Samuel Hahnemann Quelle Wikipedia

Heute wird die Homöopathie nicht nur in den deutschsprachigen Ländern Europas, sondern auch in den mittel- und osteuropäischen Staaten praktiziert. Besondere Erfolge der nordamerikanischen Homöopathen bewirkten die Verbreitung dieser Methode auch in den USA. Derzeit beginnt sie sich in Südamerika zu etablieren und in Brasilien ist sie im staatlichen Gesundheitssystem eingegliedert. Für die Entwicklung in Asien ist Indien beispielhaft, dort ist sie weltweit am stärksten verbreitet und ebenfalls voll in das staatliche Gesundheitssystem integriert.

Das Ähnlichkeitsprinzip (Simile-Prinzip)

Die Wirkstoffe der Homöopathie, sie können pflanzlichen, mineralischen oder organischen Ursprungs sein, werden nach dem Ähnlichkeitsprinzip – "similia similibus curentur" ("Ähnliches durch Ähnliches heilen") – ausgewählt. Krankheitszustände sollen durch Mittel geheilt werden, die bei einem Gesunden vergleichbare Symptome, wie bei einer Krankheit, hervorrufen.

Ein Selbstversuch Hahnemanns belegt das Ähnlichkeitsprinzip. Er nahm einige Tage mehrmals täglich Chinarinde ein und beobachtete sich. Zuerst bemerkte er, dass er kalte Füße und Fingerspitzen bekam, er empfand große Müdigkeit und starkes Herzklopfen. Dazu gesellten sich Angstgefühle, Zittern, auffällige Rötung der Wangen und ungemein großer Durst. Zusammengefasst Symptome, die einer Malariainfektion, die damals "Wechselfieber" genannt wurde sehr ähnelten. In verdünnter Form kann deshalb Chinarinde gegen Krankheiten mit ähnlicher Symptomatik möglicherweise als Heilmittel, eingesetzt werden.

Symptombeschreibungen, sie werden auch als Arzneimittelbilder bezeichnet, existieren von einigen tausend Wirkstoffen. Die meisten dieser Arzneimittelbilder enthalten jedoch im Gegensatz zur hier extrem kurzgefassten Wirkungsbeschreibung der Chinarinde, einige hundert derartiger Symptome. Arzneimittelbilder werden in Büchern dargestellt. Ein gebräuchliches Werk ist die 3 Bände umfassende Darstellung von James Tyler Kent. 

Die Homöopathie kennt keine Krankheiten

Anders als überall sonst in der Medizin existieren in der klassischen Homöopathie keine Medikamente gegen Krankheiten. Es gibt keine homöopathischen Mittel gegen Allergie, Arthritis, Bronchitis, Grippe, Heuschnupfen, Infektionskrankheiten, Rheuma, Mittelohrentzündung etc. Stattdessen werden Symptomkomplexe, Syndrome behandelt.

Homöopathische Mittel - Quelle Wikipedia

Die Aufgabe eines Homöopathen ist es, die Symptome seines Patienten in möglichst einem Medikament wieder zu finden. Dieser Vorgang wird als Repertorisation bezeichnet und erfordert einen Zeitaufwand von mindestens einer aber oft auch mehr Stunden. Ein Vorgang der idealerweise in Anwesenheit des Patienten durchgeführt wird und zumeist noch in Abständen wiederholt werden muss.

Potenzierung

Wurde das passende Arzneimittel gefunden, dann muss es verdünnt - potenziert - werden, um angewendet werden zu können. Dazu wird, beispielsweise aus einer Pflanze ein Extrakt hergestellt. Dieser Extrakt wird als Urtinktur bezeichnet, die anschließend verdünnt wird. Eine Möglichkeit dieser Verdünnung ist die in Zehnerschritten und die Abkürzung dafür ist der Buchstabe "D".

Potenz Verdünnung
D1 1:10 einen Tropfen Urtinktur und 9 Tropfen Lösungsmittel
D2 1:100 einen Tropfen D1 und 9 Tropfen Lösungsmittel
D3 1:1.000 einen Tropfen D2 und 9 Tropfen Lösungsmittel
D4 1:10.000 einen Tropfen D3 und 9 Tropfen Lösungsmittel
D6 1:1.000.000 einen Tropfen Urtinktur auf den Inhalt einer Mülltonne
D9 1:1 000 000 000 einen Tropfen Urtinkturin einen Tanklaster mit Anhänger
D12 1:1 Billion einen Tropfen Urtinktur auf 25 Schwimmbecken
D20 1:100 Trillionen einen Tropfen Urtinktur in den Michigansee der USA
D23 1:100 Trilliarden einen Tropfen Urtinktur in das Mittelmeer
D30 1 : 1 Quintillion einen Tropfen Urtinktur auf das 50fache Volumen der Erde
Zahlenangaben und Beispiele siehe Wikipedia
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Die Verdünnung D30 gehört zum Standard und über Verdünnungen in Zehnerschritten hinaus kommen auch Potenzierungen mit Verdünnungen in einhunderter Schritten und mehr zur Anwendung. Kritiker merken dazu an, dass ab D23 nur noch zufällig ein Molekül der Urtinktur im Arzneimittel enthalten sein kann.
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Das war dann auch Anlass vor einigen Jahrzehnten für einen Gesetzesentwurf in Österreich, nachdem die Homöopathie verboten und praktizierende Homöopathen wegen Betrug strafrechtlich verfolgt werden sollten. Ein Entwurf, der nie realisiert wurde. In England sind ähnliche Bestrebungen im Gang. "Homöopathie, da ist nichts drin!", wird argumentiert und weiter gesagt, dass das dafür ausgegebenen Geld anderweitig im notleidenden Gesundheitswesen Englands sinnvoller verwendet werden könnte.
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Wie groß oder wie klein der Markt in Deutschland ist, lässt sich den Angaben von Wikipedia entnehmen: "Im Jahr 2008 lag der Anteil homöopathischer Mittel an verkauften rezeptfreien Arzneien bei rund 7 %, was einem Verkaufswert von 399 Mio. Euro entspricht."

Wie wirkt Homöopathie?

Wer jemals erlebt hat, dass diese enormen Verdünnungen dennoch - sogar u.U. "blitzartig" entsprechend der von der Neuraltherapie beschriebenen Sekundenphänomene - spontan wirksam sein können, wird den Gedanken an ein Verbot nicht teilen. Vorstellbar ist, dass es sich um eine Übertragung von Informationen handelt und als Erklärungsmodell wird die Quantenphysik herangezogen, nach deren Erkenntnissen Materie nicht existent ist und letztendlich aus Energie und Schwingung besteht..

Eine m.E. für die Praxis brauchbare Vorstellung ist, sich homöopathische Mittel als schwingende Stimmgabeln vorzustellen. Im Krankheitsfall werden Strukturen unseres Körpers wahrscheinlich nicht oder in falscher Frequenz schwingen. Wird nun eine "richtig" schwingende Stimmgabel in deren Umgebung gebracht, sind Resonanzschwingungen und damit Normalität zu erwarten.

Für einen weiteren Vergleich bietet sich ein Tonband an, dem von außen nicht anzusehen ist, ob es leer oder bespielt ist. Weiter kann beim Ansehen dieses Tonträgers nicht beurteilt werden, ob er Gesang, Musik oder eine Stimme, einen Vortrag enthält. Dennoch entspricht bei diesem Vergleich das Tonband des Lösungsmittels, das ja als Informationsträger fungiert.

Das Positive der Nichtwirkung

Eine große Schwierigkeit der Homöopathie ist die Arzneimittelfindung. Hier bedarf es vieler Erfahrungen seitens der Ausführenden und sofern nicht das richtige Mittel gewählt werden konnte, passiert einfach nichts. So negativ dieser Umstand bei erster Betrachtung auch zu sein scheint, beinhaltet er dennoch doch mehrere positive Möglichkeiten: 

1. Bei den meist verwendeten Verdünnungen von D30 oder höher, kann es zu keinen Nebenwirkungen kommen. Im Gegensatz dazu kommt es bei der allopathischen Fehlverordnungen zwar ebenfalls zu keiner erwünschten Wirkung und möglicherweise sind nur Nebenwirkungen zu verzeichnen.

2. Nicht das homöopathische Medikament entwickelt die erwartete Wirkung, sondern der Glaube des Patienten. Das wird in der Medizin als "Placebo-Effekt", der Wirkung von inhaltslosen Scheinmedikamenten, beschrieben. Schätzungen zu folge, soll er für mehr als einem Drittel aller Behandlungsergebnisse verantwortlich sein. Warum sollte diese, oft belächelte Nebenwirkung" negativ zu bewerten sein? Das gilt für übrigens ebenso für die Behandlungen des berühmten Prof. Dr. Dr. Kistenmacher, wie vom unbekannten Dr. Pinnermann, dem Hausarzt an der Straßenecke.) 

3. "Die Zeit heilt Wunden" wird gesagt und ist es häufige Vorstellung in Bezug auf die Homöopathie, dass deren Medikamente erst nach längerer Zeit wirken würden. Bei unzutreffender Mittelwahl ist, wie bereits erwähnt, keine spontane Wirkung zu erwarten. Zustandsverbesserungen werden jedoch vom Organismus auch aus eigener Kraft erbracht und diese dann u. U. fälschlicherweise dem homöopathischen Mittel zugeschrieben.

Überlegungen zu den Indikationen

Gegner stellen die Homöopathie gerne als gefährlich hin, weil durch Zeitverlust Schädigungen vorkommen können. Das ist aber illusorisch, denn kaum jemand wird bei einer prekären oder gar lebensbedrohlichen Erkrankung auf den Gedanken kommen eine notwendig werdende Operation durch homöopathische Medikamente ersetzen zu wollen. Legal erscheint mir dagegen zu sein, zu versuchen postoperative Beschwerden zu reduzieren und Heilungsabläufe zu verkürzen. Das alles auch mit der Zielsetzung die Menge der zur Anwendung kommenden allopathischen Medikamente möglichst gering zu halten.

Die eigentliche Domäne der Homöopathie dürften dagegen die seit langer Zeit bestehenden und mit schulmedizinischen Mitteln nicht immer zufriedenstellende Krankheiten sein. Was spricht in diesen Fällen dagegen, wenigstens versuchsweise einen anderen Behandlungsweg zu beschreiten?

Drüber hinaus existieren viele sog. "banale" Störungen und Erkrankungen, gegen die üblicherweise nebenwirkungsreiche, allopathische Medikamente angewendet werden. Warum also nicht einen Versuch mit homöopathischen Wirkstoffen?

Zurückhaltung empfiehlt sich allerdings, wenn Behandlungsempfehlungen, beispielsweise bei Krankheit XYZ das homöopathische Medikament ABC in D30 zu nehmen, empfohlen wird. Auch hier kann ein Versuch nicht schaden aber ohne vorherige individuelle Mittelfindung sind die Chancen gering, mit derartig pauschalisierten Anweisungen ins "Schwarze" getroffen zu haben. OK, der Versuch macht klug aber sofern die erste Packung nicht geholfen hat, kaufen Sie keinesfalls eine Zweite.

In dieser Hinsicht halte ich den Erwerb von Büchern, die als homöopathische Ratgeber angeboten werden, mit Titeln in Form von Ratgebern, wie z. B. "Die Wechseljahresbeschwerden der Frau" und "Die homöopathische Hausapotheke in allen Lebenslagen",  für für nicht kompetent und herausgeworfenes Geld. 

Komplexmittelhomöopathie

Von der Homöopathie, wie sie zuvor beschrieben wurde, werden Einzelmittel sorgfältig ausgewählt. Eine Variante - die Komplexmittelhomöopathie - hat sich zwischenzeitlich eingebürgert. Hier ist nicht mehr die Rede von Symptomen, sondern wie sonst in der Medizin auch, von einzelnen Krankheiten. Ein Komplexmittel gegen beispielsweise den "Heuschnupfen" ist eine Mixtur aus vielen verschieden Einzelmitteln, die sämtlich die Symptome der "allergischen Rhinitis" haben. Es wird gehofft, dass mindestens einer der vielen Inhaltsstoffe die erwünschte Wirkung entwickelt.

Da sich in dieser Mixtur längst nicht alle theoretisch wirksamen Stoffe befinden, ist die Wirkungshäufigkeit mit denen der Lottogewinne vergleichbar. Homöopathische Einzelmittel können aber auch mit Stimmgabeln verglichen werden und es ist deshalb vorstellbar, dass die vielen verschiedenen Schwingungen eines Komplexmittels sich gegenseitig aufheben oder zu Disharmonien werden.

Um diese denkbaren Schwierigkeiten zu umgehen, neigen die Hersteller dieser Mittel dazu nur gering verdünnte z.B. Pflanzenextrakte zu verwenden. Streng genommen handelt es sich dabei allerdings nicht um Homöopathie, sondern um phytotherapeutische (pflanzliche) Wirkungen. Hahnemann riet übrigens von der Anwendung derartiger Komplexe strikt ab.

Aber auch in dieser Hinsicht sollte gelten, dass alles was hilft hoch willkommen ist!

Ansonsten hoffe ich mit diesem Beitrag grundsätzlich informiert zu haben und stehe zur Beantwortung weiterer Fragen gerne zur Verfügung.

Meine Website: 
Vorsicht Orthopädie
und weitere Themen
Klaus_Radloff, am 05.09.2010
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