Hotel Ruanda - ein Film über Zivilcourage in schlimmen Zeiten
Der Film zeigt, wie der Hotelmanager Paul Rusesabagina über 1.200 Menschen vor dem Schicksal des Völkermords von 1994 bewahrt.Hotel Ruanda: Inhaltliche Zusammenfassung
Ruanda, 1994: Paul Rusesabagina ist der Leiter des Luxushotels "Mille Collines" in Ruandas Hauptstadt Kigali. Die Übergriffe und Anfeindungen der Hutu-Milizen auf Tutsi häufen sich, im staatlichen Radio sind ständig die Hetzparolen zu hören, in denen die Tutsi als "Kakerlaken" denunziert werden und dergleichen Ungeheuerlichkeiten mehr. Im Gegenzug erhalten die Berichterstatter der westlichen Medien konkrete Anweisungen, was und wie sie über die Ereignisse zu berichten haben; zum Beispiel darf das Wort "Völkermord" nicht zu sehr hervorgehoben werden.
Trotz all der Geschehnisse hofft er noch darauf, dass es nicht zum Schlimmsten kommt und die Soldaten der UN den Ruandern rechtzeitig zu Hilfe kommen werden, um das Grauen zu beenden. Doch der Hass und die zunehmende Gewalt hören nicht auf, die Milizen versetzen weiter die Menschen in Angst und Schrecken. Rusesabagina (selber ein Hutu, verheiratet mit einer Tutsi-Frau und Vater mehrerer Kinder) muss mit ansehen, wie seine Nachbarn von den extremistischen Hutu zusammengeprügelt werden. Dann melden die Medien den tödlichen Flugzeugabsturz Habyarimanas, der offiziell (und fälschlicherweise - eine Lüge mehr in der ganzen Propagandamaschinerie) den Tutsi-Rebellen in die Schuhe geschoben wird. Nun gehen die Massaker erst richtig los.
Als die Milizen zum ersten Mal seine Familie und die Hotelbediensteten ermorden wollen, schafft Paul Rusesabagina es, sie mit Bestechungsgeldern freizukaufen. Von nun an gibt er ihnen allen und noch zahlreichen mehr Menschen eine Zuflucht im Hotel, darunter den Waisenkindern in der Obhut von Pat Archer. Auch er und seine Familie ziehen in das Hotel um. Die Lage eskaliert weiter und der Völkermord in Ruanda setzt sich stetig fort. Daher verlassen die UN-Truppen, die ohnehin nicht eingreifen durften, ebenso wie viele Europäer das Land. Später werden alle Ausländer - auch Menschen anderer afrikanischer Staaten - evakuiert, nur die bedrohten Ruander werden nicht gerettet. Auf dem Rückweg vom Vorräte besorgen mit dem überheblichen Gregoire, den er als Geleitschutz mitgenommen hatte, stoßen sie auf einen Haufen Leichen, die übrigens von Überlebenden des Genozids gespielt werden.
Als die Interahamwe erneut das Hotel aufsuchen, versucht Rusesabagina, etwas Zeit zu schinden, indem er sie mit Alkohol besticht. Anschließend ruft er den Leiter der ehemaligen belgischen Fluggesellschaft Sabena an, der wiederum einen Anruf beim französischen Präsidenten tätigt. Auf wunderliche Weise führt dieser Anruf dazu, dass die Milizen vom Hotel abziehen.
Schließlich kehrt der Blauhelm-Colonel Oliver mit seinem UN-Laster zurück, um so viele Menschen wie möglich vom Hotel zu evakuieren. Im letzten Moment springt der Hotelmanager wieder vom Laster, auf dem sich bereits seine Familie befindet, da er die verbleibenden Menschen nicht einfach im Hotel zurücklassen kann. Der LKW der Vereinten Nationen wird unterwegs von den Hutu-Milizen aufgehalten und muss umkehren. Später beim zweiten Versuch gelingt die Flucht, und die vollständige Familie Rusesabagina findet in einem Flüchtlingslager die Kinder von Tatianas Nichten sowie Pat Archer wieder. Nach der Flucht - was im Film nicht mehr gezeigt wird - fangen sie in Belgien ein neues Leben an.
Meine Einschätzung zum Film
Schonungslos realistisch - ohne übertriebene Hollywood-Effekte, da die Geschehnisse auch so schon schlimm genug sind - macht "Hotel Ruanda" die Ereignisse des Genozids für den Zuschauer erlebbar. Man erlebt und fühlt zu jeder Zeit förmlich mit, wie es den Protagonisten ergangen ist, spürt mit ihnen die beklemmende Stimmung, fiebert mit ihnen mit und wünscht sich nur, dass der Albtraum des Völkermords sofort vorbei gehen möge.
Die schauspielerischen Leistungen überzeugen ebenso hundertprozentig wie die gesamte Konzeption. Alles ist in sich stimmig dargestellt und wird dabei angemessen von der Musik untermalt, welche sich auf natürliche Weise und dezent in das Gesamte einfügt, ohne den Ernst der Lage zu schmälern. An den passenden Stellen vermittelt dieser Soundtrack eine Art "Afrika-Feeling", um wiederum in den tragischen und traurigen Passagen die entsprechende Atmosphäre aus dem Hintergrund zu unterstreichen. Sowohl der Sound als auch die bildliche Darstellung und der Schnitt sind bei diesem Film professionell gemacht und einwandfrei.
Lediglich die FSK-Freigabe ab 12 Jahren finde ich etwas diskutabel, da das Ganze ziemlich heftig ist und eben - auch, wenn zum Glück nicht alles in allen Details gezeigt wird, vieles andeutungsweise bleibt und der Schwerpunkt auf der Geschichte und dem Erleben der Protagonisten liegt - genug Gewalt dargestellt wird. Eltern von Jugendlichen rate ich daher, im Einzelfall je nach individueller Reife zu entscheiden, ob die Jugendlichen diesen schwer verdaulichen Inhalt schon verarbeiten können, und wenn ja, "Hotel Ruanda" gemeinsam in der Familie anzuschauen und anschließend über das Gesehene zu sprechen. Generell empfehle ich - unabhängig vom Alter - vor dem Anschauen eine Packung Taschentücher bereitzulegen, da der Film wirklich sehr triggern kann.
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Bonusmaterial
- Featurette: Szenen aus dem Film und Kommentare der Mitwirkenden
- Interviews mit Cast & Crew
- A message for peace - Making "Hotel Rwanda": Hintergründe zur Entstehung des Films
- Dokumentation - Rückkehr Rusesabaginas nach Ruanda
- Ausgewählte Szenen und Audiokommentar
- Kinotrailer
- Cast & Crew
Besonders hervorheben möchte ich hierbei die knapp 15-minütige Dokumentation "Return to Rwanda", die interessante Hintergründe und Eindrücke von Rusesabagina aufzeigt, als dieser seine Heimat und auch eine Gedenkstätte des Völkermords in Ruanda besucht.
Hotel Rwanda |
Daten zur DVD
Regisseur: Terry George
Schauspieler u. a.: Don Cheadle (alias Paul Rusesabagina), Sophie Okonedo (Tatiana R., seine Frau), Nick Nolte (als UN-Colonel Oliver), Cara Seymour (als Rote-Kreuz-Schwester und Waisenkinderbetreuerin Pat Archer), Joaquin Phoenix (als Jack Daglish, einer der englischen Journalisten)
Produktionsjahr: 2004
Filmlaufzeit: 118 Minuten
Laufzeit des Bonusmaterials: insgesamt 81 Minuten
Bild: 2,35:1 (16:9 anamorph codiert)
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Regionalcode: 2
FSK: ab 12
Bildquelle:
RobinAKirk / Flickr
(Völkermord in Ruanda - Hintergründe)
Thorben Wengert / pixelio.de
(Gewalt von Männern - Definition, Prävention und Abschaffung)