Ausgangspunkt waren damals folgende Überlegungen: Immer wenn ich wieder viele Einschreibebriefe mit Rückschein bei der Post aufgebe, frage ich mich wie es denn großen Unternehmen mit ihren Kundenforderungen geht! Ist dort die Zahlungsmoral einiger weniger Kunden auch so schlecht, dass man alle Hebel in Bewegung setzen muss, um sein Geld zu erhalten? Und das in einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs?

Die Publikation von Erhard online (Bild: http://www.tec7-factoring.de/studien/absatzfinanzierung.html)

Das mit Forderungsmanagement befasste Unternehmen Creditreform meldete ja Anfang 2012, dass sich "die Zahlungsmoral [...] im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weiter

verbessert" hätte. Angesichts der doch recht hohen Außenstände frage ich mich, wie denn die größeren Unternehmen dieses Problem lösen und ob es nicht andere Möglichkeiten gibt, als Lieferant schneller an sein Geld zu kommen.

Grundprinzip der Absatzfinanzierung

Die Lösung: Absatzfinanzierung. Insbesondere bei den mittelständischen Maschinenbauern würde ein Verkauf von Maschinen an Kunden ohne Vorauszahlung oder Absatzfinanzierungs-Instrument ein großes Loch in die Kasse reißen.

Das Grundprinzip der Absatzfinanzierung: Ein Finanzierungspartner übernimmt entweder mit Hilfe eines Kredits oder im Rahmen verschiedener Leasingkonstruktionen die Finanzierung für den Kunden und streckt dann die Zahlungen auf einen längeren Zeitraum, womit der Hersteller sein Geld zeitnah erhält und die Kundenliquidität nicht zu stark belastet wird.

Eine interessante Zusammenstellung der verschiedenen Möglichkeiten der Absatzfinanzierung findet sich bei Matthias Erhard in seiner Diplomarbeit an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Augsburg. Diese Arbeit (bibliografische Angaben und Link, s. unten) analysiert in einer außerordentlich gründlichen Vorgehensweise die verschiedenen Finanzierungsformen und beleuchtet auch die wirtschaftlichen Auswirkungen.

Entscheidungsmöglichkeiten

In den ersten Kapiteln der beeindruckenden Arbeit werden der Status und das Potential des Herstellerleasings im Hinblick auf die Entscheidungsmöglichkeiten und Auswirkungen betrachtet. Dies beginnt beim standardmäßigen Verkauf aller Forderungen durch Factoring - bei dem es sich um einen Komplettverkauf eines Rechtsanspruchs auf Zahlung und kein echtes Leasing handelt.

Dann werden die verschiedenen Firmen des direkten und indirekten Leasings besprochen. Das Maschinenbauunternehmen hat dabei die volle Handlungsfreiheit, ob es ein eigenes - also herstellernahes - Leasingunternehmen gründet oder ob es sich sozusagen einen exklusiven Finanzierungspartner sucht, der den Kunden eine Finanzierung anbietet. Die wirtschaftliche Bedeutung des Leasings ist enorm, wie die Arbeit im weiteren Verlauf darstellt!

Das Herstellerleasing hat eine zunehmende wirtschaftliche Bedeutung: Im Zeitraum von 2000-2008 konnte dessen Volumen um 50 % gesteigert werden. Diese Steigerung übertrifft das Branchenwachstum, somit weist Matthias Erhard auf den steigenden Anteil der leasingfinanzierten Investitionen der Kunden der Maschinenbauer hin.

Trend zum Leasing auch im unternehmerischen Bereich

Das Herstellerleasing hat eine zunehmende wirtschaftliche Bedeutung: Im Zeitraum von 2000-2008 konnte dessen Volumen um 50 % gesteigert werden. Diese Steigerung übertrifft das Branchenwachstum, somit weist Matthias Erhard auf den steigenden Anteil der leasingfinanzierten Investitionen der Kunden der Maschinenbauer hin.

Der Trend zu Leasing ist also nicht nur bei Privatkunden zu konstatieren, sondern auch im unternehmerischen Bereich zu finden! Das herstellerunabhängige Leasing kann im Betrachtungszeitraum allenfalls als stagnierend bezeichnet werden.

Damit ergibt sich auch ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Absatzfinanzierung und Vermarktungschancen: Ohne Herstellerleasing ist ein Unternehmenswachstum der Maschinenbauer kaum möglich. Dies liegt unter anderem daran, dass alle Unternehmen vermehrt auf die Liquiditätskennzahlen achten.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch eine auf Seite 61 der Arbeit zu findende Abbildung LINK der verschiedenen Anteile des Mobilienleasings und der Wachstumsraten. In den Ländern England und Deutschland liegt die Leasingquote nahe bei 20 % und weist ein schwaches Wachstum auf. In Polen, Tschechien, Dänemark und Schweden hat Leasing eine hohe Wachstumsrate - es ist noch keine Marktsättigung im Bezug auf das Leasing als Absatzfinanzierung eingetreten. Matthias Erhard sieht alle betrachteten Länder "auf Wachstumskurs".

Besonders wichtig im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung und den Wohlstand ist die Frage, ob denn die Leasingunternehmen mehr oder weniger Neugeschäft abschließen konnten. Matthias Erhard befragte die im BDL organisierten Unternehmen und konnte dabei feststellen, dass 45,5 % der Unternehmen ein steigendes Neugeschäft vermeldeten. Dabei finanzierten 100 % der Unternehmen Leasinggüter im Bereich der Produktionsmaschinen - was die Bedeutung der Absatzfinanzierung für den Maschinenbau nochmals betont.

Matthias Erhard hat die Arbeit zur Absatzfinanzierung im Rahmen seines Studiums der BWL an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Augsburg angefertigt und sich dabei intensiv mit der Bedeutung der Absatzfinanzierung befasst.

(Uwe Schlick  / pixelio.de)

(Uwe Schlick / pixelio.de) (Bild: https://www.pixelio.de/inde...)

Bibliografische Angaben

Erhard, Matthias: Absatzfinanzierung. Status und Potential des Herstellerleasing im mittelständischen Maschinenbau in Deutschland, Diplomarbeit, Augsburg, 2009.

Volltext online unter: http://www.tec7-factoring.de/studien/absatzfinanzierung.html

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