Steckbrief: Maikäfer

Maikäfer sind alle Käfer der Gattung Melolontha. Wenn man in Deutschland vom Maikäfer spricht, ist damit meist der Feldmaikäfer gemeint (Melolontha melolontha, früher Melolontha vulgaris). Er wird auch als Europäischer Maikäfer oder Gemeiner Maikäfer bezeichnet und ist neben dem Waldmaikäfer die häufigste Maikäferart Deutschlands. Der Waldmaikäfer taucht in der Regel etwas früher im Jahr auf als der Feldmaikäfer. Unterscheiden kann man die einzelnen Maikäferarten am Halsschild und der Hinterleibsspitze.

Maikäfer gehören zusammen mit Rosenkäfer, Mistkäfer, Nashornkäfer und dem Hirschkäfer (Deutschlands größter einheimischer Käferart) zu den Blatthornkäfern.

Maikäfer werden ca. 20 bis 30 mm groß und sind kupferbraun gefärbt, seitlich am Körper erkennt man kleine weiße Dreiecksmale.

Wie alle Blatthornkäfer haben sie blätterförmige Fühler, diese Blättchen werden auch Lamellen genannt. Auf der Oberfläche der Fühler befinden sich die Riechgruben. Beim Männchen sind es 7 Lamellen mit ca. 50.000 Geruchssensoren, beim Weibchen sind es 6 Lamellen mit nur ca. 8.000 Geruchssensoren.

Am Grund der Fühler sitzen zwei kleine Halbkugeln, die Facettenaugen des Käfers. Mit diesen Netzaugen können die Käfer hohe Dinge gegen den Horizont erkennen, so finden sie ihre Futterbäume.

Wenn der Maikäfer sitzt, sind seine Fühler geschlossen. Wenn er fliegt, entfaltet er die Fühler und kann auf diese Weise Luftströme und Gerüche wahrnehmen.

Das Kopfschild, eine dicke braun Chininplatte, dient dem Maikäfer als "Schaufel" zum Graben im Boden, auch die Vorderbeine werden als Grabewerkzeuge genutzt.

Der vermeintliche "Stachel" (Pygidium) dient dem Weibchen zur Eiablage.

Woher der Maikäfer seinen Namen hat

Maikäfer tauchen im Mai auf und fliegen bis in den Juli hinein. Man findet sie in Laubwäldern, an Waldrändern, an Feldgehölzen und Obstbäumen. Sie sind dämmerungsaktiv, schwärmen also vor allem nachts aus, auch der Einfluss des Mondes spielt dabei eine Rolle. Der Schwärmflug der Maikäfer nach Sonnenuntergang gilt als ein besonders faszinierendes Naturereignis. Beobachten kann man Maikäfer vor allem an warmen und trockenen Abenden am Waldrand.

Tagsüber ernähren sich die Maikäfer von Blättern, bevorzugt werden dabei die Blätter von Laubbäumen wie Eiche, Buche, Kastanie oder Esche, doch auch Obstbaumblätter lassen sich die Käfer schmecken.

Wenn Maikäfer in Massen auftreten, können sie ganze Bäume kahlfressen. Der Maikäfer gilt deshalb seit Jahrhunderten als Schädling.

Gefräßige augenlose Monster aus der Tiefe

Besonders schlimm treiben es die Jungen: Noch gefährlicher als die erwachsenen Käfer sind die Larven des Maikäfers, die man als Engerlinge bezeichnet. Diese weißen wurmförmigen Larven schlüpfen im Boden aus dem Ei und zernagen mit Vorliebe Wurzeln. Mit ihren kräftigen Fresswerkzeugen schaffen sie es, Pflanzen mit einer Dicke bis zum Strohhalm zu zerbeißen. Dabei können die Engerlinge Pflanzen so stark schädigen, dass sie eingehen.

Dass die Larven des Maikäfers Unkraut dezimieren – wie ihre Leibspeise, den Löwenzahn - das könnte der Mensch ja noch verschmerzen. Doch die Engerlinge haben noch auf mehr Appetit: Ganze Baumschulen, Gemüsefelder oder Waldanpflanzungen können sie zerstören.

Was sind "Maikäferjahre"?

Dass Maikäfer alle paar Jahre in Massen auftreten, liegt an ihrem Entwicklungszyklus. Nachdem das Maikäferweibchen seine Eier im Boden vergraben hat – meist an dem Ort, wo es selbst als junger Käfer das Licht der Welt erblickt hat – entwickeln sich dort die Engerlinge. Sie verpuppen sich, aus der Puppe schlüpft dann im Herbst der fertige Käfer.

Da es im Herbst draußen eher ungemütlich ist, bleibt der Käfer über die nächsten Monate in seiner unterirdischen Puppenkammer und überwintert dort. Erst im Frühjahr (im Mai oder Juni), wenn es draußen auch genug Nahrung zu finden gibt, macht sich der erwachsene Käfer für den Ausflug bereit. Woher er tatsächlich weiß, wann er aufbrechen muss, bleibt sein Geheimnis.

Mindestens 3 Jahre lang braucht es, bis aus Ei und Engerling endlich ein fertiger, flugfähiger Maikäfer wird.

Nach langen Monaten in der Dunkelheit schlüpfen im Mai und Juni dann die erwachsenen Käfer – und kaum in der Luft, ist ihr Leben auch schon fast wieder vorbei. Ein erwachsener Maikäfer lebt nur zwei bis vier Wochen. Wenn alles gut geht …

Der Maikäfer: Geliebt, gefürchtet, gehasst – und vor Gericht gestellt!

Ja, wenn alles gut geht! Denn neben dem Menschen hat der Maikäfer auch noch jede Menge natürlicher Feinde: Dachse, Igel, Fledermaus und verschiedene Vogelarten haben den Maikäfer zum Fressen gern. Auch die Engerlinge sind in ihrem unterirdischen Versteck längst nicht vor allen Gefahren sicher: Sie müssen sich vor dem Maulwurf in Acht nehmen, auch Saatkrähen und verschiedene Möwenarten picken sich gerne die fetten Maikäferlarven aus dem Boden.

Doch nicht nur Tiere, sondern auch Menschen sind beim Maikäfer längst auf den Geschmack gekommen: Maikäfersuppe, Nudeln mit Maikäfersauce, Maikäfer wie Shrimps geröstet oder in Zucker eingelegt galten früher als Leckerbissen.

Bei Kindern ist der Maikäfer besonders beliebt, bereits seit der Antike nutzen sie ihn gerne als Spielzeug. Schon der Physiker und Erfinder Nikola Tesla hat als Kind mit Maikäfern experimentiert und aus vier zusammengespannten Maikäfern einen ersten "Flugmotor" gebaut. Auch das Kinderlied "Maikäfer, flieg" kennt man seit dem 17. Jahrhundert, es ist während der Zeit des Dreißigjährigen Krieges entstanden.

So gefürchtet war der Maikäfer früher, dass man ihn sogar mit Weihwasser bekämpfte und vor Gericht stellte – kein Wunder, Maikäfer konnten nicht nur den Straßenverkehr zum Erliegen bringen, sondern (wie 1574 in England) sogar Wassermühlen lahmlegen!

Von ihrer Verurteilung durch das Gericht von Avignon im Jahr 1320 ließen sich die Maikäfer wenig beeindrucken.

Einem anderen Feind haben die Käfer jedoch nicht viel entgegenzusetzen: Den chemischen Insektenbekämpfungsmitteln. Diese sorgten vor allem dafür, dass die Maikäfer in letzter Zeit nicht mehr so häufig zu sehen sind wie früher. Inzwischen sind chemische Maikäferbekämpfungsmittel in Deutschland allerdings nicht mehr zugelassen, da sie auch andere Tierarten gefährden.

Michaela, am 10.04.2017
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Bildquelle:
Claudia Steininger (Blühende Wiesen und frisches Obst: Vom Schutz der Wildbienen profit...)

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