Jane Austen: Ein Porträt der Autorin

(Bild: 1879558)

Jane Austen - so "hot" wie Paris Hilton?

Vielleicht hat jemand der britischen Romanautorin Jane Austen (1775-1817) zu Beginn ihrer Schreibkarriere auch den gutgemeinten Rat gegeben, den viele kennen, die ein Buch schreiben möchten:

"Du solltest am besten über das schreiben, was du kennst. Über das, was du selbst erlebt hast. Halte dich an das, worin du dich wirklich auskennst."

Vielleicht hat die 21-jährige Jung-Autorin nach Ablehnung ihres ersten Romanmanuskripts auch jemand damit getröstet, dass ihr ja möglicherweise noch die nötige Reife und Erfahrung fehle …

Falls Jane Austen solche Ratschläge tatsächlich bekommen hat, scheint sie das nicht entmutigt zu haben.

Denn Tatsache ist: "Stolz und Vorurteil", der Liebes- und Gesellschaftsroman einer jungen Pfarrerstochter, die ihr Leben zurückgezogen auf dem Land verbrachte und selbst nie geheiratet hat, ist noch 200 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung ein absoluter Leserfavorit.

In einer Umfrage (2003) wurde "Stolz und Vorurteil" (Originaltitel: Pride and Prejudice) zum zweitbeliebtesten Buch in Großbritannien gewählt, gleich nach dem "Herrn der Ringe" von J.R.R. Tolkien.

Die Romane der britischen Autorin aus dem 19. Jahrhundert begeistern und inspirieren auch im 21. Jahrhundert. Nicht nur Tausende von Lesern, Kinogängern und Fernsehzuschauern, sondern auch unzählige Autoren, die von Jane Austens Büchern und Charakteren zu eigenen Werken angeregt werden:

Man hat zu Jane Austens Geschichten Fortsetzungen erfunden und sich die Vergangenheit ihrer Figuren neu ausgedacht. Jane Austens Charaktere wurden nach Bollywood geschickt und auf Zeitreisen, sie mussten in Kriminalfällen ermitteln und sogar gegen Zombies kämpfen. Sie haben Mangas inspiriert und Online-Games.

Und dann sind da selbstverständlich noch all die Bücher und Filme, in denen Menschen einfach nur über Jane Austens Romane sprechen …

Jane Austen, so behaupten manche, habe das Genre der modernen humorvollen Frauenliteratur (im englischen Sprachraum als "chick lit" bezeichnet) überhaupt erst begründet.

2007 titelt ein amerikanisches Magazin (USA Today): "Plain Jane", die brave Pfarrerstochter aus dem 19. Jahrhundert, sei "suddenly a babe" und inzwischen mindestens so "hot" wie Paris Hilton. (Ob Jane Austen sich über dieses Kompliment wohl freuen würde?)

Was hat Jane Austen geschrieben?

Neben ihrem umfangreichen Jugendwerk, zahlreichen Fragmenten und einer Briefsammlung ist die britische Autorin vor allem für ihre sechs "großen" Gesellschaftsromane bekannt:

  • Sense and Sensibility (1811) (deutscher Titel: Verstand und Gefühl)
  • Pride and Prejudice (1813) (deutscher Titel: Stolz und Vorurteil)
  • Mansfield Park (1814)
  • Emma (1816)
  • Northanger Abbey (1817) (deutscher Titel: Die Abtei von Northanger)
  • Persuasion (1817) (deutscher Titel: "Anne Elliot" oder "Überredung")

(Der Briefroman "Lady Susan" (1817) wurde erst viele Jahre nach Jane Austens Tod veröffentlicht und ist nicht so bekannt und populär wie ihre anderen sechs Romane.)

Ihre Bücher hat Jane Austen übrigens stets anonym veröffentlicht, mit dem Zusatz "von einer Dame" ("By a lady") oder "von der Autorin von 'Verstand und Gefühl'" ("by the author of 'Sense and Sensibility'") - ihrem zuerst veröffentlichten Roman.

Über was hat Jane Austen geschrieben?

Die zentralen Themen ihrer Romane sind Gesellschaft, Familie, Beziehungen und Liebe.

In jedem der Romane sind es eine oder mehrere junger Frauen, die nach zahlreichen Hindernissen, vielen Erkenntnissen und einem tiefgehenden Reifeprozess ihre Erfüllung in der Ehe mit einem gleichgesinnten (!) Partner finden.

Man bezeichnet das als "courtship plot" und ja, er klingt nach dem typischen Schema eines typischen Liebesromans.

Was Jane Austens Bücher jedoch von anderen Romanen dieser Art unterscheidet, sind ihre intelligenten Heldinnen, ihre scharfe Beobachtungsgabe, ihr Witz und ihre geistreichen Dialoge.

Eine Szene aus dem Roman "Verstand und Gefühl" (Sense and Sensibility)

(Bild: Hugh Thomson)

Wie kamen Jane Austens Bücher bei den Zeitgenossen an?

Gut. Ihr noch heute beliebtester Roman "Stolz und Vorurteil" (1813) war innerhalb eines halben Jahres ausverkauft und erschien in einer 2. Auflage.

Erste Übersetzungen in andere Sprachen gab es noch zu Jane Austens Lebzeiten.

Jane Austens Elternhaus in Chawton (Hampshire, Südengland)

(Bild: Jean Brooks)

Welche Bücher Jane Austens wurden verfilmt?

Alle Bücher Jane Austens wurden (zum Teil mehrfach) als Stoffe für Film und Fernsehen verwendet. Zu den "großen" Kinofilmen der letzten Jahre gehören u.a.:

  • Sinn und Sinnlichkeit (Sense and Sensibility) (1995)

  • Stolz und Vorurteil (Pride and Prejudice) (2005)

  • Emma (1996)

  • Persuasion (1995)

  • Mansfield Park (1999)

Publikumsfavorit und Kassenschlager "Stolz und Vorurteil" spielte rund 43 Millionen Dollar durch Ticketverkäufe ein, bei "Mansfield Park" waren es immerhin noch 4,8 Millionen Dollar.

Zu den Romanverfilmungen kommen zahlreiche moderne Filmstoffe, die durch Austen-Bücher inspiriert wurden, z.B. "Clueless" oder "Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück".

Außerdem erschienen in den letzten Jahren mehrere biografische Filme wie "Miss Austen regrets" oder "Geliebte Jane" ("Becoming Jane").

Warum ist Jane Austen so beliebt?

Warum faszinieren die Liebesromane einer unverheirateten Romanautorin aus dem 19. Jahrhundert noch heute – 200 Jahre später – so viele Leser und Fernsehzuschauer?

Am besten lässt sich Jane Austens "Geheimnis" ergründen, wenn man ihre Bücher liest. Oder sich zumindest einer der Roman-Verfilmungen ansieht.

Mehr zum Thema "Faszination Jane Austen" gibt es auch hier:

 

 

Ein Blick in Jane Austens Welt

  • Einen Blick in Jane Austens Welt werfen, das geht über Pinterest...

  • Jane Austen wurde als "ziemlich lebhaftes Mädchen mit Anmut und Stil" beschrieben: Wer mehr über die britische Romanautorin erfahren möchte, für den gibt es bei den Jane Austen Freunden viel zu entdecken...

  • Jane Austens Romane in Originalsprache lesen oder sich ganz gemütlich zurücklehnen und sich vorlesen lassen? - Das Projekt Gutenberg macht es möglich.

Michaela, am 29.08.2012
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