Kampf um eine Beziehung – macht es Sinn?
In den meisten Fällen ist ein Kampf um eine Beziehung nicht notwendig.Der Psychologe Albert Bandura beschreibt mit der Theorie "Lernen am Modell" einen Lernprozess, bei dem Verhaltensweisen durch Beobachtung und Nachahmung von Modellen erworben werden. Dieser Lernprozess ist - durch Theta-Wellen - bis zum 6. Lebensalter besonders ausgeprägt. Wenn ein Kind in einer Familie aufwächst, in der Vater und Mutter sich gegenseitig respektieren und wertschätzen, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass das Kind im Erwachsenenalter ebenso glückliche Beziehungen führen wird. Bedauerlicherweise gibt es jedoch zahlreiche Familien, bei denen Kummer und Last zum Leben gehören. Kinder dieser Familien werden folglich auf Kummer und Schmerz in einer Zweierbeziehung (wie bei Mutter und Vater) konditioniert - diese Konditionierung verbleibt bis zur Umprogrammierung der Psyche. Erfahrungsgemäß ziehen unglückliche Erwachsene ebenfalls unglückliche Partner an. Der Partner fungiert als das Spiegelbild für die eigene Verfassung und das eigene Selbstbild. Der populäre Wissenschaftler Dr. Chuck Spezzano artikuliert diesen Sachverhalt wie folgt: "Deine Beziehungen zu anderen spiegeln dein Verhältnis zu dir selbst wieder."
Kämpfen oder bleiben - das ist hier die Frage
Zuallererst werde dir deines Selbst bewusst. Meistens projizieren wir Menschen unsere eigenen Schatten/Makel auf die Partner - das Prinzip der Projektion ist der Psychologie schon seit Längerem bekannt. Der Begriff Projektion umfasst das Übertragen und Verlagern innerpsychischer Inhalte oder eines innerpsychischen Konfliktes auf andere Personen. Vereinfacht gesagt ist die Projektion ein Flucht-Mechanismus. Wenn du deinem Partner Untreue oder einen Mangel an Liebe vorwirfst, hast du einen Mangel an Liebe oder Untreue deinem Partner gegenüber - oder auch dir gegenüber. Wenn du nicht genug Achtung und Wertschätzung von deinem Partner erhältst, frage dich, wie viel Wertschätzung und Achtung du dir selber gibst. Stelle dir auch die Frage, ob du den Partner respektierst. Die Selbstreflektion ist ein Wegweiser, um Klarheit im Verstand zu schaffen. Erst durch die Bewusstmachung deiner ganzen unbewussten Überzeugungen kannst du deine Psyche schrittweise zur Heilung bringen.
Aus dem bisher Gesagten kann die Schlussfolgerung gezogen werden: Wenn zwei Partner in einer / um eine Beziehung kämpfen, kämpfen beide gegeneinander, aber auch jeweils gegen sich selbst. Sofern ein Individuum in einem Kampf mit sich selbst ist, muss er mit sich erst in Frieden kommen - um dann eine friedliche Beziehung zu anderen Menschen aufbauen zu können. Dies erfordert natürlich viel Ehrlichkeit und auch den Willen zum Loslassen. Diesen Schritt wagen viele Liebende nicht – aus Angst vor Alleinsein sowie aus schlichter Unkenntnis.
In der Praxis kommt es selten vor, dass Kämpfe in der / um eine Beziehung zu positiven Resultaten führen. In der großen Mehrheit enden destruktive Beziehungen in kompletter Zerstörung. Bedenke, dass nur bewusste Menschen friedvolle sowie erfüllende Partnerschaften führen. Kampf ist dann obsolet – Kampf ist nicht nötig. Ein Schlusswort von Pearl Bailey: "Du kannst niemand anderem gehören, bevor du dir nicht selbst gehörst."
Bildquelle:
Perlov Anton Dmitrievich
(Physiologie der Liebe)
Verlag rot & licht, Berlin
("Hautgeflüster" - eine Rezension)