Überreste einer Geisterstadt (Bild: werner22brigitte / Pixabay)

Viele Städte im Wilden Westen hatten Saloons und Bordelle

Wenn die Goldgräber sahen, dass die Mine noch lange nicht erschöpft sein würde, begannen sie, richtige Häuser zu bauen. Zuerst aus Holz, schließlich aus Ziegelsteinen, wenn die Stadt nicht vorher verlassen wurde. Aber die ersten Holzhäuser hatten meistens eine falsche Fassade. Hinter einer stattlichen Vorderfront steckte eine ärmliche Hütte.

Alle Städte im Wilden Westen hatten eine Hauptstraße mit vielen Läden. Der Krämer verkaufte alles, was die Leute brauchten, von den Erbsen bis zu den Kleidern. Bei ihm konnte man auch den neusten Klatsch hören. Natürlich gab es auch Bars (die berühmten Saloons) und Tanzsäle, wo die Cowboys und Goldsucher ihren Durst löschten und sich amüsierten.

Wer sich vorübergehend in der Stadt aufhielt, konnte sein Pferd in einem gemieteten Stall unterstellen, wo man sich um Pferd und Sattelzeug kümmerte. Kaum war eine Stadt entstanden, da fand sich auch ein Arzt ein, oder jemand, der glaubte, etwas von Medizin zu verstehen. Und natürlich boten Hotels und Restaurants den Durchreisenden ihre Dienste an, ebenso wie die Bordelle. Eine bescheidene Kirche fehlte meist auch in den kleineren Orten nicht, aber eine Schule gab es nur in den größeren Städten. Das Leben im Westen war hart, und Lesen und Schreiben galten in den Anfangsjahren als Privileg.

Nach dem Goldrausch wurden viele Städte von den Einwohnern verlassen

Das Gefängnis war oft nur ein notdürftig zusammengezimmerter Verschlag. Deshalb ist es auch verständlich, wenn mancher Gefangene nach kurzem Aufenthalt gleich wieder ausbrach. Viele Städte wurden von Goldgräbern gegründet. Andere entstanden aus dem Lager einer Handvoll Cowboys. So zum Beispiel Abilene in Kansas. Als die Rinderzüchter eines Tages beschlossen, dort das Vieh zusammenzutreiben, das in den Osten geschickt werden sollte, wurde aus Abilene binnen kürzester Zeit ein ganz wichtiger Ort.

Eines Tages war auch der Goldrausch vorbei, weil die Funde immer spärlicher wurden. Viele Städte starben aus. Manche wurden sofort verlassen, wenn der Ort in einer unfruchtbaren Gegend lag und ringsum kein Ackerbau möglich war, von dem die Leute hätten leben können. Auch mit den Viehhändlerstädten ging es oft schnell wieder bergab. Zumindest dann, wenn eine andere Stadt günstiger gelegen war - vielleicht wegen des Eisenbahnbaus. Nach und nach zogen die Leute dann weg. Die Städte wurden zu Ghosttowns, zu Geisterstädten, wie man sie heute noch überall im Westen findet.

Das jahreszeitlich fast gleichmäßig trockene Klima hat die traurigen Überreste der Saloons, Geschäfte und dem Sheriff-Office samt Gefängnis nahezu originalgetreu erhalten. Fast scheint es so, als sei die Zeit mehr als hundert Jahre stehengeblieben. Nachts, wenn die wenigen Touristen, die es tagsüber zu den Geisterstädten zieht, in den benachbarten Städten schlafen, schleichen Kojoten und Wüstenratten durch die Ruinen. Dann pfeift der Wind unheimlich durch die Ritzen der eingestürzten Häuser, stumme Zeugen manchen Bankraubs, vieler Schießereien um Gold und Silber und etlicher Indianerüberfälle.

BerndT, am 08.10.2013
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Bildquelle:
jay galvin / Flickr (Goldsucher am Klondike)
Brigitte Werner (Banditen im Wilden Westen)
The Librarys of Congress (Sheriffs im Wilden Westen)

Autor seit 12 Jahren
358 Seiten
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