Minderheiten als Opfer von "Hate Crimes"

Die Opfer sind Ausländer, Obdachlose, Homosexuelle oder Angehörige anderer Religionen: In Deutschland ereignen sich nach Schätzungen der Polizei- und Justizbehörden jedes Jahr mehr als 100.000 gezielt verübte Übergriffe auf sogenannte gesellschaftliche Minderheiten. Für viele Experten sind solche "Hate Crimes" eine Gefahr für die Gesellschaft.

Tatmotiv: Hass auf das Anderssein

Das Tatmotiv für diese Vorurteilskriminalität mit "Vernichtungstendenz" ist stets Hass auf das Anderssein der Opfer. Die Täter sprechen ihren Opfern einfach das Recht auf Leben ab. Menschen werden nur aufgrund ihrer Hautfarbe, einer fremden Nationalität oder einer Behinderung, wegen ihrer Religion, ihrer sexuellen Orientierung, ihres sozialen Ranges oder wegen ihres Aussehens brutal angegriffen, schwer verletzt oder sogar getötet. Die Übergriffe zielen also fast immer auf Merkmale ab, welche die Opfer normalerweise nicht beeinflussen können. Auslöser für solche Attacken ist ein bestimmtes Merkmal, nicht der Mensch selbst.

Täter-Milieu ist von Bedeutung

Die Täter kommen fast immer aus dem gleichen Milieu. Sie sind in der Regel Männer, nicht älter als 30 Jahre alt, heterosexuell orientiert, haben einen niedrigen Bildungsstand, kommen aus einem problematischen Elternhaus, verfügen über eine mangelhafte Fähigkeit, andere Lebenssituationen zu verstehen beziehungsweise zu akzeptieren und sind nicht in der Lage, Mitleid zu empfinden. Die Opfer werden als Konkurrenz um Arbeitsplätze oder staatliche Zuwendungen gesehen oder als Gefahr für gesellschaftliche, kulturelle oder religiöse Werte wahrgenommen. Letztlich kann wohl behauptet werden, dass die Täter, bevor sie zu solchen werden, immer selbst Opfer waren, nämlich das Opfer fehlgeschlagener Erziehung und Bildung sowie gesellschaftlicher Versäumnisse und verpasster Chancen.

Übergriffe auf Minderheiten haben "Tradition"

Bei solchen Übergriffen handelt es sich mitnichten um ein Phänomen unserer Zeit, denn Übergriffe auf bestimmte Minderheiten sind so alt wie die Menschheitsgeschichte selbst. Als Beispiel können hier die Christenverfolgungen der Römerzeit oder die Verfolgung der Juden während des Dritten Reiches dienen, die man heute mit Recht als staatlich verordnete Vorurteilskriminalität bezeichnen kann. Neu ist lediglich, dass solche Übergriffe seit Ende des letzten Jahrhunderts von Justiz, Wissenschaft und Politik endlich als eigene Straftat-Kategorie behandelt werden.

Hintergründe für Vorurteilsdelikte

"Hate Crimes" beziehungsweise Vorurteilsdelikte gelten als sogenannte Botschaftsverbrechen. Den Opfern soll durch die Übergriffe signalisiert werden, dass sie andersartig, minderwertig, in der Minderheit und letztlich nicht willkommen sind. Ziel ist es, die Opfer entweder durch körperliche Gewalt oder aber durch Drohungen, Beleidigungen oder Sachbeschädigung (ungefähr 20.000 Fälle jährlich) in Angst zu versetzen und massiv einzuschüchtern. Ungefähr ein Drittel der Täter sind Angehörige der rechten Szene und ihre Opfer sind fast ausschließlich ausländische Mitbürger.

Marwa al-Schirbini wurde Opfer eines "Hate Crime"

Der wohl bekannteste "Hate Crime"-Fall der letzten Zeit war der Mord an Marwa al-Schirbini. Die junge Mutter wurde im Sommer diesen Jahres von einem 28-jährigen Russlanddeutschen im Dresdner Landgericht mit insgesamt 16 Messerstichen umgebracht, als sie nach einer Aussage gegen ihren späteren Mörder den Gerichtssaal verlassen wollte. Für die Staatsanwaltschaft war es Mord aus blankem Hass. Der Täter habe das Opfer für "minderwertig" gehalten. Er selbst sagte aus, ihn nerve der "Multikultischeiß" in Deutschland. Außerdem sehe er Muslime nicht als Menschen an. Nach seiner Auffassung hätten sie kein Recht, in Deutschland zu leben und man müsse ihnen zudem verbieten, Kinder zu bekommen. Für dieses Vorurteilsdelikt wurde der Täter schließlich wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.

Toleranz und Offenheit sind nötig, um "Hate Crimes" zu verhindern

Dieser Fall, und die hohe Zahl der Übergriffe auf Minderheiten, zeigen deutlich, dass trotz unserer fortschrittlichen Gesellschaft Intoleranz und Hass gegen Minderheiten leider noch nicht zu Fremdworten geworden sind, die man aus dem Wortschatz des Alltags streichen kann. Es braucht verstärkt Aufklärungsarbeit, sowohl von Seiten der Familien, als auch in den Bildungseinrichtungen, um ein solches Denken und Handeln für immer aus den Köpfen und Herzen der Menschen zu verbannen und "Hate Crimes" zu verhindern. Durch Hass motivierte Vorurteilsdelikte dürfen nicht salonfähig bleiben.

Laden ...
Fehler!