Gaunerhafter Charme: Der Rotkardinal trägt eine Maske

Rotkehlchen, Gimpel, Gartenrotschwanz oder Kleiber - Vögel, die in unseren Breitengraden in der freien Natur leben, sind alle sind nur ein bisschen rot. Dezent eben. Doch andernorts flattern wirklich knallrote Exemplare durch die Luft. In den  USA, Kanada und Mexiko ist eine besonders auffällige Sperlingsart beheimatet: der Rotkardinal.

Besonders witzig wirken seine rote Haube und die schwarze Gesichtsmaske: Das lässt den männlichen Rotkardinal wie ein echter Filou aussehen.

Perfekte Partnerschaft im Komplementärkontrast

Während das Männchen in kräftigem Rot leuchtet, schimmert das Gefieder der Rotkardinals-Dame in dezentem Grün.

Dieser Komplementärkontrast sieht rein optisch nach einer perfekten Partnerschaft aus. Doch auch im Alltag ergänzt sich das Paar recht gut. Insbesondere bei der Brut und deren Pflege fährt das Ehepaar Rotkardinal ein besonderes Erfolgskonzept.

Das etwas unscheinbarere Weibchen baut das Nest weitgehend alleine. Sie versteckt es entweder in dichten Hecken oder in der Krone von Nadelbäumen. Das Gelege mit den braungetupften Eiern bebrütet sie ebenfalls alleine. Und bevor jemand denkt, Mr. Rotkardinal läge faul auf seinen Federn: großer Irrtum. Er nimmt die ehrenvolle Aufgabe wahr, das Revier zu verteidigen.

Ihren Gemahl pfeift sie herbei, indem sie ihm ein Liedchen trällert und auch ansonsten auf Kommunikation setzt: Als Familienmanagerin erklärt sie, was getan werden muss - also Futter beigebracht - und singt deshalb anders als ihre Geschlechtsgenossinnen der anderen Vogelarten häufiger. Oft ist das Paar auch im Duett zu hören.

Bereits nach zwölf Tagen schlüpfen die Jungen, denen er ein guter Vater ist: Er übernimmt das Füttern, auch wenn der Nachwuchs bereits nach zehn Tagen flügge wird.

Das so entlastete Weibchen kann sich in der Zeit bereits ums nächste Gelege kümmern; so bringt es das Paar ab März auf bis zu vier Filialgenerationen pro Jahr.

 

Female Northern Cardinal Among Hawthorn Berries (Bild: Adam Jones)

Northern Cardinal, Cardinalis Cardinalis, on a Cholla Cactus (Bild: John Cancalosi)

Platz da: Kleiner Spinner als Touristenattraktion

Wer für so viel Nachwuchs sorgt, muss natürlich auch aufpassen, dass sein Territorium nicht kleiner wird. Deshalb verteidigen die blutroten Männchen ihr Gebiet jeweils heftig - notfalls sogar gegen ihr eigenes Spiegelbild. Sie können oft stundenlang vor einem Fenster sitzen und dagegen hacken, weil sie der festen Meinung sind, hier einen Rivalen vertreiben zu müssen. Zaungäste bei diesem Spektakel sind natürlich gerne die Menschen, die sich über das Gehabe des Rotkardinals amüsieren.

 

Northern Cardinal, Texas, USA (Bild: Larry Ditto)

Doch nicht nur im Sommer, auch im Winter sind die Vögel eine beliebte Attraktion für Touristen. Da sie ihrem Gebiet treu bleiben und auch  in der kälteren Jahreszeit nicht in wärmere Gefilde ziehen, leuchten sie wunderhübsch im weißen Schnee. Verstärkt wird dieser Effekt dadurch, dass die Vögel im Winter eine auffällige Präsenz zeigen, weil sie ihr Revier aufgeben und in Scharen mit rund 70 Tieren durch die Gegend ziehen. Dieser auffällige Kontrast, den sie dann in der weißen Winterwelt bilden, hat ihnen auch den Namen "Weihnachtsvogel" eingebracht.

Übrigens: In dieser Eigenschaft sitzen die gläsernen Exemplare der Sperlingsgattung selbst in deutschen Weihnachtsbäumen.

Weil er hübsch anzuschauen ist, wird der Rote Kardinal auch gerne in Volieren gehalten.

Frisch geschlüpft - Der Kardinal erobert das deutsche Grün

Beim Stadtbummel entdeckte ich bei Butlers tatsächlich einen Rotkardinal: Das Vögelchen hat die ehrenvolle Aufgabe, die Feuchtgebiete im heimischen Blumentopf zu überwachen. Wird's zu trocken, zwitschert er los, bis frisches Wasser kommt. Keine Sorge, nachts schweigt der rote Piepmatz, dafür sorgen entsprechende Sensoren.

Wenn der Eroberungszug des Rotkardinals weitergeht, findet man hier weitere Infos.

Myrtis, am 15.02.2013
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Bildquelle:
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)

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