Erste Fußball-WM in arabischem Staat

Es dauerte auch nicht lange, bis die ersten wutentbrannten Kommentare zur Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2022 folgten. Von "unverständlich" bis "skandalös" und "geschmierte Abstimmung!" lauteten die Reaktionen vieler Beobachter. Keine andere Entscheidung über die WM-Vergabe hatte auch nur annähernd für ähnlichen Wirbel gesorgt. Selbst US-Präsident Barack Obama hatte die Entscheidung als "falsch" bezeichnet. Man kann seine Enttäuschung nachvollziehen, hatte sich Katar doch ausgerechnet gegen die USA durchgesetzt und somit dem mächtigsten Mann der Welt exakt einen Monat nach den Kongresswahlen einen weiteren Dämpfer versetzt.

Nachdem 2010 Südafrika als erstes afrikanisches Land eine Fußballweltmeisterschaft veranstalten durfte, folgt mit Katar der erste arabische Staat als Austragungsort des größten Sportereignisses der Welt. Somit gibt es nur noch zwei Kontinente, auf denen noch keine Fußball-WM stattfand: Australien und die Antarktis. Man sollte die FIFA nicht unterschätzen und keinesfalls darauf wetten, dass nicht eines Tages auch diese weißen Flecken auf der WM-Karte getilgt werden...

Erste Fußball-WM in arabischem Staat

Was die Fußballstars in Katar erwartet

Widersprüchliches Katar

Katar ist ein winziges Emirat im Nordosten der Arabischen Halbinsel. Mit einer Fläche von 11.521 km² ist es etwa halb so groß wie Hessen bzw. etwa so groß wie Oberösterreich. Etwas mehr als eine Million Einwohner beherbergt der Wüstenstaat. Trotzdem zählt das Emirat zu den reichsten Staaten der Welt. Der Grund hierfür liegt wenig überraschend in den riesigen Vorkommen von Erdöl und Erdgas. Nennenswerte andere Industrien besitzt Katar nicht. Zumindest in der Medienwelt konnte sich Doha einen Namen machen: Der Nachrichtensender Al Jazeera (oft als "arabisches CNN" bezeichnet) hat seinen Sitz in der modernen Hauptstadt.

Außergewöhnlich an Katar ist die Koexistenz des westlichen, wie auch islamischen Rechts. Weniger außergewöhnlich hingegen sind die Menschenrechtsverletzungen. Insbesondere ausländische Arbeiterinnen werden vielfach ausgebeutet und missbraucht. Auspeitschungen zählen zu den nicht unüblichen Strafmaßnahmen, die Todesstrafe ist nach wie vor in Kraft.

Andererseits ist der Alphabetisierungsgrad sehr hoch und Frauen dürfen an den Universitäten studieren.

Für westliche Fußballfans schmerzhaft: Alkohol wird außerhalb von Hotels nur in wenigen Restaurants und Bars ausgeschenkt. Entblößte Oberkörper und Bermudashorts werden ebenso ungern gesehen, wie Küsse oder sonstiger Austausch von Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit. Ob dies auch für die Jubelorgien nach einem erzielten Tor gelten wird, ist noch nicht bekannt.

Heiße Fußballspiele

Buchstäblich heiße Spiele werden die Aktiven am Spielfeld und die Zuschauer erwarten. Schließlich gehört Katar zu den trockensten Ländern der Welt. Im Sommer können die Temperaturen auf über 45 Grad Celsius steigen, die Luftfeuchtigkeit liegt bei ca. 85 %. Angesichts dieser klimatischen Bedingungen dürfte der ideale Zuschauerplatz bereits feststehen: Auf der heimischen Couch mit einer Flasche Bier oder einem Glas Eistee in der Hand.

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Autor seit 13 Jahren
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