Oft weiß oder vermutet man es schon vor oder kurz nach der Geburt

In einigen Fällen kann schon vor der Geburt der Verdacht bestehen, dass das Baby mit einer Sehbeeinträchtigung zur Welt kommen wird. Erkrankungen oder Komplikationen während der Schwangerschaft können dies bewirken. 70 % von allen Frühgeburten, die noch weniger als 1 kg wiegen, erkranken an einer Frühgeborenennetzhauterkrankung. Auch Probleme und Komplikationen während der Geburt, vor allem welche, die mit Sauerstoffmangel oder zerebralen Blutungen vonstatten gehen, beeinträchtigen häufig das Sehzentrum. In der Regel ist es in der Familie auch bekannt, wenn genetisch vererbbare Augenerkrankungen in der Familie liegen, die das Baby betreffen können. In der Regel erfolgen in all diesen Fällen strengere Kontrollen der Ärzte und Mütter werden aufgeklärt, wie sie das Verhalten des Babys beobachten sollen und wann sie unbedingt den Kinderarzt aufsuchen sollten.

Sehbeeinträchtigte Babys lieben meist Mobile mit kräftigen Farben, die auch Geräusche machen

Checkliste: Wie kann man als Elternteil bei einem Baby oder Kleinkind untersuchen, ob eine Sehbeeinträchtigung vorliegt?

Grundsätzlich sollten Eltern eines kleinen Babys das Verhalten ohnehin ständig beobachten, denn durch genaue Beobachtung fällt natürlich am Besten auf, wenn etwas nicht stimmt. Und grundsätzlich gilt: Lieber einmal zu oft und vielleicht unnötiger Weise zum Arzt, als gar nicht oder zu spät. Im Babyalter sind die Augen eines Kindes noch leicht trainierbar und die richtige Förderung kann sehr viel bewirken. Auf welche Verhaltensmuster sollte man als Elternteil achten, wenn man den Verdacht hat, dass beim Baby Probleme mit den Augen vorliegen könnten?

  • Visuelles Interesse: Schaut sich das Baby im Kinderzimmer um und freut es sich zum Beispiel bekannte Poster oder Spielzeuge zu entdecken? 
  • Augenkontakt: Kann das Baby mit der Mama Augenkontakt aufnehmen, oder blickt es durch sie durch? Folgt das Kind mit den Augen die Bewegungen der Mama, wenn sie den Kopf langsam hin- und herbewegt?
  • Reaktion auf Licht: Ist das Kind lichtscheu? Oder ist es vielleicht sehr hungrig nach Licht und will direkt hineinsehen? Blinzelt es, wenn das Licht aufgedreht wird?
  • Hand/Auge Koordination: Greift das Baby nach Spielsachen, um sie genau anzusehen?
  • Aussehen und Bewegung der Augen: Sind die Augen trüb oder sehr hell? Sind die Augenbewegungen unkontrolliert oder seltsam?
  • Augenbohren: Vor allem bei sehbehinderten Kleinkindern kann man häufig beobachten, dass sie gerne in den Augen bohren, denn so bekommen sie interessante Lichtreflexe.
  • Gesichtsfeld: Kinder mit einem eingeschränktem Gesichtsfeld stolpern oder fallen häufiger und haben meist eine etwas seltsame Kopfhaltung, wenn sie etwas betrachten möchten.
  • Interesse an Bildern: Hat das Kind Interesse an Bilderbüchern? Lässt die Konzentration bei Buch anschauen schnell nach?
  • Andere Sinne: Muss das Kind wirklich alles anfassen? Steckt es wirklich alles in den Mund? Kann es in fremder Umgebung nie still sitzen sondern will die Umgebung gleich erforschen gehen?

Spielsachen sind für sehbeeinträchtigte Babys oft schwer wieder zu finden

Für sehbeeinträchtigte Babys sind Spielsachen toll, die aufgeklebt oder aufgehängt werden, aber so, dass sie noch leicht mit den Händen untersucht werden können. Sie können nicht wegrollen oder -rutschen und aus dem Blickfeld verschwinden.

Visuelle Entwicklung

Um das ganze Thema besser zu verstehen, ist es notwendig sich generell etwas mit visueller Entwicklung zu beschäftigen.

0-3 Monate

Bereits mit einem Monat wird ein gesundes, normal sehendes Baby seinen Kopf in Richtung Licht drehen und beliebte, vor allem bunte, Gegenstände mit horizontalen Augenbewegungen verfolgen. Danch fängt es an, Augenkontakt mit Erwachsenen zu suchen, kann vertikale Augenbewegungen durchführen, folgt interessiert Lippenbewegungen und generell Objekten, die in Bewegung sind, wie zum Beispiel Mobile. Sollte das Kind bis zum Ende des dritten Monats diese typischen Verhaltensmuster nicht zeigen, so sollte dies ärztlich untersucht werden. Es besteht aber kein Grund zur Panik, denn sehr häufig handelt es sich in solchen Fällen einfach um eine harmlose Entwicklungsverzögerung, nicht aber eine langzeitige Augenschädigung.

3-6 Monate

In diesem Alter beschäftigen sich normal sehende Babys sehr gerne mit den eigenen Händen, versuchen Gegenstände zu greifen und interessieren sich auch für fallende Objekte. Sehbeeinträchtigte Babys in diesem Alter mögen überhaupt nicht am Bauch liegen, weil sie dann nichts sehen können. Oft können sie ihren Kopf noch nicht heben, weil sie einfach keinen ausreichenden Anreiz haben, dieses zu üben. Sie sind generell eher passiv und zeigen wenig Interesse an der Umgebung und wirken orientierungslos. 

7-12 Monate

Gut sehende Babys greifen nun sogar im Pinzettengriff gezielt nach Gegenständen beliebiger Größe. Sie interessieren sich für Bücher und Versteckspiele. Sie können Personen im Umfeld auseinanderhalten und lieben es, Lippenbewegungen zu beobachten. Sehbeinträchtigte Kinder zeigen diese Verhaltensmuster nur, wenn die Gegenstände möglichst nahe sind und das Licht die richtigen Voraussetzungen bietet. Mütter mit sehbeeinträchtigten Kindern sollten vor allem in dieser Entwicklungsstufe kräftiges Make Up tragen, denn das hilft dem Kleinkind die Lippen und Gesichtsausdrücke zu erkennen, kennen zu lernen und zu deuten.

2-3 Jahre

Ein normal sehendes Kind kann sich in diesem Alter schon bestens im eigenen Haus orientieren, erkennt bekannte Personen sogar durch ein Fenster, liebt Versteckspiele und Bilderbücher und redet viel, denn die visuellen Anreize bieten genug Gesprächsstoff. Ein sehbeeinträchtigtes Kind macht in diesem Alter nur schwierig eigene visuelle Erfahrungen, außer es bekommt dabei Hilfe. In diesem Alter kann ein Augenarzt bereits genauere Tests durchführen und die meisten Augenerkrankungen genau diagnostizieren. Nicht selten wird eine Sehbeeinträchtigung leider erst überhaupt in diesem Alter festgestellt und das Kind wurde zuvor einfach als "patschert", "ungeschickt" oder im Extremfall "dumm" bezeichnet.

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