger dürften ihre Produkte dann nicht mehr als "Frankfurter Grüne Soße" absetzen. Es könnte also noch spannend werden...

Bei der Luminale, einem Lichterfest, bei dem die Hochhäuser hell erleuchtet werden, erstrahlen in Oberrad 7 Gewächshäuser in hellem Glanz. Diese Gewächshäuser sind ein Denkmal, und jedes ist einem Kraut der Grie Soß gewidmet. Der Name des einzelnen Krautes ist sogar darauf geschrieben.

Zum Schluß noch ein kleiner Beitrag aus einer regionalen Nachrichtensendung. Sie zeigt, wie ernst es um die Grie Soß bestellt ist.



Patentstreit - Streit um die Frankfurter Grüne Soße
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