Entsprechend groß war die Spannung als bekannt wurde, dass sich Hollywoods erfolgreichster Kindskopf Steven Spielberg einer Neuverfilmung annehmen würde. Diese erblickte 2005 das Licht der Leinwand und geriet zu einem der ganz großen Blockbuster des Jahres. Ein Erfolg, der vor allem der visuellen Eleganz und den mitunter auf groteske Weise schaurigen und dennoch faszinierenden Bildern zu verdanken ist.

Mars attacks

Neidisch blicken außerirdische Augen auf die Erde herab, wo die Menschheit nichtsahnend ihrem täglichen Streben nach ein bisschen Glück nachgeht. Unter ihnen auch der Dockarbeiter Ray Ferrier (Tom Cruise), der nach einer langen Schicht müde nach Hause fährt. Zu seiner Überraschung wird er bereits von seiner Ex-Frau Mary Ann (Miranda Otto) erwartet, die ihn bittet, ihre gemeinsamen Kinder Robbie (Justin Chatwin) und Rachel (Jungstar Dakota Fanning) ein paar Tage lang aufzunehmen. Zwar kommt Ray dieser Bitte nach. Doch mit seinen leiblichen Kindern verbinden ihn nur noch wenige Gemeinsamkeiten.

Ray ahnt nicht, dass sich sein Leben noch am selben Tag völlig auf den Kopf stellen wird. Es beginnt ganz harmlos mit dunklen Wolken und seltsamen Blitzen. Tatsächlich handelt es sich um das Vorspiel einer erbarmungslosen Invasion fremder Mächte, die der Menschheit weit überlegen sind. Gigantische dreibeinige Maschinen erheben sich aus dem Erdreich und beginnen mit einem beispiellosen Zerstörungswerk. Nur durch Zufall entkommen Ray und die Kinder der fürchterlichen Vernichtungskraft dieser Maschinen.

Rasch muss selbst die mächtige US-Army ihre Hilflosigkeit gegenüber den Invasoren eingestehen. Erst als die Menschen dem Untergang geweiht scheinen, entdeckt Ray, wie sehr er seine Kinder liebt. Eine späte Einsicht, da Robby sich der Armee angeschlossen und Ray und die kleine Rachel zurückgelassen hat …

"Krieg der Welten": Maulkorb bei dein Pressevorführungen

Über mangelnde Publicity konnte sich "Krieg der Welten" von Anfang an nicht beklagen. Dabei standen weniger Regie-Altmeister Steven Spielberg und die Vorlage im Mittelpunkt des Interesses, als vielmehr die "Scientology"-Mitgliedschaft von Hauptdarsteller Tom Cruise und vor allem eine bis dahin einmalige Maßnahme der Produktionsfirma. Diese ließ Journalisten und Filmkritiker bei den Pressevorführungen Erklärungen unterzeichnen, wonach sie bis zum Kinostart keine Kritiken veröffentlichen dürften.

Ein Vorgang, der natürlich für viel Ärger sorgte und einige Zeitschriften sowie Nachrichtenagenturen zu einem Boykott der Pressevorführungen veranlasste. Dabei erwies sich die Angst vor vernichtenden Kritiken als unbegründet. Auch wenn "Krieg der Welten" kaum überschwängliche Rezensionen erhielt, so wurden doch die herausragenden Aspekte des Filmes entsprechend gewürdigt.

Visuell beeindruckender Science-Fiction-Film

Die eigentlichen Stars des Filmes tragen keine Namen à la "Tom Cruise", sondern werden unter dem allgemeinen Begriff "visuelle Effekte" zusammengefasst. Von der ersten bis zur letzten Sekunde wird der Zuschauer in den Bann der Optik gezogen. Bereits nach wenigen Minuten erreicht der Film mit dem Erscheinen eines "Tripod" einen ersten Höhepunkt des visuellen Sinnesrausches. Diese riesige Kampfmaschine strahlt eine morbide Eleganz aus, die ihresgleichen sucht. Auch die dumpfen Töne, die sie ausstößt – in H. G. Wells Roman dienen diese Geräusche der akustischen Verständigung der Invasoren untereinander – stellen eine perfekte Symbiose aus Bedrohlichkeit und Anmut dar.

Die Spezialeffekte selbst können noch Jahre später beeindrucken. Wenn etwa in einer der verblüffendsten Sequenzen des Streifens unmittelbar hinter einem flüchtenden Wagen eine halbe Stadt dem Erdboden gleichgemacht wird und eine ganze Autobahnbrücke förmlich explodiert, wähnt sich der Zuschauer mitten im Geschehen. Und zwar ganz ohne neumodischen 3-D-Firlefanz.

Schwächelnder "Krieg der Welten"

So unglaublich beeindruckend Steven Spielberg seinen Film auf der optischen Ebene präsentiert, so hartnäckig stecken die Mängel im Detail. Der Versuch, einen über ein Jahrhundert alten Roman fast 1:1 in die Gegenwart zu transferieren glückt nicht in allen Belangen. Gerade jene Elemente, die direkt der Vorlage entnommen wurden – Blut als Nahrung der Invasoren, Gefangenschaft von Menschen in transportablen Käfigen, der Schluss – können nicht überzeugen und wirken mitunter unfreiwillig komisch oder einfach nur unlogisch und den Fluss der Handlung störend.

Anders als H. G. Wells liefert der Film so gut wie überhaupt keine Antworten auf die Fragen, wer die Invasoren sind, woher sie kommen, wie sie ihre Maschinen bauen, etc. Wann immer Spielberg das Tempo in "Krieg der Welten" drosselt, schleichen sich diese Fragen unweigerlich in den Verstand ein und lenken vom Geschehen ab.

Für Enttäuschung sorgt auch das Design der Außerirdischen. Diese weisen zumindest optische Verwandtschaft zu den "Gremlins" auf. Übrigens ein Film, der ebenfalls von Steven Spielberg produziert wurde.

Kein Meisterwerk von Steven Spielberg

Fazit nach knapp zwei Stunden Laufzeit: "Krieg der Welten" überzeugt durch die visuelle Wucht, bietet wunderbar düstere Szenen und phantastische Designs. Aber es fehlt – vielleicht bedingt durch die relativ kurze Produktionszeit – das Herzblut, das Steven Spielberg in seine Meisterwerke wie " Der weiße Hai" oder "Jurassic Park" gesteckt hat. Dank Tom Cruise und der berühmten Vorlage war der Film natürlich trotzdem ein Selbstläufer und spielte an den Kinokassen über eine halbe Milliarde Dollar ein. Trotzdem ahnt der Zuschauer, dass in "Krieg der Welten" viel Potenzial verschenkt wurde.

Für Fans actionreicher Invasionsfilme ist die gestochen scharfe Bilder liefernde blu-ray ein Muss. Wer eine etwas werkgetreuere Verfilmung sehen möchte, darf George Pals legendären Klassiker "Kampf der Welten" nicht verpassen. Und sei es bereits alleine deshalb um zu staunen, welche Erdenwelten zwischen einer High-Tech-Produktion 1953 und dem Pedant ein halbes Jahrhundert später liegen.

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