Ivan Kupala - die slavische Sommersonnwende
Was wir als Sommersonnwende kennen, ist im slavischen Raum das Fest des Ivan Kupala. Die Beliebtheit des mystischen Festes ist bis heute ungebrochen.Woher kommt Ivan Kupala?
Der Name Ivan Kupala ist vermutlich in Anlehnung an Johannes (Ivan) den Täufer entstanden. Für diese Theorie spricht das Datum des Festes. Es wird in den meisten slavischen Ländern am 7.7. (Verschiebung um ca 14 Tage durch die Rechnung nach dem Julianischen Kalender bis 1918) gefeiert, in Polen aber am 24.6., dem Geburtstag des Heiligen, dort wird Ivan Kupala auch die Nacht des heiligen Johannes genannt. Das Fest selber ist heidnischen Ursprungs und ein Fruchtbarkeitsritus gewesen. In der Forschung herrscht allerdings kein Konsens über den Ursprung des "Kupala". Einige Theorien sehen darin einen slavischen Sonnen- und Lichtgott Kupala, andere Theorien streiten dessen Existenz wiederum vehement ab. Wahrscheinlicher ist, dass Johannes der Täufer im Altrussischen eben Ivan Kupala genannt wurde.
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Bräuche an Ivan Kupala
Die beiden gegensätzlichen Elemente Wasser und Feuer spielen an Ivan Kupala eine zentrale Rolle. Außerdem spielen auch Pflanzen nach heidnischer Tradition eine wesentliche Rolle, ebenso wie der heidnische Glaube an Selbstreinigung und höheres Selbst. Daher gibt es einige Bräuche an Ivan Kupala, die mit diesen Elementen untrennbar verbunden sind. Der erste hier genannte Brauch betrifft junge Mädchen und Frauen. Sie flechten aus Blumen und Blüten Kränze und lassen diese in fließendem Wasser, beispielsweise Flüssen, wegtreiben. Anhand der Art und Weise, wie die Blumenkränze im Wasser treiben, lesen die Frauen daraus ihre Zukunft ab. Oder sie legen Girlanden aus Blumen in den Fluss und lesen anhand der Strömungsrichtung ab, aus welcher Richtung ihr zukünftiger Ehemann kommen wird.
Ein feuerverbundener Brauch wäre beispielsweise, dass junge Paare zusammen über ein angezündetes Lagerfeuer springen, ein Brauch, den wir im Westen ebenfalls kennen. Recht unbekannt wiederum ist uns hingegen das Suchen nach Farnen. In slavischen Gebieten hingegen machen sich viele Menschen auf die Suche nach blühenden Farnen. Der Grund hierfür liegt in dem alten heidnischen Glauben, dass ein blühender magischer Farn den Weg zu den in der Erde verborgenen Schätzen sichtbar macht. Die Verbindung von Farn und Ivan Kupala liegt in der relativ kurzen Blütezeit einiger Farne, die gerade um die Zeit des Ivan Kupala Festes liegt. Generell bezeichnet Ivan Kupala die Nacht der Hexen, der Geister, der Dämonen, eben eine Nacht, in der man viele seltsame Dinge sehen kann, wenn man denn wach bleibt.
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Ivan Kupala heute
Auch heute noch ist Ivan Kupala ein mythisch aufgeladenes Datum. Das heidnische Fest wird nach wie vor gefeiert und ist sehr populär. Heutige Feiern sind mit der gleichen Erotik aufgeladen wie eh und je. Zu einer richtigen Ivan Kupala Feier gehören heutzutage ein Lagerfeuer, meist jede Menge Alkohol und ein gemischtgeschlechtliches Publikum.
Außerdem findet die Thematik Niederschlag in der Literatur, so auch in Nikolai Gogols Novelle "Am Abend von Ivan Kupala". Hier geht es um einen Knecht, der schnell an Geld kommen muss, um seine Braut heiraten zu können. Er findet einen Schatz unter blühendem Farn, kann ihn aber nicht heben. Der Teufel verführt ihn und verspricht ewigen Reichtum, wenn er unschuldiges Blut vergießt, in diesem Falle das eines Kindes. Nur so soll er den Schatz bergen können. Der Knecht tut wie ihm geheißen, wird reich und kann sich an nicht mehr erinnern. Erst mit Hilfe der Magie einer Hexe wird ihm seine Tat wieder bewusst und er geht darüber in Flammen auf. Die Novelle spielt am Vorabend des Ivan Kupala und vereinigt auch alle mystischen Elemente desselben in sich.