Ein (Un)kraut stellt sich vor - Die Erkennungsmerkmale des Giersch

Erst seit den 50er Jahren gilt der Giersch, in der Botanik unter dem ausgefallenen Namen Aegopodium podagraria bekannt, in unseren häuslichen Gärten und Parkanlagen als "unausrottbares" Unkraut. Das ist auch kein Wunder, kennt man seine natürlichen Merkmale. Der Giersch hat einen besonders stark wuchernden und kriechenden Wurzelstock, welcher mit langen Ausläufern bis 1,5 Meter in die Tiefe große Kolonien bildet. Betrachtet man dieses Wurzelwerk, und jeder Gärtner mit Giersch im Garten kann davon ein Lied singen, ist auch klar, warum dieses Unkraut als "unausrottbar" gilt. Seine Blätter kommen jeweils einzeln als dreigliedrige Fiederblätter aus dem Boden und sind am Blattrand gezähnt. Ein besonders typisches Merkmal des Giersch ist sein im Querschnitt dreieckiger Blattstiel und der typische Petersiliengeruch der grünen Blätter. Kommt es zur Blüte, stehen die Dolden ab Juni in weißer und rosafarbener Blütenpracht.

Neben Gärten und Parkanlagen ist der Giersch auch als Wildgemüse an frischen, schattigen Waldrändern, an Zäunen, unter Gebüschen und unter Hecken zu finden. Das unterirdische Wurzelgeflecht macht es dem Giersch einfach auch unter schwierigen Bedingungen zu überleben.

Giersch wächst unter Hecken, an Waldrändern und vorranging in Gärten (Bild: Sandra-Maria Erdmann)

Giersch als Heil- und Küchenkraut - Die medizinische Wirksamkeit der Pflanze

Während Giersch früher in Kloster- und Bauerngärten gern als Heil- und Küchenkraut angebaut wurde, ist er in den heutigen Gärten hauptsächlich als Unkraut verbreitet. Von der medizinischen Wirksamkeit dieser Kräuterpflanze wird jedoch kaum noch Notiz genommen. Warum auch, in Zeiten medizinischer Vollversorgung ist kaum noch jemand auf die Heilkräfte der Natur angewiesen. Dabei kann sich das Wirkungsgebiet des "Unkrautes" wirklich sehen lassen.

Giersch wurde seinerzeit äußerlich und innerlich angewendet. Es wirkt nachweislich abführend, verdauungsanregend, entwässernd, harnsäurelösend und harntreibend, weshalb es besonders bei Blasenentzündungen und Verstopfung seine Anwendung fand. Aber auch seine entzündungshemmende und beruhigende Wirkung, wurde früher bei Gicht, Rheuma, Insektenstichen, kleineren Hautverletzungen und Ischias zu schätzen gewusst. Im Volksmund war der Giersch auch unter dem Begriff "Zipperleinskraut" bekannt, weil er für alle möglichen Zipperlein angewendet werden konnte. Schon Hildegard von Bingen wusste diese Heilpflanze zu schätzen, welche unheimlich reich an Vitamin C, an Carotin und Eisen ist.

 

Leckere Rezepte mit Giersch - Von würzig bis süß

Weg vom Gedanken an das unausrottbare Unkraut und den Blick auf die Heil- und Gewürzpflanze gerichtet, bieten sich dem Gourmet einige sehr leckere Rezepte rund um den Giersch. Als Kräuterpflanze werden hauptsächlich die jungen Blätter und die zarten Stiele verwendet. Im Kräuterquark oder im Salat schmecken sie besonders gut. Wer seinen Gewürzessig etwas aufpeppen möchte, steckt ein Sträußchen Giersch in Apfelessig, wo sich der Petersiliengeschmack herrlich entfalten kann. Aber auch als Suppeneinlage kann sich der Giersch sehen lassen. Deshalb sollte sich niemand über das Unkraut im Garten ärgern, sondern die positiven Seiten an dem Küchenkraut entdecken.

Einige interessante Rezepte sind hier zu finden: Rezepte mit Giersch

 

Gierschreis

Zutaten für 4 Portionen:

250 g Reis • 500 g Giersch • 1 Liter Wasser • Salz

Zubereitungszeit 30 min - Gesamtzeit 30 min:

- Den Giersch waschen, abtropfen lassen und fein hacken.

- Den Reis kurz in einer Pfanne ohne Fett anrösten und anschließend mit dem lauwarmen Wasser übergießen, etwas Salz hinzufügen und aufkochen lassen. Danach für etwa 10 bis 15 Minuten leicht köcheln und schließlich abgießen.

- In einem Topf etwas Butter zergehen lassen und den fein gehackten Giersch darin andünsten. Danach den Herd abschalten, den Reis zum Giersch geben und noch für etwa 10 Minuten quellen lassen.

Kräuterbrot mit Gierschfüllung

Zutaten für 4 Portionen:

Für das Brot: 200 g Roggenmehl • 200g Dinkelmehl • 100 g Weizenmehl • 250 ml lauwarmes Wasser • 1 Würfel frische Hefe • 1 TL Zucker • 2 TL Salz • 4 EL Olivenöl • Für die Füllung: 500 g Gierschblätter • Olivenöl • Salz

Zubereitungszeit 70 min - Gesamtzeit 120 min:

1. Schritt: Aus den Mehlen, dem lauwarmen Wasser, Zucker, Salz und Hefe wird ein Brotteig geknetet, welcher für eine Stunde an einen warmen Ort zum "Gehen" gestellt wird.

2. Schritt: Für die Kräuterpaste wird der Giersch gewaschen und mit dem Olivenöl und dem Salz gehackt, bis eine grobe Paste daraus wird.

3. Schritt: Nach der Gehzeit des Teiges werden die 4 EL Olivenöl unter den Teig geknetet und danach auf einem bemehlten Tuch etwa 2 cm dick ausgerollt. Die Kräuterpaste wird großflächig auf dem Teig verstrichen und dann wie eine Roulade zusammengerollt. Im vorgeheizten Backofen wird das Brot nun bei 200°C für 30 bis 40 Minuten gebacken.

Je nach Mehlsorte kann die zugegebene Menge an Wasser variieren. Es ist auch möglich, statt des Giersch andere Kräuter zu verwenden, etwa Zwiebeln und Bärlauch, Rosmarien oder Thymian.

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