Jazz – ein Musikgenre mit vielen StilrichtungenSo ziemlich genau Anfang des 20. Jahrhunderts entstand in den südlichen Staaten der USA der Jazz. Eine wichtige Vorstufe für dieses Musikgenre ist der zwischen 1880 und 1900 auftretende Klavierstil Ragtime, dessen bekanntester Vertreter Scott Joplin ist. Der Jazz brachte innerhalb seiner Geschichte eine nicht zu geringe Vielzahl von Stilrichtungen hervor, wobei der New-Orleans-Jazz den Beginn einläutete.

Wie der Jazz entstand

Für die Entstehung des Jazz´ waren die amerikanischen Schwarzen verantwortlich, indem sie nach dem Vorbild hellhäutiger Brassbands und Militärkapellen eigene Bands gründeten. Geburtsstätte des ersten voll ausgebildeten Jazzstils ist das Vergnügungsviertel Storyville der Stadt New Orleans. Kennzeichnend sind für den gesamten Jazz vor allem die Melodieinstrumente Trompete, Klarinette und Posaune, welche von den Rhythmusgruppen Bass/Schlagzeug oder Klavier/Banjo oder aber Gitarre/Tuba begleitet wurden.

Schon von Beginn an ist das Improvisieren über die Hauptmelodie eines der wichtigsten Merkmale im Jazz. In den meisten Fällen wird die Melodie von der Trompete gespielt, wobei jene Melodie von der Klarinette auf harmonische Weise höher oder tiefer umspielt wird. Als ruhige tiefer gelegene Gegenstimme, kommt in der Regel die Posaune zum Einsatz. Das für heute typische Jazz Instrument Saxophon war im New-Orleans-Jazz noch nicht vertreten.

Dixieland – professionelle Variante des New-Orleans-Jazz

Nur zehn Jahre nach dem Entstehen des Jazz, übernahmen weiße Musiker den Stil der dunkelhäutigen Bands und passten ihn dem Geschmack des hellhäutigen Publikums an. Aufgrund besserer Vermarktung erlangte der so entstandene Dixieland einen größeren Erfolg als der New-Orleans-Jazz. Dank des Stils Dixieland, wurde 1917 zum ersten Mal eine Schallplatte mit Jazz aufgenommen. Merkmale des Dixieland sind weniger Spontanität, aber mehr Professionalität. Bekannte Vertreter sind etwa Louis Armstrong, Buddy Bolden, King Oliver.

Chicago-Jazz – das Saxophon wird Melodieinstrument

Aufgrund des Eintritts der USA in den 1. Weltkrieg erschloss sich New Orleans zu einem bedeutenden Kriegshafen, wodurch auf Anordnung der Behörden alle Bars und Kneipen in der Hafengegend geschlossen wurden. Folge war die Arbeitslosigkeit der Musiker, weshalb diese in die nördlich gelegenen Industriestädte zogen. Chicago wurde zu einem neuen Zentrum des Jazz`.

Zwar wurden zu Beginn noch New-Orleans-Stücke, die auf Schallplatte gebannt waren, von weißen Musikern nachgespielt, jedoch fiel die spontane Kollektivimprovisation weg und wurde durch Soloimprovisation ersetzt. Ein weiteres Merkmal beim Chicago-Jazz ist zudem, dass nun bereits schon Arrangements geschrieben wurden und das Saxophon als Melodieinstrument verstärkt zum Einsatz kam. Der Grundrhythmus ist federnder, wobei Wert darauf gelegt wird, die Betonung auf der ersten und dritten Zählzeit im Takt zu legen.
Swing – Geburt der Big Bands

Als Folge der Weltwirtschaftskrise mussten ab 1929 viele kleine Lokale schließen, sodass es zu einer hohen Arbeitslosigkeit der Musiker kam. Nur die großen Ballsäle in den Städten konnten sich wirtschaftlich halten und benötigten für ihr musikalisches Programm große Kapellen – Big Bands entstanden. Der Jazz dunkelhäutiger Musiker war in derart Lokalitäten nicht angesagt, sondern schnelle, swingende Tanzmusik, wodurch um etwa 1930 der Swing ins Leben gerufen wurde.

Gespielt wird der Swing nach einem Arrangement, wobei nicht mehr jedes Instrument einzeln gespielt wird. Big Bands unterscheiden sich von den üblichen Jazz Combos darin, dass sich die chorische Besetzung von Trompeten, Posaunen und Saxophonen ablösen. Erst nach Ablauf der Vorstellung des Themas folgen Soloimprovisationen, welche durch Riffs der übrigen Bandmitglieder unterstützt werden. Berühmte Swing Musiker sind beispielsweise Benny Goodman und Duke Ellington.

Bebop – Jazz zurück zum Ursprung

Da viele dunkelhäutige Musiker wieder Jazz in kleinen Bands spielen wollten, entwickelte sich um 1940 der Bebop. Als Antwort auf den Swing, besinnten sich die Schwarzen mit dem Bebop wieder auf ihre Herkunft und kulturelle Tradition. Eingesetzt werden hauptsächlich die Instrumente Saxophon, Trompete, Klavier und Bass sowie das Schlagzeug. Letztgenanntes erhält oft eine solistische Funktion und wird somit aufgewertet. Bebop ist keine Tanzmusik und gilt als schwer zu spielen.

Cool Jazz – intellektueller Stil

Der Cool Jazz orientiert sich stark an europäischen Kompositionsformen, etwa den Suiten, Fugen und Concerti, weshalb das Arrangement wieder eine wichtige Rolle spielt. Als Folge des 2. Weltkriegs wird der Cool Jazz ruhig, rauh und gedämpft gespielt. Im Gesamten ist der musikalische Charakter eher melancholisch und introvertiert. Miles Davis beispielsweise gilt als bekannter Vertreter dieses Jazzstils.
Free Jazz – absolute Kollektivimprovisation

Ab etwa 1960 folgte der Einzug des Free Jazz, welcher nur sehr langsam Anklang fand – zum Teil wurde dieser Stil vom Publikum sogar abgelehnt. Der Grund ist die völlige Improvisation, denn es herrschte keine Struktur, das gesamte Musizieren bestand aus reinem Improvisieren. Selbst das Trennen zwischen Melodie- und Rhythmusgruppen entfällt.

Rock Jazz – zwei Musikgenres verschmelzen


Beim Rock Jazz kommen elektronische und elektrisch verstärkte Instrumente hinzu – Rock und Jazz verbinden sich miteinander, wobei der Blues als gemeinsamer Ursprung angesehen wird. Ohne dass weder der Jazz noch die Rockmusik jeweils im Vordergrund steht, geht es beim Rock Jazz um eine tatsächliche Verschmelzung beider Stile. Der Jazz-Rock dagegen ist bestrebt, Elemente des Jazz in die Rockmusik zu integrieren.

West Coast- und East Coast Jazz

Um zirka 1955 entstand an der amerikanischen Westküste der West Coast Jazz. Er wird von hellhäutigen Musikern gespielt und weist keinen einheitlichen Stil auf. Jedoch ist die Exaktheit ein wichtiges Merkmal dieses Jazzstils.

Der East Coast Jazz ist entsprechend das Gegenstück und wird von Dunkelhäutigen gespielt. Dieser Stil nimmt Elemente des Bebop auf und hat den Blues als Ursprung, besitzt aber nicht die Eleganz des West Coast Jazz.

Zeitliche Einordnung der Jazzstile im Überblick


  • 1900-1930 New-Orleans-Jazz
  • 1910-1925 Dixieland
  • 1925-1930 Chicago-Jazz
  • 1930-1945 Swing
  • 1940-1955 Bebop
  • 1950-1960 Cool Jazz
  • um 1955 West- und East Coast Jazz
  • 1960-1975 Free Jazz
  • ab 1970 Rock Jazz

Der heutige Jazz wird geprägt von unterschiedlichen Musikstilen, weshalb bisher noch keine einheitliche Richtung erkennbar ist. Dennoch steht die Improvisation noch immer im Vordergrund und das typische Jazz-Feeling ist erhalten geblieben. Auch traditionelle Instrumente werden weiterhin verwendet. Ein bekannter deutscher Jazzmusiker ist beispielsweise Till Brönner.
Jazz – ein Musikgenre mit vielen Stilrichtungen
write-x, am 08.11.2010
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