Situation homosexueller Jugendlicher ist oft schwierig

Mobbing in der Schule, Unverständnis im Elternhaus, Angst vor dem Coming-out und eine viermal höhere Suizidrate, mit all diesen Problemen haben Jugendliche auch in Deutschland zu kämpfen, wenn sie schwul, lesbisch oder transsexuell sind. Mag auch die Gleichstellung erwachsener Homosexueller im Fokus politischer Arbeit stehen, Jugendliche werden immer noch benachteiligt. So ist es kein Wunder, dass sich viele dieser Jugendlichen mit diesen Sorgen allein gelassen fühlen, denn es gibt immer noch viel zu wenige Anlaufstellen, bei denen sie sich Rat holen können. Hier ist in erster Linie die Politik gefordert.

Politik hat bisher wenig Interesse an homosexuellen Jugendlichen gezeigt

Bisher haben diese Tatsachen die Bundesregierung allerdings gar nicht oder nur wenig interessiert. So wurde erst vor Kurzem eine Debatte zum Thema schwul-lesbische Jugendliche wegen des Feierabends im Bundestag nicht durchgeführt und zu Beginn dieses Jahres wurde der Antrag auf Durchführung einer Studie mit der Begründung abgelehnt, dass dazu keine Notwendigkeit bestehe. Die ablehnende Haltung wird auch an Äußerungen von Spitzenpolitikern deutlich. Da werden dann schon mal die bereits erreichten Ziele hergenommen, um "übertriebenem" Handeln eine Absage zu erteilen und damit die Regierung aus der Verantwortung zu entlassen. Manch Politiker kann auch nicht verstehen, warum Jugendliche unglücklich sein sollen, sie seien doch selbstbewusst und könnten ihre eigenen Interessen durchaus selbst vertreten. Solche Aussagen zeigen sehr deutlich die Unkenntnis bezüglich der Probleme, denen schwule, lesbische und transsexuelle Jugendliche im Alltag oft ausgesetzt sind.

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder prüft Machbarkeit der Studie

Seit 2011 gibt es einen Hoffnungsschimmer, denn Bundesfamilienministerin Kristina Schröder hatte angekündigt, zumindest zu prüfen, ob eine Studie zur Situation schwuler und lesbischer Jugendlicher in Deutschland für das Handeln der derzeitigen Bundesregierung wichtig ist. Diese Ankündigung war wichtig, denn sie zeigt, dass man endlich bereit ist, den aus dem Jahr 2005 stammenden Bundestagsbeschluss zur Durchführung einer bundesweit angelegten Studie umzusetzen. Es bleibt nur zu hoffen, dass der Machbarkeitsstudie auch wirklich eine breit angelegte und ernst genommene Studie folgt. Denn nur anhand einer solchen Untersuchung ist das ganze Ausmaß an Diskriminierung, Homophobie und Benachteiligung schwuler, lesbischer und transsexueller Jugendlicher aufzeigbar. Zudem würde die Studie Anhaltspunkte bieten, wie man der momentanen Situation langfristig und vor allem nachhaltig entgegenwirken kann.

Schaffung von Beratungsstellen auf kommunaler Ebene

Ein großes Problem für schwule, lesbische und transsexuelle Jugendliche sind gar nicht beziehungsweise nur sehr sporadisch existierende Beratungsstellen oder sonstige Anlaufpunkte, die sich ganz gezielt mit der Thematik Homosexualität und Transsexualität befassen und so Hilfestellung leisten könnten. Gerade Jugendliche auf dem Land oder sonstigen strukturschwachen Gebieten müssen oft weite Wege zurücklegen, um jemanden zu finden, dem sie sich mit ihren Problemen anvertrauen können. Deshalb wäre es notwendig, dass die Kommunen sich dieses Themas annehmen und entsprechende Stellen schaffen. Allerdings findet man gerade in der ländlichen Kommunalpolitik immer noch zu wenig Verständnis beziehungsweise einfach eine haarsträubende Unkenntnis, wenn es um die Situation homosexueller Jugendlicher geht. Erst kürzlich erklärte doch eine Landtagsabgeordnete aus dem nördlichen Bayern im Rahmen einer Anhörung zur Thematik, dass es kein Stadt-Land-Gefälle bei der Versorgung und Situation homosexueller Jugendlicher gebe und dass die allermeisten Lehrer sich mit der Thematik auskennen und adäquat reagieren könnten. Leider stellte niemand die Frage, ob diese Einlassung tatsächlich ernst gemeint war.

Nationaler Aktionsplan gegen Homophobie und Mobbing

Wenn man bedenkt, dass immerhin bis zu zehn Prozent aller Jugendlichen in Deutschland homosexuell sind, dann wird deutlich, dass die Politik diese Gruppe nicht vernachlässigen darf. Der Antrag zur Studie ist also wichtig. Bereits seit längerem fordert auch der schwule Bundestagsabgeordnete Kai Gehring (Bündnis 90/Die Grünen) einen Aktionsplan, in dessen Rahmen Strategien gegen Homophobie und Mobbing erarbeitet werden sollen.

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