Horror für Fortgeschrittene: „Frozen - Eiskalter Abgrund“ - Im Skilift gefangen - und niemand vermisst dich ..

Die Ausgangssituation von Adam Greens Psychothriller "Frozen - Eiskalter Abgrund" fasst die englische Tagline sehr schön zusammen: "No one knows you're up there" (Niemand weiß, dass du dort oben bist).

Dort oben: Ein Skilift in einem Wintersportort, der soeben für eine Woche geschlossen wurde.

Du: Einer von Dreien, die zehn Meter über dem vereisten Boden vergebens auf Rettung hoffen, während der Frost an deiner Haut nagt...

Im Skilift gefangen - und niemand vermisst dich...Im Skilift gefangen - und niemand vermisst dich...

Handlung - "Go ahead, jump. jump!" - Van Halen

Die Studenten Dan (Shawn Ashmore) und Joe (Kevin Zegers) sind seit frühester Jugend an Freunde. Aber seit Dan mit der schnuckeligen Parker (Emma Bell) zusammen ist, vernachlässigt er diese Freundschaft. Um Joe zu versöhnen und gleichzeitig viel Zeit mit der zierlichen Blondine verbringen zu können, lädt er seinen besten Freund zu einem Wochenende in einem Wintersportort ein. Die Stimmung ist ausgelassen und Joe flirtet sogar mit einer attraktiven Unbekannten.

Kurz vor der Dämmerung möchten die Drei eine letzte Abfahrt wagen. Dummerweise wurde der Skilift bereits geschlossen. Doch mit Hilfe eines Geldscheins und Parkers unwiderstehlichem Charme kann der zuständige Mitarbeiter überredet werden, das Trio noch einmal nach oben zu transportieren. 

Ein den Liftwärter ablösender Kollege wird zwar instruiert auf das Auftauchen der drei jungen Skifahrer zu warten, ehe er den Lift abstellt. Aber dieser verwechselt Dan, Joe und Parker mit drei anderen jungen Leuten, die wenig später die PIste hinabwedeln und schaltet die Anlage ab. Auf halber Höhe hält der Sessellift mit den Studenten an. Diese glauben zunächst noch an einen technischen Defekt und hoffen darauf, dass die Fahrt bald weitergehe. Dies erweist sich aber als trügerische Hoffnung und Stunden später müssen sie sich mit der Tatsache abfinden, schlichtweg "vergessen" worden zu sein.

Da es zunehmend frostiger wird und sie schutzlos den eisigen Winden ausgesetzt sind, springt Dan mit dem Mute der Verzweiflung in die Tiefe um Hilfe zu holen. Ein Sturz mit schlimmen Folgen: Seine Beine halten dem harten Aufprall nicht stand und brechen. Kurze Zeit später stapfen aus dem Wald hungrige Wölfe, die sich dem hilflosen Verletzten zusehends nähern...

Kritik: „Frozen - Eiskalter Abgrund“

Vorbild "Der weiße Hai"

Manchmal entwickeln sich aus den simpelsten Ideen die besten und spannendsten Filme. Man denke dabei etwa an Steven Spielbergs Meeresthriller "Der weiße Hai", der seine bis heute anhaltende, unheimliche Wirkung dank der genial einfachen Prämisse entfaltet: Ein riesiger Raubfisch greift harmlose Schwimmer an!

Trotz einiger Übertreibungen in der zweiten Hälfte des Filmes bleibt der Streifen realistisch, was seinen ungeheuren Erfolg erklärt. Denn niemand fürchtet sich ernsthaft vor menschenfressenden Untoten oder Werwölfen, weil diese schlichtweg fiktive Figuren sind. Weiße Haie hingegen existieren tatsächlich.

In eine ähnliche Kerbe schlug Christ Kentis' 2003 produzierter Thriller "Open Water", der auf dem wahren Schicksal eines bei einem Tauchausflug vergessenen Touristenpaares basierte.

"Hatchet"-Regisseur Adam Green verpasste seinen Protagonisten in "Frozen - Eiskalter Abgrund" ein ähnlich grimmiges Schicksal. Anstatt mitten im Meer, setzt er Joe, Dan und Parker auf einem Skilift in den Bergen aus. Eine auf den ersten Blick weitaus weniger gefährliche Situation.

 

Der mit dem Wolf nicht mehr tanzen kann

Bei genauerer Betrachtung offenbaren sich die Tücken: Niemand hört die Rufe des Trios, der rettende Boden ist nicht nur rund zehn Meter entfernt, sondern gefroren und somit steinhart, und je länger die Drei auf Hilfe oder eine rettende Eingebung warten, desto kälter wird es. Natürlich muss Adam Green zu einigen dramaturgischen Tricks greifen, um die Spannung zu erhalten. Das wohl "unrealistischste" Element ist das Auftauchen von Wölfen, die keine Scheu vor Menschen kennen und damit beginnen, den verletzten Dan anzugreifen. Ein Bär, das größte Landraubtier der Gegenwart, wäre nicht nur furchteinflößender, sondern auch realistischer gewesen.

 

Sympathische Figuren

Doch derlei Pingeligkeit ist angesichts des ungemein spannenden Plots fehl am Platze. Immerhin schafft es Green mühelos, von der ersten bis zur letzten Sekunde den Zuschauer für den Plot und die Protagonisten zu gewinnen. Schließlich hat wohl jeder, der schon einmal einen Skilift benutzte, das unangenehme Kribbeln in der Magengrube verspürt, was wohl geschähe, wenn er Lift anhielte und man über einem Abgrund gefangen wäre.

Mit dieser Angst spielt Adam Green, greift sie dankbar auf und entwickelt sie in "Frozen - Eiskalter Abgrund"  konsequent weiter. Die wenigen Schockeffeke inszenierte er effizient und Gänsehaut erzeugend. Dabei dürfte sich eine im Trailer angedeutete Szene unauslöschlich ins Gedächtnis des Zuschauers eingraben, nämlich jene, in der durch den Frost Parkers Hand an einer Haltestange festklebt, was blanke Haut mit dem Metall verschmelzen lässt...

 

Hervorragende Schauspieler in überzeugendem Plot

Der beste Plot nützt freilich nichts, wenn die Schauspieler ihre Rollen nicht überzeugend verkörpern. Shawn Ashmore, Kevin Zegers und vor allem Emma Bell - in Adam Greens Horrorsequel "Hatchet II" ebenfalls dabei - liefern jeweils hervorragende Leistungen ab und wirken ungemein natürlich in ihren Darstellungen.

Gefilmt wurde übrigens nicht in einem Studio, sondern tatsächlich vor Ort bei einem Skilift, was enorme Anforderungen an das gesamte Team stellte.

Fazit - Der ideale Film vor dem Aufbruch zu einem Skiwochenende

"Frozen - Eiskalter Abgrund" ist ein ungemein gelungener Psychothriller der besonderen Art. Keine wahnsinnigen Axtmörder oder sonstige Psychopathen bedrohen die Protagonisten, sondern eine Verkettung unglücklicher Umstände, die zu einer lebensgefährlichen Situation und schlussendlich einem fiesen Ende führen.

Mit diesem Streifen hat sich Horrorspezialist Adam Green für weitere Aufgaben empfohlen. Originell, konsequent anders, realistisch: "Frozen - Eiskalter Abgrund" kann jedem an spannender Unterhaltung interessierten Filmfan wärmstens empfohlen werden.

Daten & Fakten

Originaltitel: "Frozen"

Regie: Adam Green

Produktionsland und -jahr: USA 2010

Filmlänge: ca. 94 Minuten

Verleih: Universum Film GmbH

Deutscher Kinostart: -

FSK: ab 16 Jahren

Ihre Stimme ist gefragt!
Laden ...
Fehler!