Stralsund mit dem OZEANEUM und der ...

Stralsund mit dem OZEANEUM und der Gorch Fock I von 1933 (Bild: OZEANEUM Stralsund/ Johannes-Maria Schlorke)

Die Anreise von Kiel nach Stralsund ist einfach

Wer von Kiel nach Stralsund reisen möchte, braucht wirklich kein Navi. Die Fahrt geht über Bad Segeberg und dann auf der A 20 direkt bis nach Stralsund. Das gebuchte Zimmer in der Pension Hafenblick ist gut, das Haus hat einen eigenen Parkplatz und es ist sehr zentral gelegen. Ein erster Spaziergang durch die Stadt zeigt, dass die Sehenswürdigkeiten hier alle nahe beieinander liegen. Der historische Stadtkern von Stralsund liegt auf einer Altstadtinsel. Die vom Wasser der Teiche umschlossene Altstadt gehört seit 2002 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Viele der alten und zum Teil auch beschädigten Häuser sind inzwischen renoviert und zeigen sich in altem Glanz. Im Zweiten Weltkrieg wurde Stralsund 1944 von amerikanischen Bombern angegriffen. Bei diesem verheerenden Bombenangriff am 6. Oktober wurden etwa fünfzehn Prozent der historischen Bausubstanz zerstört. Viele Baulücken blieben zurück. Nur wer genau hinsieht, kann heute noch etwas davon erahnen. 

Tag zwei der Reise: Mit der Weißen Flotte nach Hiddensee

Das Wetter zeigt sich beim ersten Blick aus dem Fenster nicht von seiner besten Seite: Alles grau in grau und leicht regnerisch sieht das Ganze aus. Trotzdem steht auf dem Plan eine Fahrt nach Hiddensee mit dem Schiff "Hansestadt Stralsund" der Weißen Flotte. Die Weiße Flotte GmbH ist eine Tochter der Flensburger Förde Reederei Seetouristik (FRS). Sie betreibt heute sieben Fahrgastschiffe und sechs Autofähren sowie zwei Taxiboote in Mecklenburg-Vorpommern. Nach Hiddensee fährt die Reederei Hiddensee, selber wiederum eine Tochter der Weißen Flotte. Auf deren Homepage wird über Fahrpreise und Fahrpläne informiert. Morgens um 09.20 Uhr geht es los mit dem Schiff und es ist so, wie auch in Schleswig-Holstein: Auf den Inseln ist das Wetter meistens besser als auf dem Festland. Schon eine halbe Stunde nach dem Ablegen scheint die Sonne vom strahlend blauen Himmel und das macht sie auch den ganzen Tag lang. 

Ein sonniger Tag auf dem Meer

Ein sonniger Tag auf dem Meer (Bild: Gabriele Schreib M.A.)

Ankunft auf Hiddensee: Der bei ...

Ankunft auf Hiddensee: Der bei Sturm in Orkanstärke wohl durch den Wetterbericht berühmt gewordene Leuchtturm Dornbusch (Bild: Gabriele Schreib M.A.)

Ein sonniger Tag in Kloster auf Hiddensee

Als das Schiff in Kloster auf Hiddensee anlegt nach fast drei Stunden, haben die ersten Landratten schon einen kleinen Sonnenbrand. Das Meer, in dem sich die Sonne spiegelt, ist ja nicht allen Fahrgästen so richtig vertraut. Für einen ersten Eindruck des Ortes bieten sich mehrere kleine Pferdefuhrwerke an, es geht aber auch zu Fuß, denn so weit sind hier die Wege nicht. Die Insel ist etwa 18 Kilometer lang von Nord nach Süd und es gibt hier eine sehr abwechslungsreiche Natur: Man findet Heide, Salzwiesen, Dünen, etwas Wald und vor allem einen ganz langen Sandstrand. Der erste Weg führt also an den Strand auf der Westseite, an dem richtig schöne Brandung ist. Westseite eben, so gar nicht wie Ostsee. Herrliches Baden ist hier möglich, der sicherheitshalber mitgebrachte Bikini wird auch gar nicht gebraucht. Hier darf jeder so, wie er möchte.

Nach einer Stunde am Strand ist dann ein Rundgang durch den kleinen Ort geplant. Das machen allerdings alle anderen auch und so ist es überall ziemlich voll. Vor allem das Gerhart-Hauptmann-Haus ist sehr begehrt und da gibt es lange Schlangen an der Kasse. Sehenswert ist auch die Jugendstilvilla Lietzenburg, die allerdings nur schwer zu finden ist. Auf der Homepage heißt es: "Besucht man die Insel heute, findet man nur wenige Sachzeugen, die an das vitale intellektuelle Leben auf Hiddensee erinnern. Seit der Wende zum 20. Jahrhundert wurden hier wichtige Kapitel deutscher Geistesgeschichte geschrieben. Von der Kaiserzeit über die Weimarer Republik bis zur DDR hatte die Insel Kultstatus. Bis in die 30er Jahre bildete die Lietzenburg um die Familie Kruse eines der wichtigsten geistigen Zentren der zwischenzeitlich berühmt gewordenen Insel. Auf Hiddensee verkehrten nicht nur Künstler wie Moritz Melzer, Walter Leistikow, Max Reinhardt und Gerhart Hauptmann, sondern auch Kulturschaffende wie Hermann Muthesius, Max Taut oder Felix Emmel und Wissenschaftler wie Albert Einstein, Gustav Hertz und Sigmund Freud, was die einzigartige geistige Vielfalt von damals unterstreicht." Viele Künstler bauten oder erwarben damals einen Sommersitz auf Hiddensee, so der Maler Willi Jaeckel, der Schauspieler Otto Gebühr oder die Hiddensee-Malerin Elisabeth Büchsel.

Interessant auch nach einem kurzen Wanderweg die Kirche von Kloster, die mit einem nirgends sonst zu sehenden Rosenhimmel beeindruckt. Vier Stunden hat man hier auf der Insel zur Verfügung, dann geht das letzte Schiff zurück nach Stralsund und auf Hiddensee kehrt wieder Ruhe ein.

 

 

Hoch stand der Sanddorn am Strand ...

Hoch stand der Sanddorn am Strand von Hiddensee... (Bild: Gabriele Schreib M.A.)

Die Kirche von Kloster mit dem ...

Die Kirche von Kloster mit dem Rosenhimmel (Bild: Gabriele Schreib M.A.)

Abends gegen 19 Uhr wieder in ...

Abends gegen 19 Uhr wieder in Stralsund - und die Sonne scheint noch immer (Bild: Gabriele Schreib M.A.)

Wie schön, es regnet: Ein idealer Tag für einen Besuch im OZEANEUM

Der nächste Tag beginnt mit Regen und der fällt auch immer mal wieder. So tut es nicht weh, diesen Tag im OZEANEUM zu verbringen, dem riesigen Meeresmuseum am Hafen von Stralsund. Das "Museum des Jahres" von 2010 macht es möglich, in die Welt der Meere einzutauchen und den ganzen Wasserplaneten Erde zu entdecken. Eröffnet im Juli 2008 von Bundeskanzlerin Angela Merkel ist das OZEANEUM ein weiterer Standort des Deutschen Meeresmuseums und zugleich Deutschlands größter Museumsneubau. Das Hafenpanorama von Stralsund erhält mit dem spektakulären Neubau einen deutlichen, zeitgenössischen Akzent. Das OZEANEUM besteht aus vier weißen, amorph geformten Gebäudeteilen, die an von Wasser umspülte Steine erinnern. Sie sind durch ein lichtdurchflutetes Foyer aus Glas miteinander verbunden. Schon beim Betreten des Museums fallen den Besuchern drei originale Walskelette auf. Über eine freitragende Rolltreppe, die mit 34 Metern so lang wie ein Blauwal ist, gelangt man in die Ausstellung. Ein Tipp: Die Eintrittskarte kann man online buchen, dann muss man nicht anstehen an der Kasse.

In den beiden Stralsunder Standorten MEERESMUSEUM und OZEANEUM widmen sich neue Ausstellungsstationen und umgestaltete Aquarien in diesem Sommer den Kopffüßern. Besucher können so die Welt von Kraken, Kalmaren und Sepien kennen lernen. Erstmals ist in Stralsund ein lebender Pazifischer Riesenkrake zu sehen. Für das derzeit zehn Kilogramm schwere Weichtier haben die Tierpfleger im OZEANEUM ein 8 000-Liter-Becken naturnah mit einer Felsenhöhle ausgestattet. Riesenkraken verdoppeln ihr Gewicht innerhalb weniger Monate. Im Aquarium kann das Tier durchaus 30 Kilogramm auf die Waage bringen. Mit etwas Glück präsentiert sich der Krake seinen Bewunderern ausgiebig vor der Scheibe. 

Wahrlich atemberaubend ist zum Abschluss des langen Rundganges die gemeinsam mit der Umweltschutzorganisation Greenpeace umgesetzte Ausstellung 1:1 Riesen der Meere: Über die gesamte Raumhöhe schweben Nachbildungen von Walen in Originalgröße. Das größte Exponat ist ein originalgetreuer Blauwal mit einer Länge von 26 Metern. Außerdem sind ein abtauchender Pottwal im Kampf mit einem Riesenkalmar, ein Schwertwal sowie ein Buckelwal mit Jungtier zu sehen. Dramaturgisches Highlight ist eine Multimedia-Inszenierung mit den Gesängen des Buckelwals oder den Klicks der Pottwale, anhand derer sie ihre Beute in bis zu 3.000 Meter Tiefe aufspüren. Besonders schön für diejenigen, denen nach dem langen Besuch im Museum ein wenig die Füße wehtun: Es gibt für die Multimedia-Show im Halbrund aufgestellte Liegen, auf denen man sich ein wenig ausruhen kann und dabei den eindrucksvollen Informationen zuhören kann. Inklusive Walgesänge. Fast so, als würde man auf dem Meeresgrund liegen. Völlig tiefenentspannt. Wer ein bisschen dösen will, kann das hier gut tun.

 

Das sechs Meter lange Tunnelaquarium

Das sechs Meter lange Tunnelaquarium (Bild: OZEANEUM Stralsund / Johannes-Maria Schlorke)

Die Riesen der Meere und die ...

Die Riesen der Meere und die Besucher auf den Ruheliegen (Bild: OZEANEUM Stralsund/ Johannes-Maria Schlorke)

Schnell sind die Tage wieder vorbei

Am vierten Tag noch ein Besuch im Meeresmuseum, für das es eine gemeinsame Karte mit dem OZEANEUM gibt. Auch hier ist der Eindruck erstklassig. Im Jahr 1951 bezog eine kleine Sammlung als städtisches Naturkundemuseum das ehemalige Katharinenkloster in Stralsund, das bis dahin als Gymnasium genutzt wurde. Das Haus entwickelte sich über die Jahre zu einem international anerkannten Museum für Meereskunde und Fischerei der DDR. Mit "Meer und Museum", einer sehr interessanten Wanderausstellung von 1981 konnte das meistbesuchte Museum Ostdeutschlands auch im damaligen Westdeutschland sowie in Dänemark auf sich aufmerksam machen. Nach der Wende wurde das Haus 1994 in eine Stiftung überführt und 1998 umbenannt in Deutsches Meeresmuseum. Damals wie heute ist das Zusammenspiel aus wissenschaftlicher Ausstellung und Aquarien als lebende Ergänzung der wesentliche Erfolgsfaktor des Museums. Weltweit widmen sich nur wenige Museen so speziell und umfassend der wissenschaftlichen Bearbeitung und musealen Darstellung des Lebensraumes Meer.

Auch am vierten Tag gibt es immer mal wieder Regenschauer, so ist der Sommer in diesem Jahr eben und da ist der Museumsbesuch ja richtig und passend. Die vier Tage sind allerdings so schnell vorbei, dass man es kaum glaubt. So viel gesehen und gehört, dass man meint, fast zwei Wochen unterwegs gewesen zu sein. Wer es nicht glaubt: Gerne mal hinfahren und es selber erleben. Noch ist ja Sommer und sicher regnet es auch nochmal, damit man gut ins Museum gehen kann.

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