Wer hier wohnte, ging ins Exil oder den Tod ....

Lang, lang ist die Liste derer, die in diesem Wohnkomplex wohnten : Ernst Bloch, Ernst Busch, Lil Dagover, Axel Eggebrecht, Sebastian Haffner, Brigitte Helm, Alfred Kantorowicz, Artur Koestler, Wolfgang Leonhard, Ludwig Renn, Wilhelm Reich, Manes Sperber, Steffi Spira, Erich Weinert.... das ist nur eine kleine Auswahl.

Das Viertel wurde 1927 - 30 von der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger und dem Schutzverband deutscher Schriftsteller errichtet. Die Wohnblocks entstanden als "Gartenstadt" mit viel Grün und viel Licht. In der Künsterkolonie wohnten nach 1927 sehr viele Künstler, die mit KPD und SPD sympatisierten, so dass sie schnell den Ruf eines "Roten Viertels" in der eher konservativen Umgebung des Berliner Südwestens bekam.

Bereits 1930 nahmen Bedrohungen der Bewohner durch die SA immer weiter zu, so dass ein Selbstschutz organisiert werden mußte, der z.B. die Bewohner vom U-Bahnhof abholte.

Im Februar/März 1933 kam es dann zu umfangreichen Durchsuchungs- und Verhaftungsaktionen. Am 15. März 1933 erfolgte dann die größte Razzia - über Leitern drang man in Wohnungen ein, Literatur wurde beschlagnahmt und später verbrannt.

Nach 1945 entwickelte sich die Künstlerkolonie zu einem "normalen" Wohngebiet : wenig erinnerte noch an die große Geschichte vor 1933. Einzelne Initiativen bemühten sich um Erinnerung, was nicht immer den Beifall der Lokalpolitik und der Anwohner fand.

Besonders in der Bonner Straße fallen die vielen Hinweise auf prominente Besucher auf, die jedoch nur einen kleinen Teil der prominenten Bewohner berücksichtigen. Die große Brigitte Helm, unvergessener Filmstar aus "Metropolis", wohnte übrigens Wand an Wand mit Heinrich Kurella, einem talentierten Journalisten, der später in der Sowjetunion Opfer des stalinistischen Terrors wurde. Er wäre vergessen, hätte ihm nicht Margarethe Buber-Neumann in ihrem Buch "Von Potsdam nach Moskau" ein kleines Denkmal gesetzt. Ein Stolperstein erinnert z.B. an Hans Meyer-Hanno, einen beliebten UFA-Schauspieler, den die Nazis ermordet haben.

Auf der Website der Künstlerkolonie befindet sich übrigens eine interessante Totenrede des Schauspielers Gustav von Wangenheim zu Hans Meyer-Hanno, von der man aber nicht möchte, dass sie hier veröffentlicht wird. Lesenswert ist sie allemal, zumal auf ihr keinerlei Hinweise auf den Autoren, Gustav von Wangenheim, enthalten sind - er war es, der im Moskauer Exil Kollegen an die GPU ausgeliefert hat, z.B. Carola Neher, eine gefeierte Brecht-Interpretin.

Man kann also sehen, die politischen Kämpfe der 1920er Jahre sind nicht tot und das Erbe der Künstlerkolonie läßt sich durchaus unterschiedlich interpretieren.

Die Großrazzia gegen die Künstlerkolonie am 15.3.1933

Bilder von der Nazi-Razzia am 15.3.1933

Lage der Künstlerkolonie im Südwesten Berlins
Brigitte Helm

Brigitte Helm,1927 (Bild: daveeza / Flickr)

Brigitte Helm, der Metropolis-Star, der ins Exil ging

http://www.kuenstlerkolonie-berlin.de/bewohner/helm.htm

Stadtführungen zur Künstlerkolonie und zu Berlin-Friedenau

http://www.berlinrundgaenge.de/

Seite des Vereins "Künstlerkolonie Berlin e.v."

http://www.kuenstlerkolonie-berlin.de/

Die unvergessene Steffi Spira auf der Alexanderplatz-Demonstration am 4.11.1989

Die unvergessene Steffi Spira auf der Alexanderplatz-Demonstration am 4.11.1989

Steffi Spira - Symbol der friedlichen Revolution von 1989

Steffi Spira ging später ins Exil, nach Frankreich und Mexiko. Nach dem Krieg kehrte sie nach Deutschland zurück und spielte u.a. an der Volksbühne Berlin (Ost). Unvergessen bleibt ihr Auftritt auf dem Alexanderplatz am 4.11.1989, wo sie u.a. hinterfragte, was Fahnenapelle, "Staatsbürgerkunde" und bestellte Demonstrationen mit Sozialismus zu tun hätten.

Gedenkstein für die verfolgten Bewohner der Künstlerkolonie

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