Last Christmas: George Michaels Evergreen
Kein Weihnachten ohne George Michaels "Last Christmas"! Spätestens im Dezember dudelt der Evergreen überall aus den Lautsprechern. Dabei komponierte der Brite weitaus bessere SongsGeorge Michaels "Last Christmas"
Zufälliger Evergreen
In Nick Hornbys "About A Boy" kann sich Protagonist Will Freeman völligen Mußiggang leisten, da er von den Tantiemen seines Vaters, der vor vielen Jahren einen enorm erfolgreichen Weihnachtssong geschrieben hat, lebt, Der Verdacht eines ironischen Seitenhiebs auf George Michaels "Last Christmas" liegt nahe, wobei es denn doch einen wesentlichen Unterschied gibt: Georgios Kyriakos Panagiotou, so George Michaels bürgerlicher Name, war einer der erfolgreichsten Musiker der 1980er Jahre. Trotzdem wird er heutzutage praktisch nur noch mit diesem einen Evergreen in Verbindung gebracht. Völlig zu Unrecht!
Einer der populärsten Künstler der 1980er
Alleine zwischen 1985 und 1986 hatte er mit seiner Band "Wham!" in Großbritannien drei Nummer-1-Hits hintereinander: "I'm Your Man", "The Edge of Heaven" und "Where Did Your Heart Go?". Der bis heute beliebte Titel "Wake Me Up Before You Go-Go” stürmte weltweit die Charts, und bereits zuvor avancierten Songs wie "Club Tropicana" oder "Freedom" ebenfalls zu Millionensellern. Auch nach der Trennung von seinem musikalischen Partner Andrew Ridgeley, was das Ende von "Wham!" bedeutete, blieb ihm der Erfolg treu. Ob "I Want Your Sex", "Faith", "Monkey" oder "Too Funky": George Michael war einer der populärsten Künstler seiner Zeit und viele seiner Songs stellen zeitlose Klassiker dar, die heute noch genauso frisch klingen, wie in den 1980er und 1990er Jahren.
„Do They Know It’s Christmas?“ schlägt "Last Christmas"
Kein Nummer-1-Hit
Aber das Musikgeschäft hat seine eigenen Gesetze, was zu grotesken Ungerechtigkeiten führt. Wie ließe sich sonst erklären, dass ein großartiger Musiker wie Labi Siffre weitgehend ignoriert wurde, während das personifizierte Untalent Ke$ha zu den erfolgreichsten "Künstlerinnen" unserer Zeit geriet? Und warum ist George Michael für "Last Christmas" berühmt und nicht für "Monkey" oder "Too Funky"?
Als die Single am 15. Dezember 1984 veröffentlicht wurde, stieß sie zwar bis auf Platz 2 der englischen Charts vor – an der Gutmenschen-Ballade "Do They Know It's Christmas?" war in diesem Jahr kein Vorbeikommen -, blieb international jedoch ein Ladenhüter. Die Plattenfirma von "Wham!" entschied sich sogar, die B-Seite "Everything She Wants" mit "Last Christmas" zu tauschen. Anstatt seliger Vergessenheit anheimzufallen, wurde der zur B-Seite degradierte Song das mit Abstand erfolgreichste moderne Weihnachtslied und ein echter Evergreen.
Radiostationen machen sich seither einen Spaß daraus, ihre Hörer zu fragen, wann sie das erste Mal "Last Christmas" spielen sollen und spätestens sobald die ersten Weihnachtsartikel in den Schaufenstern ausliegen dudelt der Song aus den Lautsprechern.
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Vielfach gecovert: George Michaels "Last Christmas"
Barry Manilow klagt
Liegt es an der eingängigen oder besser gesagt einschleimigen Melodie, die dermaßen verdächtig an Barry Manilows "Can't Smile without You" gemahnt, dass dieser einen Rechtsstreit anstrengte und ihn außergerichtlich gewann? Oder war es das unverhohlen kitschige, in den Walliser Alpen gedrehte Video, in dem der homosexuelle George Michael Backgroundsängerin Shirley Holliman anschmachtete?
Faktum ist: Seit 1996 (!) konnte sich George Michaels "Last Christmas" alljährlich in den Charts platzieren und zählt zu den am Öftesten im Radio gespielten, wie auch am meisten gecoverten Weihnachtsliedern (unter anderem von "Alcazar", die 2001 einen Hit hatten, Matthias Reim, der 1990 einen Hit hatte, und dem Klingeltonfrosch "Crazy Frog", der mehr Hits als die zuvor Genannten hatte).
"I Want Your Sex" zu Weihnachten?
Es ist vermutlich nur ein gut erfundenes Gerücht, wonach der Titel eigentlich "Last Easter" heißen sollte und wegen der Veröffentlichung im Dezember umgetextet wurde. Und dass sich George Michael ganz alleine an den Tantiemen für "Last Christmas" erfreuen kann, da er den Song wie fast alle "Wham!"-Lieder ohne Andrew Ridgeley schrieb, ist lediglich eine Randnotiz. Schließlich hat der gute Mann im Laufe seiner Karriere weit über 100 Millionen Platten abgesetzt und ist wahrlich nicht auf die Tantiemen eines einzigen Songs angewiesen. Vermutlich ist es nur ein frommer Wunsch, die Musikwelt würde sich der wesentlich besseren George-Michael-Lieder erinnern, anstatt die Karriere eines der erfolgreichsten britischen Künstler aller Zeiten auf einen einzigen Schmachtfetzen zu reduzieren. Zugegebenermaßen würden "I Want Your Sex" oder "Monkey" jedoch nicht so richtig in den weihnachtlichen Rahmen passen …
Bildquelle:
Donnaya
(Gothic, Mittelalter, Dark Metal - Musik außerhalb des Mainstreams)