Jugendpastoral heute

Die in vielen deutschen Bistümern aufgrund des Priestermangels und wegbrechender finanzieller Mittel neu geschaffenen Strukturen haben für die Seelsorger vor Ort massive Veränderungen in der seelsorglichen Arbeit mit sich gebracht und stellen sie vor immer schwierigere Aufgaben. Um diese Aufgaben zu meistern, müssen neue, pastorale Konzepte erarbeitet werden, vor allem, wenn es darum geht, der jungen Generation wieder einen Zugang zum Glauben zu ermöglichen. Denn die Jugend von heute ist die Zukunft der Kirche.

Die Jugend ist schon fast verloren?!?

Der Blick in viele Gemeinden macht es deutlich. Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen hat der Kirche bereits den Rücken gekehrt. Mit dem Begriff "Kirche" verbinden sie oft Überalterung, Langeweile und vor allem Freudlosigkeit. Außerdem erfahren sie die Lehre der Kirche und die Formen ihrer Verkündigung zunehmend als restriktiv, unzeitgemäß und nicht bindend. Die Kirche hat ihr junges Gesicht schon seit langer Zeit verloren und läuft dadurch Gefahr, die junge Generation in die Arme von Alternativangeboten zu treiben.

Denn immer mehr Kinder und Jugendliche haben keine Lust darauf, sich in einer Gemeinde zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen, in der sie lediglich Randfiguren sind. Sie wenden sich entweder schon nach der Erstkommunion, spätestens aber nach der Firmung von der Gemeinde ab und suchen die für sie so wichtigen Gemeinschaftserfahrungen in ihrem Freundeskreis oder in den verschiedensten Vereinen, die ihnen die Möglichkeit bieten, miteinander Spaß zu haben, etwas zu erleben und dabei unter Gleichaltrigen zu sein. Hier gilt es, angemessen, jugendspezifisch und vor allem schnell zu reagieren und neue Ideen zu entwickeln.

Die Jugend ist die Zukunft der Kirche

Gerade die junge Generation ist diejenige, für deren Zukunft in der Gegenwart gearbeitet werden muss. Wenn es nicht gelingt, Kinder und Jugendliche wieder stärker in die Gemeinden einzubinden, auf ihre Bedürfnisse und Wünsche einzugehen, dann ist alle Arbeit nutzlos. Was aber kann getan werden, um die Kirche für junge Menschen wieder attraktiv und einladend zu gestalten? Vielleicht lohnt es sich, einen Blick auf die Institutionen und Angebote zu werfen, die heute so viele Jugendliche anziehen. Warum sollte man solche Konzepte, die sich ja als erfolgreich erwiesen haben, nicht aufgreifen und in die kirchliche Jugendarbeit einbeziehen?

Warum sollte man nicht das Stichwort "Event" aufgreifen?

Immer mehr Jugendliche wollen sich nicht auf längere Zeit festlegen, entscheiden oft spontan und aus dem Bauch heraus, was gerade für sie interessant ist. Auf dieses Verhalten hat die Gesellschaft reagiert und es hat sich in vielen Bereichen eine "Eventgesellschaft" entwickelt. Warum sollte man nicht auch in der Kirche mehr Gewicht auf diesen Eventcharakter legen. Großveranstaltungen wie die Weltjugendtage der Kirche haben diese Idee ja bereits umgesetzt. Solche unverbindlichen und dennoch nachhaltigen Veranstaltungen auch in den Ortsgemeinden zu platzieren ist sicher eine gute Möglichkeit, die junge Generation neu anzusprechen und ihr so eine neue, positive Sicht auf die Institution Kirche zu ermöglichen. Solche Events können Zeltlager oder Jugendfahrten sein, man kann Rockgottesdienste ebenso veranstalten wie Meditationen. Das von vielen Gemeinden praktizierte Taize-Gebet zum Beispiel wird von vielen Jugendlichen als ansprechende und attraktive Form gelebter Gemeinschaft wahrgenommen. Ebenso populär bei vielen Jugendlichen sind so genannte Jugendvespern oder Friedensgebete.

Mitgehende Seelsorger werden gebraucht!

Viele Kinder und Jugendliche fühlen sich in den Gemeinden nicht mehr wahrgenommen und in ihren Sehnsüchten, Sorgen und Wünschen unverstanden. Hier braucht es neue Offenheit und ein aktives Zugehen durch die Seelsorger. Einen Kinder- oder Jugendgottesdienst im Monat zu halten, genügt heute nicht mehr. Die Kinder- und Jugendseelsorge muss auch im alltäglichen Leben der Gemeinden wieder stärkeres Gewicht erhalten. Es ist wichtig, die junge Generation in ihrer je eigenen Lebenssituation konsequent zu begleiten, sich für sie einzusetzen und ein offenes Ohr zu behalten für das, was sie gerade bewegt. Diese Begleitung muss von zwei Seiten geschehen. Ebenso wichtig, wie die elterliche Sorge, ist die Begleitung durch den Seelsorger der Gemeinde. Das kann eine echte, mitunter auch anstrengende Herausforderung sein. Mit Jugendlichen auch "heiße" Themen offen zu diskutieren, sich ihrer Kritik zu stellen und ihre Ideen aufzunehmen und diese mit ihnen gemeinsam umzusetzen, ist die Tür für einen neuen Zugang zu ihnen. Echtes Interesse von Seiten des Seelsorgers kann und wird in ihrem Bewusstsein vieles verändern und neue Freude an einem aktiveren Glaubensleben wecken.

Die Situation erfordert echte Praktiker

Egal, welche neuen Wege und Konzepte man entwickelt, sie können nur in der gelebten Praxis gelingen. Wo es bei theoretischen Überlegungen bleibt, wird sich nichts verändern. Die Kirche braucht Gemeinden und Seelsorger, die bereit sind, Experimente zu wagen. Eine neu einsetzende Begeisterung vieler junger Menschen wird ihnen am Ende Recht geben.

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