Kängurufleisch?

Kängurufleisch (nach der neuen deutschen Rechtschreibung offiziell nicht mehr Känguruhfleisch geschrieben) dient schon seit vielen Jahrtausenden den australischen Aborigines als Nahrungsmittel. Und auch die australischen Siedler aßen früher regelmäßig das Fleisch dieses Beuteltiers. Seit 1829, als das erste Rezept dafür in Umlauf kam, war der "kangaroo steamer" eines der Lieblingsgerichte der dortigen Menschen. Später geriet diese Fleischart jedoch immer mehr in Vergessenheit, war teils sogar unter den Nachfahren der Einwanderer als "Bush Food" verpönt. Lediglich zu Hundefutter wurde es (und wird bis heute) verarbeitet. Doch allmählich scheint sich diese Einstellung zum Kängurufleisch wieder zu wandeln, wenngleich weniger bei den Australiern selbst, als vielmehr international. Wurde zuvor Kängurufleisch höchstens auf den Speisekarten der Touristenhotels in diesem Land angeboten, herrscht anscheinend, seit der Export von Kängurufleisch angekurbelt wurde, auch in den westlichen Ländern immer mehr Nachfrage danach.

Nun stellt sich natürlich die berechtigte Frage, wie sich das auf die Kängurupopulation auswirkt. Da Kängurus sich in Gefangenschaft wohl niemals artgerecht halten lassen würden (und ich wünsche mir, dass sie auch weiterhin in Freiheit leben dürfen!), bleibt nur die Jagd. Hier muss angemerkt werden, dass für den Kommerz und Verzehr nach meinen Informationen nur die Känguruleichen verwendet werden, die geschossen werden, um eine Überpopulation zu verhindern. Das wird vom australischen Staat streng überprüft, ebenso wie die Qualität des Kängurufleisches, auf die ich im nächsten Unterpunkt kommen werde. Zudem erfuhr ich im Internet, dass von den 47 "echten Känguruarten" (die anderen, kleineren Arten sind die so genannten Rattenkängurus) lediglich 4 kommerziell gejagt werden. Insgesamt lebten im Jahr 2009 etwa 22 Millionen Kängurus in Australien. Ein Aussterben dieser Tierart durch - zumal mäßigem - Kängurufleischkonsum muss also noch lange nicht befürchtet werden.

Ist Kängurufleisch nahrhaft?

Wie schon angedeutet, wird die Einhaltung der qualitativen Merkmale sowie der Hygienevorschriften vor dem Verlassen des Herkunftslandes streng kontrolliert. Und wenn das Fleisch hier ankommt, wird noch einmal überprüft, ob es in Ordnung ist. So wird verhindert, dass etwa Fleisch eines kranken Tieres oder Gammelfleisch in den Handel gelangt.

Doch nicht nur das: Es gilt als erwiesen, dass Kängurufleisch im Vergleich zu anderen Fleischsorten teils sogar gesünder ist. Beispielsweise enthält es mehr Proteine, ist reich an Eisen und hat im Gegenzug weniger Fett als etwa Rind und Huhn. Auch sein Cholesteringehalt bewegt sich in einem verträglichen Rahmen und ist - ebenso wie seine Kalorienzahl - noch deutlich niedriger als bei Lamm und Kaninchen. Wird Kängurufleisch regelmäßiger gegessen, kann es vermutlich auch die Gefahr von Thrombosen und Diabetes senken.

 

Wie schmeckt Kängurufleisch?

In einem Restaurant meiner Umgebung wagte ich kürzlich zum ersten Mal den Selbsttest. Schon am Buffet sah es durchaus appetitlich aus: Es handelt sich um ein recht dunkles Fleisch, und es erweckte im derart fertig zubereiteten Zustand einen saftigen Eindruck. Zusammen mit dem Paprikagemüse, mit dem es garniert war, erwartete ich mir damit einen leckeren Genuss.

Als ich am Tisch den ersten Bissen zu mir nahm, musste ich mich an den Geschmack allerdings erst gewöhnen: Es schmeckte recht süßlich, und eben eindeutig anders als jedes Fleisch, das ich bisher je zu mir genommen habe, aber auch ziemlich leicht. Es war so, wie es von Köchen empfohlen wird, nämlich medium. Allerdings fürchte ich auch, dass dies für manche Feinschmecker fast schon ZU "medium" sein könnte. Kängurufleisch ist somit sicherlich nicht jedermanns Sache, und auch ich muss zugeben, dass es Fleischarten gibt, die mir mehr zusagen. Umso besser für die Kängurus, und für die Aborigines, die das Kängurufleisch teils zum Überleben brauchen!

Nachtrag im Dezember 2011: Vor einiger Zeit habe ich in demselben Restaurant eine zweite Verkostung dieses Fleisches gestartet. Diesmal erschien es mir nicht süß, sondern war gut gewürzt. Ich vermute daher, dass die von mir beim ersten Mal wahrgenommene "Süße" auf die Zubereitung (verwendete Gewürze und / oder Soße) zurückzuführen war. Bei dieser zweiten Verkostung schmeckte es mir übrigens viel besser, als ich es in Erinnerung hatte. 

Inzwischen schmeckt mir Kängurufleisch - besonders mit einer guten Würze - sehr gut. Der häufig gemachte Vergleich mit einer Kombination zwischen Lamm und Rind beschreibt aus meiner Sicht durchaus treffend den Geschmack. Man sollte allerdings darauf achten, dass dieses Fleisch nicht zu lange durchbrät - eine zu lange Garzeit macht es zäh.

Wo kann man Kängurufleisch kaufen?

Ab und zu führen große Supermarktketten Kängurufleisch im Angebot. Wer nicht so lange warten will und auch kein Fachgeschäft in der Nähe hat, welches diese Spezialität führt, könnte in vielen Australienshops sowie anderen Feinschmecker - Onlineshops im Internet fündig werden (einer davon ist ein Trusted Shop).

Kängurufleisch zubereiten - gewusst wie.

Man kann es kochen, braten, schmoren oder grillen, ganz nach Belieben. Nur sollte man es eben nicht zu lange auf dem Herd stehen lassen, da man das Fleisch sonst kaum mehr wird durchbeißen können. Das Kängurufleisch sollte zwar durch, aber immer noch rosig sein. Wer es hingegen lieber kross mag, für den ist Kängurufleisch aus dem genannten Grund denkbar ungeeignet. Rezepte und Zubereitungsvarianten gibt es viele - ausgenommen Marinieren. Empfohlen wird beispielsweise auch, das Kängurufleisch vor dem Braten mit nativem Olivenöl oder Macadamiaöl zu bestreichen. Nach dem Garen sollte das Fleisch noch einige Minuten stehen gelassen werden.

Kängurufleisch essen für den Klimaschutz?

Im Jahr 2008 stammten 67% aller in Australiens Landwirtschaft in die Luft gepusteten Treibhausgase aus der Viehwirtschaft. Schuld daran ist vor Allem Methangas, das Zuchtvieh und insbesondere Kühe in großer Menge absondern. Eine einzige Kuh "verschmutzt" die Atmosphäre innerhalb eines Jahres mit einem Drittel mehr Methan wie ein PKW nach 15.000 gefahrenen Kilometern in CO²! Nun besteht aber die Landwirtschaft aber nicht nur aus einer Kuh, sondern aus zig Millionen Kühen!!! Wer Spaß am zählen hat, kann ja mal ausrechnen, was das für das Klima eines Staates wie Australien bedeutet.

Vor diesem Hintergrund äußerte ein gewisser Professor Ross Garnaut in einem Klimabericht die Idee, die australische Viehwirtschaft zu reduzieren und stattdessen mehr auf Kängurufleisch umzusatteln.

Landesintern mag diese Maßnahme ja noch sinnvoll sein. Inwiefern das jedoch bei dessen Export aus Australien ins Gewicht fällt, sei mal dahingestellt. Ich vermute, dass beim Ausfliegen des Fleisches in europäische und noch weiter entfernte Nationen ein Vielfaches mehr in die Atmosphäre geblasen wird. Zudem kommt in diesem Fall noch das schädliche Kerosin der Flugzeuge hinzu.

Hinweis zum Schluss

Ich habe diesen Artikel nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Er dient der Information und erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Für etwaige Unverträglichkeiten oder sonstige Schäden, die dem Einzelnen im Umgang mit diesem Lebensmittel entstehen könnten, übernehme ich keine Haftung. 

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