Kuriose Berufe von früher - Abtrittanbieterin - Buttenweib - Madame Toilette
Früher gab es noch kein „stilles Örtchen“, dennoch mussten die Menschen irgendwie ihr „Geschäft“ verrichten. Dies durften Sie bei der Abtrittanbieterin.Wasser Marsch unter dem weiten Gewand der Abtrittanbieterin
Bei der Abtrittanbieterin handelte es sich um eine Art "Klo-Frau", die in ein weites Gewand - Pelerine oder Mantel - gehüllt war und einen Stock - Schulterholz genannt - auf der Schulter trug, an deren Enden je ein Eimer mit Deckel befestigt war. So jedenfalls geht es aus zahlreichen Aufzeichnungen hervor. Das Buttenweib, unter welchem Namen die Abtrittanbieterin auch bekannt ist - manchmal war es auch ein Buttenmann - sorgte dafür, dass Bürger, die ihr "Geschäft" verrichten wollten, dies ungestört tun konnten. Sofern unter diesem Aspekt überhaupt von ungestört die Rede sein konnte.
Moderne Klofrauen haben es einfacher als die damaligen Abtrittanbieterinnen, welche dafür sorgten, dass die Bürger in der Öffentlichkeit ihre sogenannte Notdurft verrichten konnten. Dies war nur hinter der schützenden Pelerine der Abtrittanbieterin möglich. Hierfür stellte die Dame den Eimer auf dem Boden, entfernte den Deckel - der mehr oder weniger dazu diente, die üblen Gerüche nicht ganz entweichen zu lassen - und schützte die Person, die sich erleichtern wollte, mit dem Umhang vor neugierigen Blicken.
Damit die mobile Toilettenfrau nicht erkannt wurde, war ihr Gesicht hinter einer Maske verborgen. Fräulein Toilette hatte durchaus keinen leichten Job. Sie trug nicht nur schwer an der Last, die auf ihren Schultern lag. Sie wurde zudem noch von lästigen Fliegen - die wohl deswegen "Scheißhausfliegen" genannt werden - umschwärmt. Bestimmt hätte sich manch eine Abtrittanbieterin über andere Schwärmereien mehr gefreut als über die der Fliegen, die sie begleiteten.
Um nicht ganz so sehr dem beißenden Geruch ausgesetzt zu sein, trugen die Abtrittanbieterinnen nicht selten einen Strauß Rainfarn bei sich. Dessen kampferartiger Duft konnte zwar die übelsten Gerüche nicht ganz und gar "übertünchen", jedoch ein wenig mildern. Auch Gewürzsträuße führten die mobilen "Klo-Frauen" hin und wieder bei ihrem Gang durch die Stadt mit sich.
In Weimar schwimmt die Wurst im Eimer der Madame Toilette
Ob wohl heute noch Damen den kuriosen Beruf von früher ausüben? Eine Abtrittanbieterin inmitten moderner deutscher Großstädte ist kaum vorstellbar. Dennoch gibt es sie noch - oder wieder - die mobilen Klo-Frauen.
Madame Toilette ist tatsächlich in Weimar unterwegs. Die "Abtrittanbieterin" kann viel über die Geschichte der Bedürfnisanstalten der Stadt Weimar erzählen. Wenn alles einmal wieder beschissen ist und Sie sich nur zu gerne verpissen möchten, sollten Sie vielleicht einmal eine kleine Tour nach Weimar oder Dresden unternehmen. Bei einem unterhaltsamen Stadtbummel kommen Sie ganz bestimmt auf andere Gedanken.
Hamburger Liebschaften
Der Autor des Buches "Hamburger Liebschaften" machte sich einst daran, Ahnenforschung zu betreiben. Dietmar Bittrich kam dabei tatsächlich einigen streng gehüteten Familiengeheimnissen auf die Spur. So fand er u.a. heraus, dass seine Urururgroßmutter väterlicherseits als junge Frau einen sehr kuriosen Beruf ausübte, von dem er selbst bis dato noch nie etwas gehört hatte. Sie war eine jener Abtrittanbieterinnen, die ihre Dienste auf den Straßen Hamburgs anbot.
Hamburger Liebschaften: Drei Erzählungen |
Bildquelle:
Barbara Lechner-Chileshe
(Warum gibt es unterschiedliche Haut- und Augenfarben?)