1. Ausgerechnet der Führer hatte keinen Führerschein!

Es ist der wohl aufgelegteste Witz der jüngeren Geschichte: Ausgerechnet der Führer besaß keinen Führerschein! Fehlten ihm die geistigen Kapazitäten für das, was unzählige Deutsche vor und nach ihm mühelos schafften? Dabei liebte Hitler Autos, und einige der bekanntesten Aufnahmen von ihm zeigten ihn volks(wagen)nah aus Autos heraus die Menschen grüßend und Hände schüttelnd, mitunter sogar ungewöhnlich jovial wirkend. Bloß höchstpersönlich hinterm Steuer sah man den Führer nie.

Doch auch wenn ein auf Hitler ausgestellter "Lappen" zumindest öffentlich nicht existiert, liegt die Vermutung recht nahe, dass er einen besaß. Unter der Mitgliedsnummer 56180 listete der ADAC einen gewissen "Adolf Hitler – Schriftsteller" (sic und seufz) auf. Tatsächlich waren sogar mehrere PKW auf ihn angemeldet, als Erstes einen Sportwagen der Marke "Selve", natürlich ein deutsches Fabrikat. Bekannter wurde jedoch der Mercedes Benz Typ 770, das damals teuerste Gefährt der Edelmarke, welches er nach verbüßter Haft 1931 erstand.

Zudem soll unter seiner Entourage die Existenz des auf Hitler ausgestellten Führerscheins bekannt gewesen sein. Mit ziemlicher Sicherheit hätte somit der Führer auf den von ihm erfundenen Autobahnen ein Fahrzeug lenken dürfen. Oder stammt die Idee der Autobahn am Ende etwa gar nicht von ihm, wie es allgemein angenommen wird?

2. Fahr'n, fahr'n, fahr'n auf Hitlers Autobahn

Bestimmt kennen Sie folgende Argumentation: Ja, das Dritte Reich war schrecklich, aber zumindest die Autobahn haben wir Hitler zu verdanken. Haben wir das tatsächlich? Nazi-Nostalgiker müssen jetzt ganz, ganz tapfer sein: Nein, haben wir nicht. Bereits 1932 weihte der damalige Kölner Bürgermeister und spätere erste Bundeskanzler der BRD Konrad Adenauer die erste öffentliche Autobahn ein, die später zur A 555 zwischen Köln und Bonn ausgebaut wurde.

Nicht einmal die Bezeichnung "Autobahn" selbst stammte von den Nazis, geschweige denn vom Führer höchstpersönlich. Den Begriff prägte 1929 in Anlehnung an die Eisenbahn der Bauingenieur Robert Otzen. Das Konzept der Autobahn, vor Otzen noch "Autobahnstraße" benannt, wurde jedoch bereits in der Weimarer Republik entwickelt. Die "Urheberschaft" auf die Autobahn schrieben die Nazis nach der Machtergreifung rückwirkend dem Führer auf den Leib, um dessen angebliche Genialität zu untermauern.

Seien wir froh, dass auf den ...

Seien wir froh, dass auf den Hinweisschildern nicht "Stalingrad" steht ... (Bild: https://pixabay.com)

In Wahrheit war Hitler ein begnadeter Rhetoriker, in allen anderen Belangen jedoch ein Versager und Stümper, der revisionistischen Ansichten zum Trotz die Kriegsniederlage zu verschulden hatte. Spätestens mit der Kriegserklärung an die USA war das Schicksal Nazi-Deutschlands besiegelt. Dabei hätte doch um ein Haar zumindest die gemeinsame Amtssprache Deutsch die beiden Staaten vereint … oder doch nicht?

3. Sprich gefälligst Deutsch, Kuhbub!

Da quälen sich seit Jahrzehnten Millionen Deutsche mit dem Erlernen von Englisch ab, und dabei waren die USA so knapp daran, unser Deutsch als Amtssprache einzuführen! Anfang 1794 stimmte nämlich das US-Repräsentantenhaus über die Einführung von Deutsch als Amtssprache ab. Gescheitert ist das Gesetz nur an einer einzigen Stimme, und zwar an der entscheidenden Neinstimme des Abgeordneten Frederick Muhlenberg, der ironischerweise deutscher Abstammung war. Seiner Ablehnung haben wir es zu verdanken, dass englisch die wichtigste Handelssprache ist, Kevin und Jennifer zu den beliebtesten Kindernamen zählen, und Hollywood-Filme synchronisiert werden müssen.

Sprachliche Missverständnisse: Das ...

Sprachliche Missverständnisse: Das Pferd sprach nur Deutsch (Bild: https://pixabay.com)

Falls es überhaupt stimmte. Denn nicht einmal Englisch selbst ist offizielle Amtssprache in den USA, wenngleich etwa Gesetztestexte oder amtliche Dokumente stets auf Englisch verfasst werden und somit Englisch die überwiegend verwendete Landessprache ist. In Wahrheit handelt es sich um die Annahme, beinahe wäre Deutsch die amerikanische Amtssprache geworden, um eine gut erfundene Geschichte mit einem klitzekleinen wahren Kern.

1794 befasste sich das Repräsentantenhaus mit einer Petition deutschsprachiger Einwanderer aus Virginia, Gesetzestexte zusätzlich auf Deutsch zu veröffentlichen. Tatsächlich scheiterte diese Petition nur an einer einzigen Stimme, nämlich jener Muhlenbergs, der durchaus vernünftig argumentierte, es wäre für alle von Vorteil, würden deutsche Einwanderer möglichst rasch Amerikaner werden, also auch Englisch erlernen. Und deshalb müssen sich weiterhin deutschsprachige Schüler durchs englische Vokabular quälen. Tröstend mag nach negativen Zensuren der Gedanke sein, dass sogar das Übergenie Albert Einstein ein schlechter Schüler war. Oder bleibt Schülern am Ende selbst Trost der Marke: "Na und? Einstein hatte auch schlechte Noten!" verwehrt?

4. Einstein, setzen, sechs!

Wer ähnlich dem Artikelautor stets miserable Noten in der Schule hatte, kennt den Mythos rund um das schulische Versagen des Jahrhundertgenies Albert Einstein. Einer seiner Lehrer prophezeite ihm sogar, dass nie was aus ihm werde. Letzteres stimmt sogar, worüber sich wohl niemand mehr als Einstein selbst köstlich amüsiert haben dürfte. Doch weder war der spätere Nobelpreisträger ein schlechter Schüler, noch blieb er gar sitzen. Die Wahrheit ist: Einstein war ein guter, wenn auch kein überragender Schüler. Während er in naturwissenschaftlichen Gegenständen glänzte, begnügte er sich in jenen Fächern, die ihn nicht interessierten, mit dem Notwendigsten. Zumindest insofern war er ein ganz normaler Schüler: Pauken oder strebern war ihm zuwider.

Wie kam es dann aber zum Mythos des Schulversagers Einstein? Durch ein klassisches Missverständnis. 1895 ging Einstein an die Aarauer Kantonsschule, wo er ein Jahr später die Matura (Abitur) abschloss. Auf seinem Maturazeugnis finden sich tatsächlich größtenteils Fünfer und Sechser, selbst in den naturwissenschaftlichen Gegenständen. Allerdings ist die Schweizer Bewertungsskala an den Schulen umgekehrt zur deutschen oder österreichischen zu lesen: Was in Deutschland als ungenügend mit einer 6 beurteilt wird, gilt in der Schweiz als bestmögliche Note. Einstein war somit kein Vorzugsschüler, schloss in den meisten Fächern aber sehr gut ab und war Lichtjahre entfernt vom Sitzenbleiben.

"So, Albert, Glückwunsch, dass du ...

"So, Albert, Glückwunsch, dass du im fünfzigsten Anlauf den Hauptschulabschluss geschafft hast!" (Bild: https://pixabay.com)

Fast schon schade, bot diese Mär doch so schönen Trost. Aber halt: Es gibt Hoffnung für schlechte Schüler! Viele später berühmte und bedeutende Persönlichkeiten "versagten" in der Schule. Zu ihnen gehörten etwa Thomas Mann, Theodor Fontane oder Winston Churchill. Bill Gates, über Jahre hinweg reichster Mensch der Welt, brach das College ab und machte trotzdem seinen beeindruckenden Weg. Abraham Lincoln besuchte nur sporadisch Schulen und war Autodidakt. Davon abgesehen ist das Leben die beste Schule, und gesunder Menschenverstand ist ohnehin unbezahlbar. Wie war das doch gleich mal mit der NASA, die eine Million Dollar für einen Weltraumkugelschreiber verschwendete? Ha! Da haben wir's mal wieder: Diese dämlichen Amis!

5. NASA verschwendet 1 Million Dollar für einen Kugelschreiber

Jeder hat diese Geschichte – gerne in Seminaren als auflockernde Anekdote erzählte – schon mal gehört: In den 1960er Jahren benötigte NASA einen auch in der Schwerelosigkeit funktionierenden Kugelschreiber. Eine Million Dollar kostete die Entwicklung eines solchen Schreibgeräts. Das alleine wäre schon irre genug, aber hier kommt die Pointe: Die Russen arbeiteten am selben Problem. Und lösten es mit einem handelsüblichen Bleistift. Vielleicht kennen Sie diese Geschichte ja auch aus der "Handelsblatt"-Werbung.

Wer genau diese Geschichte in die Welt setzte, ist nicht bekannt. Fakt ist, dass rein gar nichts daran stimmt, bis auf die Notwendigkeit eines auch in Schwerelosigkeit funktionierenden Kugelschreibers. Ein Jammer, denn die Geschichte spricht auf genial nachvollziehbare Weise gleich mehrere Stereotypen an: Jenen der wissenschaftlichen Eierköpfe, die den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen, jenes des praktisch veranlagten Russen sowie jenes der verschwenderischen Bürokratie.

Den Kugelschreiber für Astronauten, den Space Pen, gibt es tatsächlich, und er kann frei im Handel auch von Nicht-Astronauten zu einem Preis von unter einer Million Dollar gekauft werden, wie diese Amazon-Anzeige beweist.

Allerdings kostete die Entwicklung den amerikanischen Steuerzahler keinen Pen-ny, da der Space Pen von der Firma Fisher Space Pen entwickelt und bis heute produziert wird. Auf Grund ihrer Widerstandsfähigkeit und des Umstands, dass sie komplett aus Metall bestehen, sind sie tatsächlich erheblich teurer als herkömmliche Kugelschreiber, dafür eigenen sie sich für Umgebungen und Oberflächen, in und bei denen ein Wegwerf-Kugelschreiber nutzlos wäre.

Deshalb benutzen neben der NASA auch die Kosmonauten seit vielen Jahren die Space Pen und keinen Bleistift, da die Teile leicht brechen und für Beschädigungen in der Raumkapsel sorgen könnten. Fast scheint es, als wären die Amis doch klüger als ihr Ruf, und als wäre der böse Kapitalismus ab und an doch imstande, Probleme zu lösen! Zugegeben: Es handelte sich um ein sehr spezielles Problem, das beispielsweise ein Charles Lindbergh nicht hatte, als er als erster Mensch überhaupt den Atlantik überflog. Aber Sie ahnen es vielleicht bereits: Lindbergh war doch nicht so ganz der erste ...

6. Ein Amerikaner in Paris

Als die beiden Briten John Alcock und Arthur Whitten Brown am 14. Juni 1919 in Irland aus ihrem Flugzeug, einem umgebauten Langstreckenbomber, stiegen, hatten sie Historisches geleistet. Dabei empfingen sie keine jubelnden Menschenmassen, und die Landung selbst wäre um ein Haar schiefgegangen, da sich die vermeintliche Wiese bei näherer, zu später Betrachtung als Moor herausstellte. Doch sie überstanden die heikel Situation unverletzt und wurden Tage später vom britischen König George V. in den Ritterstand erhoben. Sie haben noch nie von den beiden gehört und fragen sich, welche epochale Leistung sie vollbracht haben? Nun, sie überquerten knapp acht Jahre vor einem gewissen Charles Lindbergh nonstop in einem Flugzeug den Atlantik.

Von Charles Lindbergh haben Sie natürlich gehört. Er landete am 21. Mai 1927 mit der "Spirit of St. Louis" am Pariser Flughafen Le Bourget und vollbrachte seinerseits Historisches: Er wurde als Amerikaner in Frankreich begeistert empfangen! Doch ernsthaft: Lindbergh war der erste Mensch, der alleine den Atlantikflug geschafft hatte. Unzweifelhaft eine großartige Leistung, insbesondere dann, wenn man sich die Flugzeuge damaliger Tage genauer betrachtet. Doch warum wurde Lindbergh in Europa begeistert gefeiert und zurück in New York mit einer Konfettiparade empfangen, während John Alcock und Arthur Whitten Brown heute niemand mehr kennt, obwohl sie mit einer technologisch weitaus primitiveren Maschine dem Amerikaner acht Jahre zuvorgekommen waren? Nachfolgend ein Foto von Charles Lindbergh vor seiner "Spirit of St. Louis":

Charles Lindbergh, Atlantiküberquere ...

Charles Lindbergh, Atlantiküberquerer - nicht verwandt mit Udo Lindenberg, Grenzgänger zwischen albernem Hippie-Quatsch und blankem Unsinn (Bild: https://pixabay.com/)

Es mag ein bisschen deprimierend und kulturpessimistisch klingen, aber Charles Lindbergh war ein gut aussehender, charismatischer "All American Guy", während Alcock und Whitten Brown, nun ja, einfach nur Briten waren.

Auch wenn Lindbergh für seinen Atlantikflug berühmt wurde und dafür unauslöschlich in den Geschichtsbüchern steht: Seine weitere Lebensgeschichte ist nicht unbedingt ruhmreich. In die Schlagzeilen geriet er unfreiwillig, als sein knapp zweijähriger Sohn entführt wurde. Obwohl Lindbergh das geforderte Lösegeld bezahlte, wurde sein Kind wenige Tage später tot aufgefunden. Ein gefasster Tatverdächtiger, der jegliche Verwicklung in die Entführung abstritt, wurde hingerichtet, nicht zuletzt auf Grund einer zweifelhaften Aussage Lindberghs gegen ihn.

Später verstörte er mit zumindest latent judenfeindlichen Äußerungen, nachdem er sich Ende der 1930er Jahre in Nazi-Deutschland hofieren hatte lassen – von Hermann Göring persönlich erhielt er das Großkreuz des Deutschen Adlerordens. Seine steten Forderungen, die USA mögen sich aus dem Zweiten Weltkrieg heraushalten, sorgten gleichsam für Kritik an ihm. Gänzlich unsterblich wurde er durch die Benennung eines Mondkraters nach ihm, zwei Jahre nach seinem Tod.

Immerhin besser als die Tradition ...

Immerhin besser als die Tradition, Hurrikane mit Frauennamen zu belegen ... ernsthaft, was soll das? (Bild: https://pixabay.com)

Während den Mondkrater Lindbergh wohl kaum jemand auf der Mondkarte fände, weiß jeder in Hollywoodgeschichte gestählte Europäer von den Hexenprozessen in Salem, die mit der Verbrennung von hunderten unschuldigen Frauen und Mädchen endeten. Oder so ähnlich. Nein, eigentlich kaum so.

7 Salem, oder: Ding Dong, die Hex ist tot!

Und auch das kennt jeder: Sobald die Rede auf die eher unappetitlichen Seiten des Islam oder einer anderen Religion kommt, fallen unweigerlich, wie das Amen im Gebet, oder wie die Raute während einer Rede der hoffentlich bald Altkanzlerin Merkel, zwei Stichworte, immer vorangestellt mit "Ja, aber die Christen!": Zum einen die Kreuzzüge (die einen eigenen Artikel verdienten), zum anderen die Hexenverfolgungen, hierbei gerne unter dem Schlagwort "Hexenverbrennungen von Salem" argumentativ unterlegt, da es so hübsch schauderhaft klingt und Bilder brennender Scheiterhaufen und vor Schmerz und Angst schreiender Frauen hervorruft.

Die bekannteste literarische Verarbeitung erfolgte durch den Schriftsteller Arthur Miller, der in seinem bekannten Theaterstück "Hexenjagd" (Originaltitel: "The Crucible") allen Ernstes die Hexenprozesse in Salem 1692 mit der völlig berechtigten Angst vor kommunistischer Unterwanderung der USA in der Nachkriegsära verglich. Nun gut, der Mann war kurze Zeit mit Marilyn Monroe verheiratet, da kann man mit seinen Gedanken schon mal abdriften.Wo waren wir? Ach ja, Salem.

Um eines klarzustellen: Die Hexenprozesse von Salem waren aus heutiger Sicht selbstverständlich wider sämtliche juristische Standards.

Disclaimer: Keine Hexe kam bei dieser Aufnahme zu Schaden (Bild: https://pixabay.com)

Geständnisse wurden unter Folter erzwungen, mehrere Inhaftierte überlebten die Haft nicht, und schlussendlich wurden tatsächlich Menschen hingerichtet.

Der Grund, weshalb diese Ereignisse die wohl berühmteste Episode der Hexenverfolgungen bildet, ist ihre Einmaligkeit in den damaligen Kolonien. Was genau dazu führte, dass 1692 in Neuengland hunderte Menschen der Hexerei beschuldigt und ihnen der Prozess gemacht wurde, ist bis heute umstritten. Vielleicht war es eine Mischung aus religiösem Fanatismus, Angst vor der Auslöschung der Kolonien durch fremde Mächte (man bedenke: Die Verdrängung der Ureinwohner war noch im Gange), Fehldeutungen neurologischer oder psychischer Erkrankungen als Zeichen satanischen Treibens.

Was auch immer zu dem Wahnsinn führte: Keiner der Beschuldigten wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt, geschweige denn, dass ganze Hundertschaften ermordet wurden. Insgesamt wurden 20 der Hexerei Beschuldigte hingerichtet: 19 durch den Strick, wie es üblich war, ein Beschuldigter, der die Aussage verweigert hatte, wurde zerquetscht. Fünf weitere starben während der Inhaftierung, wobei man davon ausgehen kann, dass sie an den Folgen der Folter bzw. den Haftbedingungen verstarben.

Übrigens befanden sich unter den Beschuldigten zahlreiche Männer, was der Mär von Frauen als ausschließlichen Opfern der Hexenjagd widerspricht. Das Gros der Beschuldigten wurde indes freigelassen. Auch wenn die Hexenverfolgungen in Europa weitaus zahlreicher waren, sind die oft genannten Zahlen von bis zu mehreren Millionen Opfern mit Sicherheit weit übertrieben.

Nicht, dass dieser Umstand die grauenhaften Zustände im Mittelalter relativierte, denkt man etwa an das berühmt-berüchtigte "Recht der ersten Nacht", de facto ein Freibrief für Vergewaltigung durch die herrschende Klasse. Schließlich hat man das unter anderem in "Braveheart" gesehen, und Mel Gibson würde doch nicht lügen, oder?

8. Sie dürfen die Braut nun küssen ... und von Ihrem Gutsherren vergewaltigen lassen

Wer "Braveheart" gesehen hat, wird sich an diese Szene erinnern: Eine Hochzeitsfeier wird vom Sheriff unterbrochen, der die Braut mit Hinweis auf das königliche Dekret des "Das Ius primae noctis" beansprucht, dem "Recht auf die erste Nacht". Angeblich besaßen Gerichtsherren im Mittelalter das Recht, die erste Nacht mit einer Braut zu verbringen. Oder eine finanzielle Entschädigung zu erhalten, wenn sie eher unattraktiv war. Aber gab es dieses Gesetz überhaupt?

Tatsächlich existieren nur zwei schriftliche Belege für diese Belege, beide aus der Schweiz. Unklar ist jedoch, ob es in Anspruch genommen wurde oder nicht vielmehr schlichtweg eine weitere Einnahmequelle in Form von Ersatzzahlungen eröffnen sollte. Natürlich stellt sich die Frage, warum derlei Legenden in die Welt gesetzt wurden. Eine Antwort darauf finden Sie in meinem ersten Artikel über geschichtliche Mythen: Mit solchen Legenden oder glatten Lügen wie jener, man habe im Mittelalter geglaubt, die Erde sei eine Scheibe, wollte man im Zuge der Aufklärung hervorheben, wie rückständig die Leute früher gewesen seien. Dabei bedurfte es solcher Übertreibungen oder Lügen doch gar nicht, um sich in deutlich besseren Zeiten zu wähnen. Beispielsweise werden wir heute von vernünftigen, hochintelligenten Führungspersonen regiert. Ganz im Gegensatz etwa zum alten Rom, das von einem verrückten Pyromanen abgefackelt wurde.

Loch Ness - das Monster befand sich ...

Loch Ness - das Monster befand sich zum Zeitpunkt der Aufnahme leider gerade im Urlaub (Bild: https://pixabay.com)

9. Nero fackelt fidelnd Rom ab

Einem musikalischen Irren, so die Legende, der sich selbst auf der Lyra begleitete, während die Stadt in hellen Flammen stand. Dabei hätte er nicht einmal bei DSDS Chancen gehabt, wie nachfolgende Aufnahmen, für deren historische Akkuratesse der Artikelautor nicht bürgt, belegen.

Ernsthaft: Das ist natürlich der unvergleichliche Peter Ustinov in seiner Glanzrolle als Nero in "Quo Vadis". Zur Verteidigung des zwar überlangen, aber auch unterhaltsamen Filmes, sei angeführt, dass das Bild des Lyra spielenden Pyromanen nicht von Hollywood in die Welt gesetzt wurde. Vielmehr geht es auf entsprechende Behauptungen des römischen Historikers Tacitus zurück. Was kann man von diesen nun aber halten?

Zum einen befand sich Nero bei Ausbruch des Brandes weit von Rom entfernt. Zum anderen war er selbst durch den Brand betroffen: Der kaiserliche Palast mit all seinen Kunstschätzen war Raub der Flammen geworden. Für den kunstbegeisterten Nero ein schwerer Schlag, den er wohl kaum selbst inszeniert hätte. Im Gegenteil setzte er alles daran, den Brand einzudämmen, stellte seine Gebäude den Obdachlosen zur Verfügung, wie er Lebensmittel aus dem Umland heranschaffen ließ, und bemühte sich um Vorkehrungen, weitere Katastrophen dieses Ausmaßes zu verhindern.

Ehe Ihnen Nero nun allzu sympathisch werden sollte: Um die Gerüchte von seiner Person wegzubringen, bezichtigte er die Christen der Brandlegung. Viele wurden inhaftiert, hingerichtet oder im Kolosseum den wilden Tieren zur Belustigung der Zuschauer vorgeworfen. Überhaupt bleibt Nero eine widersprüchliche Figur: Gerade die ersten Jahre seiner Herrschaft waren von vielen Reformen zugunsten des Volkes geprägt. Selbst das Fällen von Todesurteilen soll ihm zuwider gewesen sein, weshalb er Zwangsarbeit oder die Verbannung ins Exil als Strafe bevorzugte.

Im Laufe seiner Herrschaft entwickelte Nero jedoch sadistische Züge und ließ unter anderem seine eigene Mutter ermorden. Nach 14 Jahren zwang ihn eine Verschwörung zur Flucht, die er durch Suizid beendete, ehe er seinen Feinden lebendig in die Hände fallen und ermordet werden konnte, wie es Julius Cäsar erdulden musste. Immerhin konnte dieser noch eines der berühmtesten Zitate der Weltgeschichte als letzte Worte hauchen …

10. "Auch du, Brutus?", oder: "AUAAAAARRGH!"?

Die Geschichte kennt jeder: Julius Cäsar wird hinterrücks niedergestochen, stürzt blutüberströmt zu Boden, erkennt in einem der Verschwörer seinen lieben Freund Marcus Brutus, und haucht in einer Mischung aus Entsetzen und ehrlicher Überraschung: "Auch du, Brutus?", oder "Auch du, mein Sohn?", je nach Quelle.

Hierzu sollte man jedoch kritisch anmerken, dass die angeblich letzten Worte Cäsars erst weit über 100 Jahre später vom römischen Schriftsteller Sueton erwähnt werden. Und was wohl stärker gegen das "Auch du, Brutus?"-Zitat spricht: Zu diesem Zeitpunkt lag Cäsar mit knapp zwei Dutzend Dolchstichen am Boden. Wägen Sie selbst ab: Fände man da noch die Kraft für ein feingeistiges Bonmot, oder würde man nicht doch höchstens noch "AUAAAAARRGH!" brüllen?

Bücher des Artikelautors - kann man kaufen, sollte man sogar
Filmriss - 19 SF-Filme für die Tonne
Blut - Horrorgeschichten
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Autor seit 13 Jahren
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