Die Produkte "ohne" wurde gegen Lebensmittelunverträglichkeit entwickelt

Die Zahl der Verbraucher mit Gluten- oder Laktoseintoleranz ist in den letzten Jahren nur gering gestiegen. Das liegt nicht daran, dass die körperlichen Intoleranzen leicht zugenommen haben, sondern weil glutenfreie und laktosefreie Kost "in" ist und sich verantwortungsvolle Verbraucher einem ärztlichen Test unterwerfen, bevor sie auf die "freie Kost" umsteigen. Dabei wird in einigen wenigen Fällen wirklich eine entsprechende Intoleranz festgestellt.

Anders ausgedrückt: Je mehr ein Ernährungsthema wie Gluten- oder Laktoseintoleranz im öffentlichen Bewusstsein steht, desto mehr Menschen vermuten, wegen der gelegentlichen eigenen Unpässlichkeiten keine Milchprodukte oder normales, glutenhaltiges Brot zu vertragen und steigen auf die speziellen und teureren Lebensmittel um, ohne umsteigen zu müssen.

Die Industrie freut's und die Kasse klingelt.

Laktoseintoleranz

Zirka 15 Prozent der deutschen Bevölkerung vertragen tatsächlich keinen Milchzucker. Das ist meistens genetisch bedingt. Diesen Verbrauchern fehlt das Enzym Laktase, dass der Körper benötigt, um Milchzucker aufzuspalten. Geschieht dies nicht oder in nicht ausreichendem Maße, so stellen sich je nach der Verzehrmenge mehr oder weniger starke Blähungen, unangenehme Übelkeit und "Magengrummeln" und krampfartige Bauchschmerzen ein.

Glutenintoleranz

Dramatischer im Krankheitsverlauf als die Laktoseintoleranz ist die Glutenintoleranz (Zöliakie). Diese Erkrankung bringt Durchfall, Entzündungen der Darmschleimhaut und Gewichtsverlust mit sich und kann so starke akute Symptome aufweisen, dass der Körper "schlapp macht" und ärztliche Hilfe dringend benötigt wird.

Der Markt der überteuerten glutenfreien und laktosefreien Lebensmittel wächst rasant

Die Ausgaben für laktosefreie Milchprodukte sind nach Angaben der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung GfK allein im vergangenen Jahr bundesweit um 22 Prozent auf rund 100 Millionen Euro gewachsen. Die Zahl der Haushalte, die laktosefreie Milch oder ebensolchen Joghurt kaufen, wuchs im vergangenen Jahr von 4,4 auf 5,1 Millionen.

Nach einer anderen Studie der GfK aber haben rund 80 Prozent der Käufer von laktosefreien Produkten keine Milchzuckerunverträglichkeit. Bevor der Verbraucher zur überteuerten "freien" Ware greift, sollte er zuvor eine ärztliche Diagnose eingeholt haben. Nur wenn dann tatsächlich eine Laktoseintoleranz festgestellt wird, soll und muss sich der Patient strikt an die ärztlichen Vorgaben halten, welche Lebensmittel verzehrt werden dürfen und welche nicht.

In den Regalen der Supermärkte und Reformhäuser stehen immer häufiger glutenfreie Spaghetti oder Butterkekse, Trinkpäckchen mit laktosefreiem Kakao oder fruktosefreie Schokolade.

Die Preise für "freie" Ware sind oft doppelt so hoch wie für die normale Ware. Die Industrie begründet dies mit höheren Kosten der aufwändigen Kontrolle. Die höheren Endpreise, die der Verbraucher zahlt, dienten dazu, diese Mehrkosten zu decken

Manche milchzuckerfreien Nahrungsmittel sind oft ein Marketingtrick

Kritik am Begriff "laktosefrei" und dessen Verwendung übt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Sie betont, dass viele laktosefreie Produkte sind nicht nur überteuert sind, sondern die Kennzeichnung oft überflüssig ist. Ein Zusatz wie "von Natur aus laktosefrei" wäre für Verbraucher eine hilfreiche Information, die aber keinen höheren Preis rechtfertigt. Hier ist der Gesetzgeber gefordert.

Beispielsweise enthalten Schinken oder Putenbrust überhaupt keine Laktose, aber Schinken und Putenbrust werden ost als laktosefrei deklariert und teurer angeboten.. Gleiches gelte für Hartkäse wie Emmentaler oder Parmesan, die ohnehin so gut wie laktosefrei seien.

Welcher Käse kann bei Laktoseintoleranz bedenkenlos verzehrt werden?

Auch bei Laktoseintoleranz muss man nicht auf den Verzehr von Milchprodukten wie Käse verzichten. Für Käse gilt: Je länger Käse gereift ist, umso weniger Laktose bleibt in ihm erhalten, weil während der Reife Laktose in Milchsäure umgewandelt wird. Obwohl manche Käsesorten überhaupt keine Laktose mehr enthalten, bezeichnen manche Hersteller sie bewusst als laktosefrei, um dem Kunden in seiner Unwissenheit zu helfen.

Grundsätzlich gilt

  • - Hartkäse mit einer Reifezeit über mehrere Monate enthält gar keine Laktose
  • - Käse mit 0,0 Gramm Kohlenhydraten ist ebenfalls laktosefrei
  • - Weichkäse mit einer Reifezeit von nur wenigen Wochen enthält noch Restmengen an Milchzucker.
  • - Frischkäsesorten enthalten meist noch viel Laktose

Hier ist eine Liste laktosefreie und laktosearme Käsesorten

Die mit "Ja" bezeichneten Käsesorten sind für eine laktosearme bzw. laktosefreie Kost geeignet und bedenkenlos genießbar.

Ja: Roquefort-Käse, Mozzarella, Chester-Käse, Appenzeller (50%F.i.T.), Emmentaler, Hartkäse wie Schafs- und Ziegenkäse (länger als 6 Monate gereift), Greyerzer, Cheddarkäse (50% F.i.T.), Gouda, Raclette-Käse, Edamer, Tilsiter, Butterkäse, Havarti-Käse, Edelpilzkäse, Brie, Jerome, Geheimratskäse (45% F.i.T.), Camembert, Limburger Käse, Münsterkäse, Romandour, Bavaria Blu, Bel Paese, Feta (echt, ohne Kuhmilch), Parmesan.

Die mit "Nein" bezeichneten Käsesorten sind bei einer Laktoseintoleranz nicht zu empfehlen.

Nein: Frischkäse, Ziegenfrischkäse, Schafsfrischkäse, Hüttenkäse, Cottage-Käse, Schichtkäse, Molkenkäse, Rahmkäse, Ricottakäse, Schmelzkäse.

Hier erfahren Sie alles über Parmesan und Grana Padano, ihre Herstellung, Unterschiede und Lagerung im Haushalt.

Auf der Suche nach der individuellen Grenze

Weil der Körper keine oder nur wenig Laktase herstellt, kann die Laktose unverdaut in den Dickdarm gelangen und verursacht dort die Beschwerden wie Völlegefühl, Übelkeit, Bauchgrimmen oder Durchfall. Bei welcher Menge diese Beschwerden entstehen, ist individuell unterschiedlich. Bei einem ist es das erste Milligramm, andere vertragen schadlos einige Gramm.

Diese individuelle Grenze muss jeder Mensch für sich herausfinden, wenn er nicht unnötig auf einige Lebensmittel und damit auf Nährstoffe verzichten möchte.Das ist notwendig, weil die Hersteller die Menge der in dem Lebensmittel enthaltenen Laktose nicht angeben muss. Bei der Suche nach der Grenze helfen Laktasetabletten, die es ohne Rezept in jeder Apotheke gibt. Fest steht, nur die wenigsten Menschen müssen völlig auf laktosehaltige Lebensmittel verzichten.

Hat der Mensch seine Grenzschwelle erst einmal gefunden, kann er auch ruhig mal einen Teelöffel Quark essen, wenn er nicht zu den ganz Empfindlichen gehört.

Auch auf Butter braucht niemand zu verzichten, denn Butter hat einen niedrigen Laktosegehalt von etwa 0,6 Gramm pro 100 Gramm. Die geringe Menge Butter auf dem Toast oder Brot macht nichts aus. Der Verzehr laktosefreier Butter erscheint unnötig, wenn es sich nicht um eine große Menge ausgelassener Butter, zum Beispiel zu Spargel, handelt. Auch Sauermilchprodukte wie Joghurt oder Dickmilch sind für viele Menschen mit Laktoseintoleranz bekömmlich, obwohl 3-4 Gramm Laktose in ihnen enthalten ist. Hier helfen die in Joghurt und Dickmilch enthaltenen bestimmten Milchsäurebakterien, die wie Laktase wirken. Bei dem Vermerk des Herstellers "verbessert die Laktoseverdauung" ist man auf der sicheren Seite, weil die bestimmten notwendigen Bakterien enthalten sind.

Was bedeutet eigentlich die Bezeichnung "laktosefrei"?

Unsere Gesetze regeln nicht die genaue Bedeutung des Wortes "laktosefrei". Deshalb geben die Hersteller laktosefreier Lebensmittel meist an, dass weniger als 0,1 Gramm Laktose in 100 Gramm enthalten ist. Diese Angabe geschieht freiwillig und ist nicht vorgeschrieben.


 

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