Rundgang durch die Stadt Zehdenick

Leicht zu finden ist das Zehdenicker Rathaus am Marktplatz. Er wurde zwischen 1801 und 1803 auf den Fundamenten eines Vorgängerbaus errichtet. Neben ihm steht auf dem Markt die 1871 gepflanzte Friedenseiche. Von hier aus geht es die Berliner Straße hinunter. Im Stadtplan ist sie als Hauptstraße eingezeichnet, doch inzwischen ist sie ziemlich verkehrsberuhigt. Denn die schon seit 1905 existierende Zugbrücke über die Havel ist inzwischen für Autos gesperrt. Die heutige Dammhastbrücke, so ihr Name, wurde zur 775-Jahrfeier 1992 der Stadt eingeweiht. Über den Havelweg geht es zur Schleusenanlage und zum Museumsschiff Carola, das zumeist hier vertäut ist. Direkt hinter der Schleuse beginnt das Naturschutzgebiet der Tonstiche. Wenig weiter sind die Reste des Havelschlosses zu finden. Dies gehörte erst denen von Arnim, die es jedoch gegen einen Besitz in Boitzenburg tauschten. Die Kurfürsten von Brandenburg nutzten es als Jagdschloss. Die Bausubstanz ist weitgehend verändert und heute sind Ferienwohnungen in dem ehemaligen Schloss zu buchen.

Zurück ins Zentrum und dann weiter durch die Klosterstraße und ihre Verlängerung. Zunächst wird die Stadtkirche passiert. Sie stammt zumindest teilweise von 1250. Da mehrfach abgebrannt wurde auch viel neu gestaltet. Aber der Sockel des Feldsteinturms stammt noch von dem ersten Kirchenbau aus dem 13. Jahrhundert. Das Kirchenschiff ist nach dem letzten Stadtbrand zwischen 1805 und 1812 erbaut worden. Das 1911 im neobarocken Stil erbaute Amtsgericht mit Zellenblock ist einen Blick wert. Vor ihm steht die Gerichtslinde. Sie ist der älteste Baum in Zehdenick. Schließlich wird das Gelände des Klosters erreicht. Es wurde 1249 gegründet und ist eines der ältesten Nonnenklöster im Land Brandenburg. Endgültig zerstört wurde die Anlage 1801. Sehenswert sind die Überreste der Klausur mit den beiden erhaltenen Giebelwänden und der nördliche Flügel des Kreuzgangs. Prächtiger Efeu verschönt die mächtige Klosterruine. Der ist nach Ansicht von Experten der Älteste seiner Art in Europa.

Rathaus (Bild: haros)

Museen

Der großen Tradition als Stadt der Binnenschiffer ist das Schiffermuseum Zehdenick verpflichtet. Es ist zünftig auf dem Großfinowmaßkahn "Carola" untergebracht, der am Bollwerk der Elisabeth-Mühle in der Nähe der Schleuse festgemacht hat. Es ist allerdings möglich, dass die Carola einfach nicht vor Ort ist. Dann ist sie unterwegs, z.B. zum Dampfspektakel nach Mildenberg oder zum Rolandfest nach Brandenburg an der Havel.

Unbedingt sehenswert ist das Technikmuseum Ziegeleipark Mildenberg, ein Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur und ein zentraler Ort an der Deutschen Tonstraße. Für diesen Besuch sollte mindestens ein halber Tag veranschlagt werden. Denn Europas größtes Ziegeleimuseum bietet 15 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Zu erleben ist die Ziegelei der 50er Jahre mit Multimediatechnik, die "Alten Werkstätten", die Dampfmaschine und die Feldbahnschau. Auf die Kinder wartet ein Abenteuerspielplatz mit Riesenrutschen, Streichel-& Kleintierzoo, Go-Karts und eine Picknickwiese mit Grillplatz. Die Naturparktour mit der Tonlorenbahn führt durch die einzigartige Tonstichlandschaft und einen Teil des Naturparks Uckermärkische Seen.

Auf keinen Fall versäumt werden darf ein Besuch auf dem Museumshof des Malers Kurt Mühlenhaupt im Ortsteil Bergsdorf.

Im Ortsteil Badingen gibt es Feldsteinensemble aus Herrenhaus, Festes Haus genannt, der Kirche und einigen Ummauerungsresten. Im Festen Haus befindet sich die Heimatstube Badingen. Sie präsentiert Hausrat, landwirtschaftliches Gerät, Dokumente und vieles mehr zur Geschichte des Dorfes.

Das Heimatmuseum Kappe zeigt eine Ausstellung von Gebrauchsgegenständen und zur Geschichte des Ortes und zu den Themen Wald, Jagd, Schifffahrt und noch mehr.

Ringofen im Ziegeleipark

Ringofen im Ziegeleipark (Bild: haros)

Geschichte der Stadt

Von 1216 stammt die erste urkundliche Erwähnung der Stadt Zehdenick. 1250 wurde ein Kloster der Zisterzienserinnen in der Stadt begründet. Zehdenick war das Ruhrgebiet für die Mark Brandenburg. 1438 erhielten die von Arnim Schloss und Stadt als Lehen. Schon zu dieser Zeit gab es hier ein Eisenhüttenwerk und seit 1664 wurde ein Hochofen betrieben. 1541 wurde das Kloster nach Durchsetzung der Reformation zu einem Damenstift und 1638 wurde zerstört. 1801 zerstörte ein Feuer wieder einmal weite Teile der Stadt. Auf neuem Grundriss wurde die Stadt wieder aufgebaut. 1813 wurde die erste Schleuse in Zehdenick gebaut. 1884 war der Voßkanal zur Begradigung der Havel fertig.

Beim Bau der Eisenbahnstrecke von Löwenberg nach Templin wurden nahe Zehdenick bei Mildenberg 1887 große Tonvorkommen entdeckt. Diese Tonlagerstätten lieferten lange Zeit den Rohstoff für zahlreiche Ziegeleien. Am Anfang des 20. Jahrhundert war die Region um Zehdenick das größte Ziegeleirevier in Europa. Die Ziegel wurden überwiegend per Schiff über die Havel zur Kundschaft transportiert, vor allem nach Berlin. So wurde Zehdenick zu einem bedeutenden Standort der Binnenschifffahrt. Davon erzählt das an der 1909 fertig gestellten Schleuse liegende Museumsschiff.

Nach der Wende von 1989 wurden die letzten Ziegeleien abgewickelt. Entlang der Havel zieht sich heute die "Tonstichlandschaft" mit vielen inzwischen vom Wasser gefüllten ehemaligen Tongruben. Bei Mildenberg entstand der Museumspark, in dem über den Ziegeleibetrieb in der Region informiert wird.

Lage und Anfahrt

Zehdenick ist eine Kleinstadt mit rund 15.000 Einwohner in Landkreis Oberhavel im Land Brandenburg. Sie liegt rund 60 Kilometer nördlich von Berlin direkt an der Havel.

Zehdenick liegt an der Bahnstrecke von Löwenberg nach Prenzlau. Meist stündlich steuert die Regionalbahnlinie RB12, die von Berlin-Lichtenberg über Oranienburg nach Templin verkehrt, den Bahnhof Zehdenick an. Im Stadtgebiet von Zehdenick befinden sich weitere Haltepunkte an dieser Strecke: Bergsdorf, Zehdenick, Zehdenick-Neuhof und Vogelsang. Die Züge halten teilweise nur bei Bedarf.

Die Landschaft fordert geradezu zum Radfahren heraus. Der Radweg Berlin–Kopenhagen und der Havelradweg führen durch die Stadt und weiter über Mildenberg, den Ziegeleipark und Marienthal nach Zabelsdorf.

Mit dem Auto ist die nächst Autobahnabfahrt Mühlenbeck am Berliner Ring A 10. Von dort geht es über Liebenwalde nach Zehdenick Benutzer der A 24 aus Richtung Hamburg oder Rostock verlassen die Autobahn bei Neuruppin und fahren auf der B 167 bis Löwenberg und von dort weiter nach Zehdenick.

Und mit dem Schiff ist Zehdenick von Berlin über die Obere-Havel-Wasserstraße zu erreichen. Die Verbindung gen Norden geht über die Müritz-Havel-Wasserstraße. Anlegestellen gibt es reichlich, beispielsweise in der Marina Zehdenick in der Nähe des Stadtzentrums.

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