Die Ordnung der Heuschrecken

Sie sind eine interessante Insektenordnung, die Heu- oder Springschrecken (Saltatoria). Der Körperbau aller Heuschrecken ist ähnlich. Er ist, wie bei Insekten typisch, in drei Teile gegliedert, Kopf, Brust und Rumpf. Am Rumpf sitzen zwei Flügelpaare und drei ungleiche Beinpaare, wobei das hinterste Beinpaar zu kräftigen Sprungbeinen umgewandelt ist. Die kleinsten Heuschrecken sind 1,5 Millimeter groß, die größten etwa 20 Zentimeter. Den Zoologen sind etwa 20.000 Arten bekannt. Die Tiere lassen sich leicht in zwei Gruppen einteilen. Die einen haben etwa körperlange, borstenförmige Fühler. Es sind die Langfühlerschrecken (Ensifera). Die anderen haben kurze Fühler. Sie bilden die Gruppe der Kurzfühlerschrecken (Caelifera). Kurzfühlerschrecken leben ausschließlich von Pflanzennahrung. Sie vertilgen Blätter, Blüten, Gräser und auch Algen, Moose und verschiedene Flechten. Langfühlerschrecken ernähren sich dagegen oft von tierischer Kost. Unter ihnen gibt es aber auch reine Pflanzenfresser und sogar typische Allesfresser wie die heimische Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa).

Erstaunliche Leistungen

Ursprünglich verfügten alle Heuschrecken über zwei Flügelpaare. Diese sind aber je nach Art verschieden weit entwickelt, oder besser ausgedrückt zurück entwickelt. Trotzdem können die meisten Tiere fliegen, wobei sie freiwillig selten längere Strecken zurücklegen. Die Fähigkeit zu Fliegen wird oft nur genutzt, um den Sprung zu verlängern. Für diese enorme Sprungkraft sind die kleinen Hüpfer bekannt. Daher kommen die gebräuchlichen Namen Grashüpfer, Heupferd oder Heuhüpfer. Bis zu zwei Meter können sie springen und wer über eine Sommerwiese läuft, erkennt oft nur die in alle Richtungen schnell weghüpfenden Tierchen.
Neben dieser erstaunliche Sprungleistung können einige Heuschrecken auch Rekordleistungen im Weitstreckenflug vorweisen. Es sind die berüchtigten Wanderheuschrecken, die bis zu 300 Kilometer und mehr an einem Tag zurücklegen. Sie können diese Strecke in einem Stück fliegen. Da Heuschrecken einen wenig beweglichen Hinterleib haben, fliegen sie meistens nur geradeaus und ändern kaum ihre Flugrichtung.

Heupferd - unverkennbar eine ...

Heupferd - unverkennbar eine Langfühlerschrecke (Bild: Heike Nedo)

Die Musikinstrumente und Ohren der Heuschrecken

Bekanntlich sind Heuschrecken gute Musikanten. Früher glaubte man, es seien nur die Männchen, die zirpen. Bei vielen Arten sind es jedoch auch die Weibchen. Wobei die Männchen die besseren, das heißt die lauteren Sänger sind. Für das Zirpen haben Heuschrecken spezielle Zirporgane (Stridulationsorgane). Sie bestehen aus einer Schrillleiste und einer Schrillkante. Die Schrillleiste ist mit zahlreichen Zäpfen, Zähnchen oder Querrippen aus Chitin versehen, die über die Schrillkante bewegt wird. Die Höhe des entstehenden Tones hängt von der Anzahl der Erhebungen auf der Schrillleiste ab und von der Geschwindigkeit, mit der sie über die Schrillkante bewegt wird. Das Schrillorgan liegt bei den Langfühlerschrecken an Teilen der Vorderflügel, bei den Kurzfühlerschrecken auf der Innenseite der Hinterbeine. Es sind die Feldheuschrecken, die auf diese Art mit den Hinterbeinen zirpen. Ihr Zirpen klingt meistens etwas kratzig und nicht so rein wie der Gesang der Grillen, die mit den Flügeln zirpen.

Der Gesang der Heuschrecken ist von Art zu Art verschieden. Jede Art hat ihren charakteristischen Gesang. Da dieser für die Tiere eine große Rolle spielt, sind Heuschrecken mit ausgezeichneten Hörorganen versehen. Sie können auch hervorragend gut orten, woher der Gesang kommt. Dabei kann man verschiedene Gesänge ausmachen, wie zum Beispiel den Rivalengesang der Männchen, Werbe- oder Suchgesang. Einige Arten nehmen Frequenzen im für den Menschen nicht hörbaren Ultraschallbereich von 90.000 Hz sicher war. Bei Frequenzen unter 1000 Hz versagt zwar das Hörorgan der Insekten, hier kommt jedoch ihr Erschütterungssinn in den Beinen zum Einsatz. Die Ohren der Heuschrecken sitzen an verschiedenen Stellen der Beine. Das Grüne Heupferd hat das Gehörorgan am Knie der Vorderbeine. Heuschrecken haben wie der Mensch ein Trommelfell. Einige verfügen sogar über hörmuschelähnliche Gebilde.

Grashüpfer - Kurzfühlerschrecke (Bild: Heike Nedo)

Gefräßige Wanderheuschrecken sind Schrecken der Landwirte

So interessant diese Insekten auch sind, einige können in kurzer Zeit ganze Ernten vernichten. Alle Feldheuschrecken haben eine sehr großen Nahrungsbedarf. Sobald die Tiere in Massen auftreten, richten sie einen erheblichen Schaden in der Landwirtschaft an. Nicht nur in Afrika gibt es gefürchtete Arten. In Sibirien und im europäischen Teil Russlands kennt man Arten, die Getreidefelder verwüsten. In Indien treten einige Arten häufig als Schädlinge in Reisfeldern auf. Am schlimmsten wüten jedoch die sogenannten Wanderheuschrecken. Die heute häufigste unter ihnen ist die Wüstenheuschrecke (Schistocerca gregaria). Alle Wanderheuschrecken treten in zwei Phasen auf. Sie können einzeln verstreut an einen Ort gebunden leben, wie es bei Feldheuschrecken üblich ist. Wenn diese sich durch besonders günstige klimatische und räumliche Bedingungen sehr stark vermehren, nimmt die Besiedlungsdichte so stark zu, dass die Heuschrecken in die Schwarmphase wechseln. Ihr Verhalten ändert sich grundlegend. Die Tiere wandern in riesigen Schwärmen in andere Gebiete und hinterlassen auf ihrem Weg eine kahlgefressene Wüste. Solche Schwärme nehmen ein unvorstellbares Ausmaß an. Bis zu zwei Milliarden Tiere fressen sich durch die Landschaft und vertilgen allein während der Jugendentwicklung 20.000 Tonnen Grünmasse. Die Angaben in der Literatur sind verschieden. Man kann auch Zahlen von 35 Milliarden Tieren finden mit einem Gewicht von 50.000 Tonnen Körpermasse, die sich über 250 Quadratmeter Fläche ausdehnen. Das Auftreten von Wanderheuschrecken verursacht besonders in Nordafrika aber auch anderen Gebieten Hungersnöte mit schrecklichen Folgen für Menschen und Tiere.

Quellen und weiterführende Informationen: Urania Tierreich- Band Insekten – Urania Verlag - antiquarisch

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