Gewaltfrei leben ist möglich
Gewalt ist ein Ausdruck der Hilflosigkeit und mangelndem Respekt gegenüber Mitmenschen. Ein Ausdruck aufgestauter Wut, die wegen ungenügender Eigenkontrolle ausbricht.Wo beginnt Gewalt
Es wird zwischen körperlicher und seelischer Gewalt unterschieden.
Körperliche Gewalt ist meist für jeden klar sichtbar und beginnt bereits bei kleineren Übergriffen bis hin zu Schlägen oder Tritten, die zu schweren Verletzungen oder sogar den Tod zur Folge haben kann. Werden zur Gewaltausübung Gegenstände benutzt, ist das Risiko jemanden zu verletzen ober gar zu töten noch viel größer. Babys können schon durch starkes Schütteln schwer verletzt und sogar getötet werden.
Seelischer Gewalt beginnt bereits bei Liebesentzug, Demütigung und der Vernachlässigung von Kindern oder anderen Abhängigen. Im Jugend- und Erwachsenenalter wird die Gewalt häufig in Form von Mobbing, Drohungen und Einschüchterungsversuchen ausgeführt. Die dabei entstehenden "Wunden" sind nach außen hin nicht sichtbar, aber es treten psychische Schäden auf, die den Geschädigten oft ein Leben lang verfolgen.
09042016_Demo im gedenken an Burak B. (Bild: left report / Flickr)
Die individuelle Persönlichkeit wird maßgeblich in der Kindheit und Jugend ausgebildet. Kindheitsereignisse beeinflussen das Erwachsenen-Leben, sowohl die positiven, als auch die negativen. Die Ursachen der Gewaltbereitschaft können im sozialen, biologischen, kognitiven und situativen Bereich liegen.
Soziales Umfeld
Unter armen Verhältnisse aufzuwachsen, ist das Risiko ein gewaltbereites Kind zu werden besonders hoch. Gerade wenn es sich auch noch um eine kinderreiche Familie handelt. Unterstützt wird dies noch durch ein gewaltbereites Umfeld und durch gewalttätige Filme und Spiele. Hiergegen sind jedoch auch Kinder wohlhabender Familien nicht gefeit. Besonders, wenn beide Elternteile berufstätig sind und das Kind sich viel selbst überlassen ist.
Kognitive Faktoren
Die gewalttätige Person sieht in allen Interaktionen mit der Umwelt feindseliges Verhalten, obwohl diese gar nicht vorhanden ist. Sie neigen dazu, Gewalt als gegeben und normal zu akzeptieren. Zum effizienten Denken und suchen nach Lösungen von Konflikten sind sie nicht fähig, es siegt die Aggression. Diese Gruppe findet sich hauptsächlich bei kriminellen Banden.
Biologische Faktoren
Durch Umweltverschmutzung, z. B. toxische Materialien, Ernährungsmängel und traumatische Kopfverletzungen (durch Unfall oder Misshandlung) hervorgerufene Veränderungen im Gehirn können die Gewaltbereitschaft steigern.
Aversive Situationen
Lärm, unangenehme Lebensbedingungen und Gerüche können Aggressionen hervorrufen. Gefördert wird dies noch durch Mitmenschen im Umfeld, die mehr oder weniger aggressiv sind und zu Gewalttätigkeiten neigen.
Gewalt ist, was durch Wut entsteht
Wohl alle Eltern kennen die Situation, wenn das Baby anscheinend grundlos schreit, Das Kleinkind sich in der Trotzphase befindet, das Kind unbedingt etwas haben möchte oder der/die Jugendliche rebelliert. Es baut sich Wut auf und die Gefahr ist groß, dass es zu gewalttätigen Reaktionen kommt.
Hier ist es ganz wichtig, dass die Eltern sich unter Kontrolle halten. Lieber ein Kissen an die Wand geworfen, sich umdrehen, mehrfach tief durchatmen und versuchen, an etwas schönes zu denken. Dem Kind erklären, dass Sie eine kurze Pause benötigen und dass Ihre Wut sich nicht gegen das Kind selbst, sondern gegen das Verhalten des Kindes richtet. Wenn ein "nein" die Ursache für einen Wutausbruch des Kindes ist, konsequent bei dem nein bleiben, da das Kind sonst lernt, dass es Sie mit einem Wutausbruch umstimmen kann und es wird sich immer wieder und immer schlimmer wiederholen. Möglich ist jedoch, mit dem Kind oder Jugendlichen einen Kompromiss auszuhandeln. Dabei ist gegenseitiger Respekt erforderlich, denn auch das Kind ist eine eigenständige Persönlichkeit, dem Respekt zusteht, so wie jedem anderen Menschen.
Es ist nie zu spät
Egal ob im privaten Bereich, beruflich oder in der Öffentlichkeit, es kann auch noch als Erwachsener erlernt werden Aggressionen abzubauen, Gewalttätigkeiten zu vermeiden und trotzdem die Oberhand zu behalten. Den Gesprächsprozess dazu beschreibt der Psychologe Marshall B. Rosenberg*.
Die wichtigste Grundvoraussetzung ist gegenseitiger Respekt, der nicht durch Gewalt zu erzielen ist. Gewalt erzeugt nur Gegengewalt und Angst. Opfer von Gewalttaten sollten sich auf jeden Fall an eine der Hilfe leistenden Stellen wenden. Falsche Scham ist kontraproduktiv. Auch wer Gewalt in seiner Nachbarschaft oder seinem Umfeld mitbekommt, darf nicht die Augen schließen!
Quellen:
Bilder: flickr.com
*Die »gewaltfreie Kommunikation« (GFK), begründet durch den klinischen Psychologen Marshall B. Rosenberg (1934–2015), beschreibt den Gesprächsprozess zum Aufbau der Beziehung.
Deutscher Kinderschutzbund Bundesverband e.V.
https://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/gewalt/kindesmisshandlung/tipps/
Gewaltschutzgesetz (GewSchG) (BGBl. I S. 3513)
Bildquelle:
I. Ajerrar
(Mit Gelassenheit das Leben meistern)