Funkenabbrennen in Vorarlberg

Das Funkenfeuer ist ein alter Feuerbrauch, der heute noch im schwäbisch-alemannischen Raum, aber auch in Ostfrankreich und bis in die Gegend von Aachen verbreitet ist. Jedes Jahr am Funkensonntag werden die so genannten Funken...

Während ich diesen Artikel schreibe, höre ich vom Nachbardorf her ein Feuerwerk. Dort wird der Funken schon heute, am Samstag abgebrannt. Fast jedes Dorf hat seinen eigenen Funken, der von der Feuerwehr oder eigenen "Funkenzünften" aufgestellt wird. Dabei darf es durchaus höher, länger, schöner sein. Die Funkenzunft Gaißau (in Vorarlberg) hat es im Jahr 2000 mit einen 41m hohen Funken sogar zu einem Eintrag bei Guinness Buch der Rekorde gebracht. Der Funken muss Tag und Nacht bewacht werden, denn nach altem Brauch versuchten früher feindliche Funkenzünfte, den Funken eines Dorfes vorzeitig zu entzünden. Unter Funkenzünften ist dies heute aber kaum mehr üblich. Einen Funken einfach vorzeitig anzuzünden, gilt als Brandstiftung und wird polizeilich verfolgt. Heute werden Funken eher aus Unfug vorzeitig in Brand gesteckt, deshalb deshalb ist die Funkenwache immer noch wichtig und aktuell.

Am Funkensonntag (oder am Samstag davor) wird der Funken im Rahmen eines Dorffests abgebrannt. Wie dies gestaltet wird, ist regional verschieden. In dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, versammelten wir Schulkinder uns immer nach Einbruch der Dunkelheit beim Feuerwehrhaus, wo uns Fackeln ausgehändigt wurden. In Begleitung der Blasmusik zog der Kinder-Fackelzug zum Funkenplatz, wo die Dorfbevölkerung schon bei Glühmost und dem Schmalzgebäck "Funkaküachle" wartete. Sobald die Musikkapelle am Festplatz Aufstellung genommen und zu spielen begonnen hatte, wurde der Funken angezündet. Die Musik spielte, bis die Hexe Feuer gefangen hatte. Dann herrschte Stille, jeder schaute nach oben und wartete angespannt auf die Explosion der Hexe. Das passierte auch meistens zur Freude der Bevölkerung. Wenn die Hexe nicht explodiert, bedeutet das eine große Schmach für die Funkenbauer und die Hexe muss am Sonntag darauf in einer Zeremonie beerdigt werden. Ich habe das nur einmal erlebt. Nachdem die Hexe explodiert ist, steigt ein großes Feuerwerk in den Himmel.

Peinlichkeiten wie ein Funken, der frühzeitig angezündet wird oder eine Hexe, die nicht explodiert, haben in Vorarlberg Nachrichtenstatus und werden in Presse und Fernsehn berichtet.

Designer Funken

Auch alte Bräuche verändern sich mit der Zeit. Von Klangfeuerwerken über Hexen, die mit ihrem Besen um den Funken "fliegen" bis zu Artisten, die mit feurigen Nummern das Publikum unterhalten: Jedes Dorf lässt sich etwas Besonderes einfallen. Die Funkenzunft Nofels entwickelte ein ganz neues Design eines Funkens, das in diesem Video vorgestellt wird. Dazu erklärt Dr. Paul Fiel die Hintergründe des Brauchtums.

Laden ...
Fehler!