Kommunen und Städte nutzen verstärkt Erneuerbare Energie
Erneuerbare Energien verändern die Kommunen. Dieser aktualisierte Bericht zeigt, wie Städte und Gemeinden die Energiewende gestalten.Das Projekt Aller-Leine-Tal wird vorgestellt

Das Aller-Leine-Tal liegt nördlich der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. Zu der landschaftlich schön gelegenen Region, zählen acht Gemeinden, mit insgesamt 75.000 Einwohnern. Es waren vor 16 Jahren vorwiegend Mittelständler, die die Initiative ergriffen und die "Projektgruppe Erneuerbare Energien im Aller-Leine-Tal" gründeten. Viele Landwirte, Handwerker, Kommunalpolitiker arbeiteten ab da gemeinsam an einer alternativen Energieversorgung.
Bürgermeister Voige kann stolz auf den Erfolg sein
Heute steht für den Bürgermeister der Samtgemeinde Rethem, Cort-Brün Voige, fest, dass die wirtschaftlich schwach gestellte Region sich seit 2002 erfolgreich mit der Erneuerbaren Energie vernetzte. Es wurde ein Energiekonzept entwickelt, dass nicht nur die Versorgung mit Strom, sondern auch die Bereiche Heizung, Mobilität und einen Stromexport beinhaltete. Zum damaligen Zeitpunkt waren solche Überlegungen und Maßnahmen für Kommunen noch etwas Seltenes.
Heute, im Jahr 2012, zeugen 56 Windräder, Biogasanlagen die jährlich insgesamt 13.000 Kilowatt Strom erzeugen und Photovoltaikanlagen, die eine jährlich Stromerzeugung von 14.000 Kilowatt erbringen, dass Kommunen, wie Ahlden, Schwarmstedt, Rethem, Kirchlinteln, Dörverden, Wietze, Winsen und Hambühren, zu mehr als 100 Prozent ihres Strombedarfs aus Erneuerbarer Energie decken können.
Im August 2012 wurde die Region Aller-Leine-Tal ausgezeichnet.
Für diesen Pioniergeist und wirtschaftlichen Mut und Engagement wurde die Region Im August 2012 von der Agentur für Erneuerbare Energie, ausgezeichnet. Zusätzlich werden diese vorbildliche kommunalen Energieprojekte auf dem Infoportal Kommunal-erneuerbar.de vorgestellt.
Update Juni 2022 Projekt Aller-Leine-Tal.
Update Dezember 2025
Seit der letzten Aktualisierung haben sich weitere Entwicklungen ergeben, die zeigen, wie das Projekt heute dokumentiert und weitergeführt wird. Aktuelle Recherchen zeigen, dass die Fortschritte im Aller‑Leine‑Tal inzwischen vor allem über kommunale Informationsseiten, Energiestudien und LEADER‑Programme begleitet werden. Neue Videoformate oder filmische Projektvorstellungen sind bislang nicht veröffentlicht worden. Die Region konzentriert sich stattdessen auf die praktische Umsetzung und Fortschreibung ihrer Energieprojekte – etwa im Rahmen der LEADER‑Förderperiode 2023–2027 oder durch regionale Energiestudien, die den Ausbau erneuerbarer Energien und die Modernisierung der EnergieRoute unterstützen.
Das Erfolgsgeheimnis - Breiter Energiemix mit Bürgerbeteiligung
Im Aller-Leine-Tal setzten die Verantwortlichen von Anfang an auf einen ausgewogenen Mix aus Strom von Photovoltaikanlagen, Windrädern, Solarwärmeanlagen, Biomassekraftwerken und Wasserkraftanlagen.
Um die Akzeptanz für Energieprojekte vor Ort bei den Bürgern zu erhöhen, wurde ein Bürgerwindrad als GmbH & Co KG betrieben. An ihm beteiligen sich etwa 70 Personen.
Momentan werde, so erklärt der Bürgermeister, die alte Anlage durch eine leistungsstärkere ersetzt.
Es wurden außerdem kommunale Dachflächen für Photovoltaik-Anlagen zur Verfügung gestellt, und der GmbH wurde eine Bürgersolaranlage zugesellt.
Das wurde rechtlich möglich, weil als allgemeiner Gesellschaftszweck, die Förderung von Erneuerbaren Energien in der Region festgelegt wurde.
Durch eine offene Kommunikation miteinander werden und fühlen sich die Bürger, in das Konzept mit eingebunden. Wichtig sei es, so Bürgermeister Voige, das ehrlich miteinander gesprochen und nichts schön geredet werde. Nur so könnten Schwierigkeiten schnell erkannt und abgestellt werden.
Mit einem neuen Energiekonzept geht es weiter
Großprojekte stehen und fallen mit funktionierenden Plänen und ihre Umsetzung. Dazu gehört es, nach dem Erreichen einer weiteren Etappe, den ziel führenden Weg zu überdenken, gegebenenfalls Korrekturen bei der Umsetzung vorzunehmen. Das ist auch beim Projekt Aller-Leine-Tal so.
Der Ausbau der Erneuerbaren Energien geht seit Jahren intensiv voran. Nun gilt es, so erkannten die Fachleute, zu ergründen und zu überprüfen, ob noch ungenutzte Potenziale vorhanden sind. Es wird ein Leitbild erstellt und dann, möglichst nahe an der Praxis, umgesetzt.
Da das einstmals utopische Ziel der Selbstversorgung mit Strom mehr als hundertprozentig erfüllt wurde, soll nun die Versorgung mit Erneuerbarer Energie über die Grenzen dieser Kommune in Erwägung gezogen werden.
Rechnerisch gesehen, so erklärt Bürgermeister Voige, muss die Stromproduktion auf mehr als 200 Prozent steigen, wenn die benachbarte Stadt Celle mit ihren 70.000 Einwohnern, ebenfalls mit Strom aus Erneuerbarer Energie versorgt werden soll.
Angestrebt werde auch in diesem Bereich, die Senkung des Verbrauchs, die Steigerung der Energieeffizienz und die Erhöhung der regenerative erzeugten Wärmeenergie, mit dem ehrgeizigen Endziel der Vollversorgung.
Das neue Energiekonzept kann nur in einem stabilen Rahmen funktionieren
Bürgermeister Voige betont, dass bei solchen Großprojekten die Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle spielen. Er begrüßt das Erneuerbare Energiegesetz, EEG, als ein wichtiges und erfolgreiches Instrument im Strombereich. Er würde ein ähnliches Konzept für die Wärmeversorgung begrüßen..
Über die Heide hinaus bekannt geworden
Wer Konzepte so gut umsetzt, kann sich über einen höheren Bekanntheitsgrad freuen. Die Verantwortlichen dieser Region treten, im Rahmen des "100%-RES-Communities"-Programms, mit der belgischen "Province du Luxembourg"in einen Erfahrungsaustausch. Sicher sind sich alle Beteiligten, dass das Konzept sich nicht punktgenau übertragbar lässt. Es gehe vielmehr darum, mögliche Handlungskonzepte zu ersinnen, aufzuzeigen und voneinander zu lernen, erklärt Bürgermeister Voige.
Nils Boenigk, Projektleiter von "Kommunal-Erneuerbar", bei der Agentur für Erneuerbare Energien, lobt die Verantwortlichen im Aller-Leine-Tal. Das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit zeige, wie strukturierte Zusammenarbeit die Energiewende vor Ort voranbringt. so Boenigk.
Das Konzept als internationales Vorbild
Bürgermeister Voige erklärt das Erfolgsmodell: Jede der teilnehmenden Kommunen hat in der Verwaltung einen Energiebeauftragten. Durch ihren Erfahrungsaustausch und direkte Kommunikation werde viel Zeit und Geld eingespart. Das Energiekonzept und dessen Umsetzung bildet die Basis um tagesgenau überprüfen und regulieren zu können wo und wie viel Energie erzeugt und abgerufen wird.Es werde dadurch auch ersichtlich, wo Schwachstellen und Erweiterungspotentiale seien. In einer Energiestudie werden dann Vorschläge für konkrete Maßnahmen besprochen und schriftlich festgehalten. Die Studie des Aller-Leine-Tals wurde als Leitfaden herausgegeben.
Bürger und Gäste fahren gerne mit dem Fahrrad die 90 Kilometer lange "EnergieRoute" mit ihren 44 Energie-Stationen ab.
Das Energiewende‑Paradox: Mehr Windkraft, aber nicht automatisch mehr Strom
Aktuelle Analysen zeigen ein bemerkenswertes Paradox der Energiewende: Obwohl Deutschland immer mehr Windkraftanlagen baut, stagniert die tatsächlich erzeugte Strommenge. Physiker der TU Dresden weisen darauf hin, dass die installierte Leistung zwar steigt, der Jahresertrag jedoch nicht im gleichen Maße wächst. Gründe sind schwankende Windverhältnisse, Netzengpässe und die begrenzte Aufnahmefähigkeit der bestehenden Leitungen. Auch die Deindustrialisierung verfälscht die Statistik, weil ein sinkender Stromverbrauch den Eindruck erweckt, die Versorgungslage verbessere sich. Batteriespeicher können kurzfristige Schwankungen ausgleichen, lösen aber das Grundproblem längerer Dunkelflauten nicht.
Quelle: Merkur, "Energiewende‑Paradox: Warum mehr Windkraft nicht mehr Strom bedeutet", 14.12.2025.
Die Analyse zeigt deutlich, dass der Ausbau der Windkraft allein nicht ausreicht, um die Energieversorgung langfristig zu sichern. Für Kommunen stellt sich daher die Frage, wie sie trotz dieser Herausforderungen ihre regionale Energiewende weiter voranbringen können. Ein Blick auf die Entwicklungen im Jahr 2025 zeigt, welche Aufgaben und Chancen jetzt im Mittelpunkt stehen.
Windkraft 2025: Wachstum, Grenzen und neue Aufgaben für Kommunen
Im Jahr 2025 bleibt die Windenergie eine der wichtigsten Säulen der Energiewende. Viele Kommunen setzen verstärkt auf neue Anlagen, Repowering‑Projekte und Bürgerbeteiligung, um ihre regionale Energieversorgung zu stärken. Gleichzeitig zeigt sich jedoch deutlich, dass der Ausbau allein nicht ausreicht: Trotz steigender installierter Leistung stagniert die tatsächlich erzeugte Strommenge in manchen Regionen. Gründe dafür sind schwankende Windverhältnisse, Netzengpässe und die begrenzte Aufnahmefähigkeit bestehender Leitungen.
Für Kommunen bedeutet das zweierlei: Sie müssen weiterhin Flächen bereitstellen und Genehmigungen beschleunigen, gleichzeitig aber auch in Netzinfrastruktur, Speicherlösungen und intelligente Steuerung investieren. Besonders erfolgreich sind Projekte, bei denen Bürgerinnen und Bürger finanziell beteiligt sind – sie erhöhen die Akzeptanz und halten die Wertschöpfung in der Region.
Repowering spielt 2025 eine zentrale Rolle: Viele ältere Anlagen werden durch leistungsstärkere, effizientere Windräder ersetzt. Dadurch steigt die Stromproduktion pro Standort deutlich, während die Zahl der Anlagen oft sogar sinkt. Kommunen profitieren von geringeren Eingriffen in die Landschaft und höheren Erträgen.
Windkraft bleibt damit ein entscheidender Baustein der kommunalen Energiewende – aber sie funktioniert nur im Zusammenspiel mit Netzausbau, Speichern und einer vorausschauenden kommunalen Planung.
Fazit 2025
Die Entwicklungen der letzten Jahre zeigen deutlich: Die Energiewende entscheidet sich vor Ort. Kommunen sind heute mehr denn je gefordert, erneuerbare Energien strategisch auszubauen, Netze zu stärken und Speicherlösungen zu integrieren. Das Energiewende‑Paradox macht sichtbar, dass der reine Zubau von Windkraftanlagen nicht genügt, entscheidend ist ein abgestimmtes Zusammenspiel von Erzeugung, Infrastruktur und intelligenter Steuerung.
Erfolgreich sind jene Regionen, die Bürgerinnen und Bürger einbinden, regionale Wertschöpfung sichern und ihre Energieplanung kontinuierlich anpassen. Die kommunale Energiewende bleibt damit ein dynamischer Prozess, der Mut, Kooperation und langfristige Perspektiven erfordert.
Der VfEW:stellt sich vor
Der Verband für Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (VfEW) hat 230 Mitgliedsunternehmen und ist der Dachverband nahezu alle Energie- und Wasserversorgungsunternehmen in Baden-Württemberg. Gleichzeitig vertritt er auf Bundesebene, die Interessen der rund 1.800 mitgliedsunternehmen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW).
Bildquelle:
Zucker Batterie2, Hochschule Darmstadt/D
(Eine Batterie -die aus Zucker Energie gewinnt)
Agentur für Erneuerbare Energien e.V. (A
(So können Kommunen an der Energiewende teil nehmen)
