Halbgott Herakles - Sohn von Zeus und Alkmene

Geboren wurde Herakles als Sohn des Zeus und der Sterblichen Alkmene – sein Zeugungsakt fällt somit unter die zahlreichen amourösen Abenteuer des obersten Gottes, der Alkmene in der Gestalt ihres Gatten Amphitryon verführte. Die göttliche Abstammung verlieh ihm außergewöhnliche Stärke und Mut, die er bereits in der Wiege unter Beweis stellte, indem er zwei von der gehörnten Göttergattin Hera geschickte Schlangen mit bloßen Händen erwürgte. Die eifersüchtige Hera machte ihm weiterhin das Leben schwer, dafür griff die wohlgesonnene Göttin Athene dem Halbgott so manches Mal unter die muskelbepackten Arme.

Herkulesaufgabe oder die zwölf Aufgaben des Herakles

Hera ließ ihn beispielsweise kurzzeitig dem Wahnsinn verfallen, in dem er seine Frau Megara und seine drei Kinder erschlug. Das Orakel von Delphi riet ihm daraufhin, sich zur Sühne zwölf Jahre in den Dienst des Königs Eurystheus zu stellen. Der schonte den Halbgott nicht: Noch heute bezeichnet man eine besonders schwere Herausforderung als Herkulesaufgabe. Diese Redensart spielt auf die zwölf Arbeiten an, die Herakles der Heldensage nach für den König bewältigen musste.

Die ersten sechs Aufgaben waren auf der Peloponnes zu erledigen. Zunächst musste er den Nemeischen Löwen töten. Da dieser mit Waffen nicht zu verwunden war, griff Herakles auf seine bewährte Würgetechnik zurück. Das schützende Fell der Bestie trug er fortan als Umhang. Danach sollte er die Lernäische Hydra töten. Für jeden abgeschlagenen Kopf wuchsen der Wasserschlange zwei neue nach, weshalb der Held die Hälse von seinem Neffen Iolaos mithilfe einer Fackel versiegeln ließ.

Drecksarbeit - Herakles und der Stall des Augias

Im Rahmen der nächsten beiden Aufgaben fing er einen wilden Eber und die scheue Kerynitische Hirschkuh, die unter dem Schutz der Göttin Artemis stand. Die fünfte Arbeit erschien unmöglich: Herkules sollte die gewaltigen Ställe des Königs Augias an einem einzigen Tag säubern. Hier zeigte der Held, dass er nicht nur über Muskelkraft, sondern auch über Köpfchen verfügte – er leitete kurzerhand einen Fluss um und spülte den Mist heraus. Die folgende Episode erinnert ein Stück weit an Hitchcocks "Die Vögel": Ein Landstrich in Arkadien wurde von ebenso gefährlichen wie gefräßigen Vögeln heimgesucht. Doch als herausragender Bogenschütze wurde Herakles auch dieser Plage Herr.

Skulptur auf der Wiener Hofburg

Skulptur auf der Wiener Hofburg (Bild: Rainer Sturm / pixelio.de)

Zerberus und die Goldenen Äpfel der Hesperiden

Die siebte Aufgabe führte den Helden nach Kreta, wo er dem Eurystheus einen wilden Stier einfing. In Thrakien wiederum bändigte er die menschenfressenden Stuten des Diomedes, indem er das Herrchen an sie verfütterte. Anschließend holte er den Gürtel der Amazonenkönigin. In Erytheia raubte er das Vieh des Geryon, wobei er neben dem Hirten und dem zweiköpfigen Hund Orthos auch den dreileibigen Besitzer erschlagen musste. Eurystheus gönnte dem Heroen keine Pause: Er sandte ihn in die Unterwelt, ihm den Höllenhund Zerberus zu bringen. Herakles einigte sich mit dem Herrscherpaar des Totenreiches, Hades und Persephone, borgte sich die Bestie kurz aus und zeigte sie dem König.

Die letzte Arbeit stellten die Goldenen Äpfel der Hesperiden dar. Diese göttlichen Früchte befanden sich wohlbewacht am Fuß des Atlasgebirges. Herakles bat den Titanen Atlas, der den Himmel mit seinen Schultern stützt, ihm die Äpfel zu holen – er selbst nahm ihm die Last solange ab. Mit der erfolgreichen Absolvierung der Aufgaben sicherte sich der Halbgott einen Platz im Olymp und damit Unsterblichkeit.

Nessos oder das letzte Abenteuer des Herakles

Neben den zwölf Arbeiten erlebte Herakles zahlreiche weitere Abenteuer. Er erschlug Ungeheuer, legte sich von Zeit zu Zeit mit Göttern an und ließ sich sogar auf einen Ringkampf mit dem Todesgott Thanatos ein, um ihm die Gattin eines Freundes zu entreißen. Herakles schien unbesiegbar. Nicht nur darin ähnelte er dem Siegfried der Nibelungensage, auch sein Schicksal wurde auf ähnliche Weise besiegelt. Ob Antike oder Hollywood: Die Achillesferse des Superhelden war und ist die Frau. Als der Zentaur Nessos sich an seiner neuen Gattin Deianeira vergreifen will, erschießt Herkules ihn mit einem durch das Gift der Hydra vergifteten Pfeil.

Der sterbende Nessos überredet Deianeira, etwas von seinem Blut zu nehmen. Für den Fall, dass Herakles sein Interesse an ihr verlieren würde, sollte sie sein Hemd darin eintauchen – würde er dieses daraufhin tragen, sei ihr seine Liebe für immer sicher.

Herakles Ende und Aufstieg in den Olymp

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, und so hielt es auch Herakles gleich seinem Vater nicht mit der Treue. Durch eine Liebschaft verunsichert, folgt Deianeira den Einflüsterungen des Nessos. Als Herakles das Hemd anlegt, ätzt sich das Gift der Hydra in seine Haut. Herakles erstgeborener Sohn Hyllos bettet den Sterbenden auf einen Scheiterhaufen, der von dem Helden Philoktetes entflammt wird. So stieg Herakles letztendlich zu den Göttern auf und nahm seinen Platz im Olymp ein.

Während der Kult ausstarb, blieben Figur und Mythos von Bedeutung: Die Sage des Muskelmannes ist immer noch eine der bekanntesten Götter- und Heldensagen. Herkules war nicht nur konstant ein beliebtes Motiv in der Kunstgeschichte, auch ein Sternbild ist nach dem göttlichen Heroen benannt. In Deutschland ist das Wahrzeichen der Stadt Kassel der "Herkules", eine auf einem Oktogon stehende gewaltige Bronzestatue des Helden aus dem 18. Jahrhundert. Des Weiteren muss der Name nicht nur für allerlei Firmen und Produkte herhalten – sogar ein Fußballtrainer wurde einmal verballhornend nach dem Göttersohn benannt: Als er die griechische Nationalmannschaft zur Europameisterschaft 2004 führte, erhielt Otto Rehagel den Titel "Rehakles".

 

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(c) Rainer Sturm / pixelio.de

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