Die römisch-katholische Kirche und ihr Kampf gegen Homosexuelle

Die römisch-katholische Kirche ist für ihre restriktive Haltung gegenüber Homosexuellen bekannt. Was aber in den letzten Monaten von hohen und höchsten Vertretern dieser Institution zu hören ist, wirft die Frage auf, ob es einfach naiver Unverstand ist oder berechnendes Kalkül, was Bischöfe, Kardinäle und sogar den Papst selbst dazu bringt, so vehement gegen Homosexuelle vorzugehen.

Offene Diskriminierung von Schwulen und Lesben durch Vertreter der römisch-katholischen Kirche

Gerade bei einer kirchlichen Gemeinschaft sollte man doch eigentlich erwarten, dass sie sich, nach dem Vorbild ihres Gründers, für Minderheiten und ohnehin schon Benachteiligte einsetzt und sie vor Angriffen in Schutz nimmt. Wenn es aber um Homosexualität geht, kennt die katholische Kirche scheinbar keine Zurückhaltung und vergisst den Grundauftrag der Nächstenliebe. Ganz ungeniert wird Homosexualität zum Feindbild Nummer eins auserkoren und vom Papst als Angriff auf den Schöpfungsplan Gottes bezeichnet. Damit erklärt der Stellvertreter Christi auf Erden Schwule und Lesben quasi zu Lebewesen, die nach kirchlichem Verständnis keine Daseinsberechtigung haben und für die es am besten wäre, wenn sie gar nicht existierten.

Schwache Priester werden von Schwulen verführt

Bereits Anfang Mai äußerte sich der brasilianische Erzbischof Dadeus Grings in einem Interview und stellte die nicht nachvollziehbare Hypothese auf, dass unsere heutige Gesellschaft pädophil sei und sich dadurch die meisten pädophilen Übergriffe erklären ließen. Zudem unterstellte er, dass Priester durch Schwule verführt würden und dass Jugendliche spontan der Homosexualität verfielen und homosexuell blieben, wenn sie nicht "richtig" angeleitet würden.

Homosexualität und Pädophilie wird gleichgesetzt

Als vor einiger Zeit Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone Homosexualität und Pädophilie auf eine Stufe stellte, distanzierte sich zwar der Vatikan von seinen Äußerungen, kann oder will aber wohl nicht verhindern, dass andere Würdenträger der römisch-katholischen Kirche ins selbe Horn stoßen. Denn auch Erzbischof Grings äußerte seine Befürchtung, dass nach den Homosexuellen bald auch Pädophile nach Gleichstellung und rechtlicher Anerkennung rufen würden. Hier wird wieder, unkundig oder berechnend, die sexuelle Identität (Homosexualität) mit der Krankheit (Pädophilie) in einen Topf geworfen. Dieses Verhalten darf mit Recht als Diskriminierung bezeichnet werden und verdient es, nicht unwidersprochen zu bleiben.

Die Verantwortung haben nicht die Homosexuellen!

Es ist zwar verständlich, dass die römisch-katholische Kirche nach den bekanntgewordenen Missbrauchsfällen der letzten Jahre noch immer um Schadensbegrenzung bemüht ist. Die Tatsache, dass sie diese aber betreibt, indem sie die Verantwortung auf die Schultern der ungeliebten Homosexuellen lädt, macht deutlich, welcher Ungeist in weiten Teilen dieser Institution sein Unwesen treibt. Wie sonst kann man es erklären, dass ein Erzbischof Silvano Tomasi, immerhin ständiger Vertreter des Vatikanstaates bei den Vereinten Nationen, in einem Interview behauptet, dass bis zu 90 Prozent aller sexuellen Übergriffe durch Schwule erfolgten.

Homosexuelle und Pädophile in Leitungspositionen der römisch-katholischen Kirche

Anstatt verbal auf Homosexuelle einzuprügeln, würde es der katholischen Kirche gut zu Gesicht stehen, wenn sie in ihren eigenen Reihen besser nachforschen würde. Da gibt es immerhin einen geschassten Bischof Walter Mixa, dem in Geheimdossiers neben Alkoholismus auch homosexuelle Neigungen bescheinigt werden. In Kanada musste sich Bischof Raymond Lahey von Antigonish den Strafverfolgungsbehörden stellen, weil der kanadische Zoll auf seinem Computer Kinderpornographie entdeckt hatte. Bereits vor längerer Zeit wurde zudem der verstorbene österreichische Kardinal Groer in Rente geschickt, weil er sich an jungen Männern vergangen haben soll. Würde man tiefer in den Lebensgeschichten hochrangiger Kirchenvertreter graben, würden wohl noch einige Geheimnisse ans Tageslicht kommen.

Sexualmoral der römisch-katholischen Kirche auf dem Prüfstand

Wenn die römisch-katholische Kirche einerseits die Homosexualität so massiv verteufelt und andererseits selbst schon lange Tummelplatz für Schwule ist, muss etwas im Argen liegen. Wie eine Lösung aussieht, bleibt abzuwarten. Um aber eine Lösung herbeizuführen, ist es wohl die wichtigste Aufgabe der Kirche, sich der eigenen Sexuallehre und dem bisherigen Moralverständnis endlich mit kritischem Blick zu nähern, diese zu hinterfragen und zu verändern, wo es nötig ist. Bewältigt sie diese Aufgabe nicht, wird sie von der heutigen Gesellschaft nicht mehr ernstgenommen und büßt auch noch den letzten Rest ihrer Glaubwürdigkeit ein.

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