Die Statistik bringt es an den Tag

Nach dem "Jahrbuch Sucht 2016" der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) gelten 1,77 Millionen Bundesbürger als alkoholabhängig. 20 Prozent der Menschen, die regelmäßig Alkohol zu sich nehmen, können alkoholkrank und damit abhängig bis stark abhängig werden, während die übrigen 80 Prozent "nur" ihren Körper schädigen: Nervenleiden und Nervenkrankheiten, der Abbau von Zellen vorrangig im Gehirn und die Rückbildung von Organen und Geweben sind die bekanntesten Folgen von zu viel Alkoholkonsum.

Der Verzehr von Alkohol ist 2014 in Deutschland mit 9,6 Liter reinem Alkohol im Vergleich zu den Vorjahren fast gleich und damit unverändert sehr hoch geblieben. Davon entfielen 5,1 Liter auf Bier, 2,3 Liter auf Wein, 1,8 Liter auf Spirituosen und 0,4 Liter auf Schaumwein.Der Gesamtverbrauch an alkoholischen Getränken betrug 136,9 Liter pro Kopf der Bevölkerung.

Alkohol und Alkoholsucht

Alkohol erzeugt bei Alkoholkranken meistens Abhängigkeit in rein körperlicher, aber auch psychischer Hinsicht, zumal Alkohol überall und jeder Tages- und Nachtzeit verfügbar ist und sein Konsum gesellschaftlich zu jedem Anlass gefördert wird.. Darin besteht sein besonderes Gefährdungspotenzial.

Der Betroffene spürt seine Alkoholabhängigkeit im Normalfall nicht, denn die Sucht ist ganz langsam durch Gewohnheit und langsame Steigerung der Mengen gewachsen. Meistens geht die Steigerung der Menge der "weichen Suchtmittel" mit dem gelegentlichen bis ständigen Verzehr von "harten Suchtmitteln" wie Schnaps einher. Die Alkoholsucht und -krankheit tritt "normalerweise" dann auf, wenn zwei Dinge zusammenwirken: Alkoholkonsum über viele Jahre oder gar Jahrzehnte und genetische Voraussetzungen. Dabei ist die Alkoholsucht latent immer vorhanden.

Sind schon drei von sechs Kriterien erfüllt?

Die Medizin hat diagnostische Leitlinien zur Erkennung von Alkoholabhängigkeit entwickelt. Diese liegt vor, wenn innerhalb der letzten 12 Monate drei der folgenden sechs Kriterien erfüllt sind. Lesen Sie auch Alkoholsucht im Test für auffälliges Trinkverhalten.

  • Es besteht ein starker Wunsch oder Zwang, Alkohol zu konsumieren; zuerst in Gesellschaft, in einem späteren Stadium je nach Charakter des Betroffenen in Gesellschaft, allein oder auch heimlich, bis es auffällt.
  • Es ist eine verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung und der Menge des Konsums vorhanden.
  • Das Auftreten eines körperlichen Entzugssyndroms: psychischer Eigendruck zum Verzehr von Alkohol oder auch "zittrige Hände".
  • Es sind zunehmend höhere Dosen erforderlich, um die ursprünglich durch niedrigere Dosen erreichten Wirkungen hervorzurufen.
  • Der Alkohol gerät zunehmend immer mehr in den Vordergrund. Die Nähe von Alkohol wird langsam wichtiger als die Nähe anderer Menschen. Andere Vergnügungen oder Interessen werden zunehmend als unwichtig vernachlässigt. Der Unternehmungsgeist für andere Dinge erlahmt.
  • Der Alkoholkonsum wird trotz nachweisbarer eindeutiger schädlicher Folgen körperlicher, sozialer oder psychischer Art fortgesetzt.

Alkoholsucht ist eine anerkannte Krankheit

Seit 1968 gilt Alkoholismus als Krankheit. Die Behandlung dieser Krankheit fällt seit 1978 in die Zuständigkeit der Krankenkassen und der Rentenversicherung. Die Bekämpfung der Alkoholsucht geschieht oftmals mit fremder, meist ärztlicher Hilfe, jedoch ist ein Erfolg nur möglich, wenn der Kopf und die Einsicht des Betroffenen mitspielen. Hilfe ist dennoch notwendig. Aber selbst bei einer Unterstützung von außen kann sich noch zeitweise die Sucht durchsetzen, und es gibt Rückfälle (Beispiele: Mehrere Versuche zur Beendigung des Alkoholkonsums, bis es beim letzten Versuch klappt nach bedauerlichen Rückfällen, in denen die Sucht vorübergehend über die Einsicht "gewinnt").

Keine Werbung für legale Drogen mehr

Nach wie vor sind die legalen Drogen Alkohol, Tabak und Medikamente für den größten Teil der Suchtproblematik in Deutschland verantwortlich. Legaler und illegaler Drogenkonsum betrifft stärker Männer und männliche Jugendliche als Frauen und weibliche Jugendliche.

Die DHS fordert wegen der nur geringfügigen Konsumveränderungen seit Jahren effektive Präventionsmaßnahmen wie Preiserhöhungen, Angebotsreduzierung und Werbeeinschränkungen und für die Präventionsarbeit eine Gewichtung der unterschiedlichen Problematiken von Männern und Frauen sowie der sozialen Benachteiligung.

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