Homöopathie - Huch, da ist ja nichts drin
Aber sie wirkt trotzdem. Die Homöopathie ist umstritten. Hier ein Beschreibungs- und Wertungsversuch.Samuel Hahnemann Quelle Wikipedia
Das Ähnlichkeitsprinzip (Simile-Prinzip)
Die Wirkstoffe der Homöopathie, sie können pflanzlichen, mineralischen oder organischen Ursprungs sein, werden nach dem Ähnlichkeitsprinzip – "similia similibus curentur" ("Ähnliches durch Ähnliches heilen") – ausgewählt. Krankheitszustände sollen durch Mittel geheilt werden, die bei einem Gesunden vergleichbare Symptome, wie bei einer Krankheit, hervorrufen.
Ein Selbstversuch Hahnemanns belegt das Ähnlichkeitsprinzip. Er nahm einige Tage mehrmals täglich Chinarinde ein und beobachtete sich. Zuerst bemerkte er, dass er kalte Füße und Fingerspitzen bekam, er empfand große Müdigkeit und starkes Herzklopfen. Dazu gesellten sich Angstgefühle, Zittern, auffällige Rötung der Wangen und ungemein großer Durst. Zusammengefasst Symptome, die einer Malariainfektion, die damals "Wechselfieber" genannt wurde sehr ähnelten. In verdünnter Form kann deshalb Chinarinde gegen Krankheiten mit ähnlicher Symptomatik möglicherweise als Heilmittel, eingesetzt werden.
Symptombeschreibungen, sie werden auch als Arzneimittelbilder bezeichnet, existieren von einigen tausend Wirkstoffen. Die meisten dieser Arzneimittelbilder enthalten jedoch im Gegensatz zur hier extrem kurzgefassten Wirkungsbeschreibung der Chinarinde, einige hundert derartiger Symptome. Arzneimittelbilder werden in Büchern dargestellt. Ein gebräuchliches Werk ist die 3 Bände umfassende Darstellung von James Tyler Kent.
Die Homöopathie kennt keine Krankheiten
Anders als überall sonst in der Medizin existieren in der klassischen Homöopathie keine Medikamente gegen Krankheiten. Es gibt keine homöopathischen Mittel gegen Allergie, Arthritis, Bronchitis, Grippe, Heuschnupfen, Infektionskrankheiten, Rheuma, Mittelohrentzündung etc. Stattdessen werden Symptomkomplexe, Syndrome behandelt.
Homöopathische Mittel - Quelle Wikipedia
Die Aufgabe eines Homöopathen ist es, die Symptome seines Patienten in möglichst einem Medikament wieder zu finden. Dieser Vorgang wird als Repertorisation bezeichnet und erfordert einen Zeitaufwand von mindestens einer aber oft auch mehr Stunden. Ein Vorgang der idealerweise in Anwesenheit des Patienten durchgeführt wird und zumeist noch in Abständen wiederholt werden muss.
Potenzierung
Potenz | Verdünnung | |
D1 | 1:10 | einen Tropfen Urtinktur und 9 Tropfen Lösungsmittel |
D2 | 1:100 | einen Tropfen D1 und 9 Tropfen Lösungsmittel |
D3 | 1:1.000 | einen Tropfen D2 und 9 Tropfen Lösungsmittel |
D4 | 1:10.000 | einen Tropfen D3 und 9 Tropfen Lösungsmittel |
D6 | 1:1.000.000 | einen Tropfen Urtinktur auf den Inhalt einer Mülltonne |
D9 | 1:1 000 000 000 | einen Tropfen Urtinkturin einen Tanklaster mit Anhänger |
D12 | 1:1 Billion | einen Tropfen Urtinktur auf 25 Schwimmbecken |
D20 | 1:100 Trillionen | einen Tropfen Urtinktur in den Michigansee der USA |
D23 | 1:100 Trilliarden | einen Tropfen Urtinktur in das Mittelmeer |
D30 | 1 : 1 Quintillion | einen Tropfen Urtinktur auf das 50fache Volumen der Erde |
Wie wirkt Homöopathie?
Wer jemals erlebt hat, dass diese enormen Verdünnungen dennoch - sogar u.U. "blitzartig" entsprechend der von der Neuraltherapie beschriebenen Sekundenphänomene - spontan wirksam sein können, wird den Gedanken an ein Verbot nicht teilen. Vorstellbar ist, dass es sich um eine Übertragung von Informationen handelt und als Erklärungsmodell wird die Quantenphysik herangezogen, nach deren Erkenntnissen Materie nicht existent ist und letztendlich aus Energie und Schwingung besteht..
Eine m.E. für die Praxis brauchbare Vorstellung ist, sich homöopathische Mittel als schwingende Stimmgabeln vorzustellen. Im Krankheitsfall werden Strukturen unseres Körpers wahrscheinlich nicht oder in falscher Frequenz schwingen. Wird nun eine "richtig" schwingende Stimmgabel in deren Umgebung gebracht, sind Resonanzschwingungen und damit Normalität zu erwarten.
Für einen weiteren Vergleich bietet sich ein Tonband an, dem von außen nicht anzusehen ist, ob es leer oder bespielt ist. Weiter kann beim Ansehen dieses Tonträgers nicht beurteilt werden, ob er Gesang, Musik oder eine Stimme, einen Vortrag enthält. Dennoch entspricht bei diesem Vergleich das Tonband des Lösungsmittels, das ja als Informationsträger fungiert.
Das Positive der Nichtwirkung
Eine große Schwierigkeit der Homöopathie ist die Arzneimittelfindung. Hier bedarf es vieler Erfahrungen seitens der Ausführenden und sofern nicht das richtige Mittel gewählt werden konnte, passiert einfach nichts. So negativ dieser Umstand bei erster Betrachtung auch zu sein scheint, beinhaltet er dennoch doch mehrere positive Möglichkeiten:
1. Bei den meist verwendeten Verdünnungen von D30 oder höher, kann es zu keinen Nebenwirkungen kommen. Im Gegensatz dazu kommt es bei der allopathischen Fehlverordnungen zwar ebenfalls zu keiner erwünschten Wirkung und möglicherweise sind nur Nebenwirkungen zu verzeichnen.
2. Nicht das homöopathische Medikament entwickelt die erwartete Wirkung, sondern der Glaube des Patienten. Das wird in der Medizin als "Placebo-Effekt", der Wirkung von inhaltslosen Scheinmedikamenten, beschrieben. Schätzungen zu folge, soll er für mehr als einem Drittel aller Behandlungsergebnisse verantwortlich sein. Warum sollte diese, oft belächelte Nebenwirkung" negativ zu bewerten sein? Das gilt für übrigens ebenso für die Behandlungen des berühmten Prof. Dr. Dr. Kistenmacher, wie vom unbekannten Dr. Pinnermann, dem Hausarzt an der Straßenecke.)
3. "Die Zeit heilt Wunden" wird gesagt und ist es häufige Vorstellung in Bezug auf die Homöopathie, dass deren Medikamente erst nach längerer Zeit wirken würden. Bei unzutreffender Mittelwahl ist, wie bereits erwähnt, keine spontane Wirkung zu erwarten. Zustandsverbesserungen werden jedoch vom Organismus auch aus eigener Kraft erbracht und diese dann u. U. fälschlicherweise dem homöopathischen Mittel zugeschrieben.
Überlegungen zu den Indikationen
Gegner stellen die Homöopathie gerne als gefährlich hin, weil durch Zeitverlust Schädigungen vorkommen können. Das ist aber illusorisch, denn kaum jemand wird bei einer prekären oder gar lebensbedrohlichen Erkrankung auf den Gedanken kommen eine notwendig werdende Operation durch homöopathische Medikamente ersetzen zu wollen. Legal erscheint mir dagegen zu sein, zu versuchen postoperative Beschwerden zu reduzieren und Heilungsabläufe zu verkürzen. Das alles auch mit der Zielsetzung die Menge der zur Anwendung kommenden allopathischen Medikamente möglichst gering zu halten.
Die eigentliche Domäne der Homöopathie dürften dagegen die seit langer Zeit bestehenden und mit schulmedizinischen Mitteln nicht immer zufriedenstellende Krankheiten sein. Was spricht in diesen Fällen dagegen, wenigstens versuchsweise einen anderen Behandlungsweg zu beschreiten?
Drüber hinaus existieren viele sog. "banale" Störungen und Erkrankungen, gegen die üblicherweise nebenwirkungsreiche, allopathische Medikamente angewendet werden. Warum also nicht einen Versuch mit homöopathischen Wirkstoffen?
Zurückhaltung empfiehlt sich allerdings, wenn Behandlungsempfehlungen, beispielsweise bei Krankheit XYZ das homöopathische Medikament ABC in D30 zu nehmen, empfohlen wird. Auch hier kann ein Versuch nicht schaden aber ohne vorherige individuelle Mittelfindung sind die Chancen gering, mit derartig pauschalisierten Anweisungen ins "Schwarze" getroffen zu haben. OK, der Versuch macht klug aber sofern die erste Packung nicht geholfen hat, kaufen Sie keinesfalls eine Zweite.
In dieser Hinsicht halte ich den Erwerb von Büchern, die als homöopathische Ratgeber angeboten werden, mit Titeln in Form von Ratgebern, wie z. B. "Die Wechseljahresbeschwerden der Frau" und "Die homöopathische Hausapotheke in allen Lebenslagen", für für nicht kompetent und herausgeworfenes Geld.
Komplexmittelhomöopathie
Von der Homöopathie, wie sie zuvor beschrieben wurde, werden Einzelmittel sorgfältig ausgewählt. Eine Variante - die Komplexmittelhomöopathie - hat sich zwischenzeitlich eingebürgert. Hier ist nicht mehr die Rede von Symptomen, sondern wie sonst in der Medizin auch, von einzelnen Krankheiten. Ein Komplexmittel gegen beispielsweise den "Heuschnupfen" ist eine Mixtur aus vielen verschieden Einzelmitteln, die sämtlich die Symptome der "allergischen Rhinitis" haben. Es wird gehofft, dass mindestens einer der vielen Inhaltsstoffe die erwünschte Wirkung entwickelt.
Da sich in dieser Mixtur längst nicht alle theoretisch wirksamen Stoffe befinden, ist die Wirkungshäufigkeit mit denen der Lottogewinne vergleichbar. Homöopathische Einzelmittel können aber auch mit Stimmgabeln verglichen werden und es ist deshalb vorstellbar, dass die vielen verschiedenen Schwingungen eines Komplexmittels sich gegenseitig aufheben oder zu Disharmonien werden.
Um diese denkbaren Schwierigkeiten zu umgehen, neigen die Hersteller dieser Mittel dazu nur gering verdünnte z.B. Pflanzenextrakte zu verwenden. Streng genommen handelt es sich dabei allerdings nicht um Homöopathie, sondern um phytotherapeutische (pflanzliche) Wirkungen. Hahnemann riet übrigens von der Anwendung derartiger Komplexe strikt ab.
Aber auch in dieser Hinsicht sollte gelten, dass alles was hilft hoch willkommen ist!
Ansonsten hoffe ich mit diesem Beitrag grundsätzlich informiert zu haben und stehe zur Beantwortung weiterer Fragen gerne zur Verfügung.