Ein Baumstumpf symbolisierte den Lone Man (Bild: Wolfgang Weichenmeier)

Der erste Mensch verstreute die Erde auf einem Teil des Wassers

Vor langer Zeit gab es noch keine Erde. Numank-Machana, der erste Mensch, wandelte auf dem Wasser. Eines Tages begegnete er einer Ente und sah, wie gut sie tauchen konnte. Deshalb fragte er sie, ob sie ihm etwas Erde vom Grund heraufholen würde. Die Ente tat ihm den Gefallen. Numank-Machana verstreute die Erde auf einem Teil des Wassers und schuf die Welt. Dann ging er weiter und begegnete einer Kröte. Weil sie so faltig und ausgemergelt aussah, sagte er: "Du musst meine Großmutter sein."

Die Kröte verschwand und der erste Mensch ging weiter. Nach einer Weile begegnete er Ohmahank-Numackschi, dem Herrn des Lebens. "Wie geht es dir, mein Sohn?" fragte er. Die Antwort lautete: "Ich bin nicht dein Sohn. Ich bin dein Vater." Doch der erste Mensch glaubte dem Herrn des Lebens nicht. Deshalb sagte er: "Lass uns die Medizinstöcke, die wir tragen, in den Boden rammen. Wer als Erster aufsteht, ist der Jüngere." Der Herr des Lebens brauchte länger und sagte: "Siehst du, ich bin dein Vater."

Die ersten Menschen kletterten an einem Weinstock an die Oberfläche

Sie gingen gemeinsam über die neue Erde und schufen Berge, Flüsse und Täler. Vor jedem Lebewesen, das sie trafen, legte der Herr des Lebens seine Pfeife nieder. Doch der Bison sprach: "Das ist nicht genug." Also schuf der Bison den Tabak, und sie rauchten gemeinsam. Am Missouri erschufen sie die ersten Menschen, die Mandan. Der Herr des Lebens war zufrieden und sagte: "Lebewohl."

In einer anderen Schöpfungsgeschichte der Mandan erschuf der Lone Man auf der nördlichen Seite des Missouri River die Great Plains, die zahmen Tiere, Vögel, Fische und Menschen. Die ersten Menschen lebten in der Nähe eines unterirdischen Sees. Einige besonders Abenteuerlustige kletterten eines Tages an einem Weinstock an die Oberfläche und entdeckten die zwei Welten. Nachdem sie wieder unter der Erde waren, erzählten sie den anderen Menschen von ihrer Entdeckung udn beschlossen, mit ihnen zurückzukehren. Als sie nach oben kletterten, zerbrach der Weinstock und die Hälfte der Mandan blieb unter der Erde zurück. Ein eingezäunter Baumstumpf in der Mitte der Mandan-Dörfer symbolisierte den Lone Man als Ursprung des menschlichen Seins.

BerndT, am 17.08.2013
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Bildquelle:
tpsdave (Indianische Grabhügel im Wilden Westen)

Autor seit 13 Jahren
373 Seiten
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