Tickets

Etwas unbedacht machten wir uns Ende November auf den Weg nach Rostock. Der Himmel schimmerte so grau, wie es im Spätherbst in dieser Gegend gewöhnlich der Fall ist. Das Thermometer im Auto zeigte fünf Grad über Null; ein eisiger, scharfer Wind zauste an unseren Jacken. Zum ersten Mal schlich sich der Gedanke in den Kopf, dass das Wetter für einen solchen Ausflug keine unbedeutende Rolle spielen sollte. Vielleicht wäre es angebrachter gewesen, die Fahrt im Frühjahr, Sommer oder Spätsommer durchzuführen.

Doch die Tickets waren gekauft und wir guter Dinge. Immerhin waren die Tickets sehr günstig; wir zahlten pro Person für Hin- und Rückfahrt ganze sieben Euro. Mancher Bus oder Zug nahm höhere Preise für eine Fahrt "um die Ecke". Die Fahrkarten waren einfach online bei Scandlines zu bestellen.

Rostocker Hafen und Fährcenter

Das Rostocker Fährterminal lässt sich sehr bequem über die Autobahn A19 erreichen. Durch die Abfahrt Rostock-Überseehafen gelangt man direkt zum Fährterminal. Zu der von uns gewählten Jahreszeit standen ausreichend Parkplätze zur Verfügung. Wir parkten auf dem P2. Insgesamt entrichteten wir drei Euro Parkgebühren für mehr als acht Stunden.

Am Fährterminal checken wir zügig ein; die Online-Bestellung zahlt sich auch zeittechnisch aus. Unsere Fähre legt um 11:15 Uhr ab - 30 Minuten vorher muss man eingecheckt sein. Ein etwas altersschwacher Omnibus fährt uns durch das Wirrwarr an Absperrhütchen, die ganze Straßen formen wie auf eine Go-Kart-Strecke zur Fähre, der Prins Joachim.

Die Fähre

Die Prins Joachim verkehrt regelmäßig auf der Strecke Rostock nach Gedser. Die Fähre wurde in Dänemark gebaut. Sie ist 152 Meter lang und 23,7 Meter breit. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 21 Knoten. Die Prins Joachim kann 210 Fahrzeuge und 977 Passagiere fassen.

So viele sind es dann doch nicht, die an diesem Tag nach Gedser überfahren. In Wahrheit sind es bedeutend weniger Fuß-Passagiere. Einschließlich uns tummeln sich ein gutes Dutzend vor der Reling und werden kurze Zeit später an Bord begrüßt.

Die Überfahrt

Die einfache Fahrt zwischen Rostock und Gedser dauert im Idealfall etwa zwei Stunden. Sitzplätze sind zu dieser Jahreszeit ausreichend vorhanden. Wir erkunden die verschiedenen Decks der Fähre. Sicher, ein Traumschiff stellt man sich anders vor, aber für unsere Zwecke finden wir ausreichend Abwechslung. Das Service-Angebot beschränkt sich in der Regel auf die großen Drei: Shoppen, Essen und Spielen. Quasi die Grundbedürfnisse. An Bord finden wir:

  • Scandlines Buffet
  • Travel-Shop
  • Parfümerie
  • FoodXpress

Das Sonnendeck lassen wir angesichts des zugezogenen Novemberhimmels aus. Spielautomaten reizen uns nicht. Wir stöbern durch den Travel-Shop und die Parfümerie und sehen den Rest der Fahrt auf das Meer und fangen an zu träumen von Sehnsucht und Freiheit ... bis Gedser in Sicht kommt.

Gedser

Gedser eine Stadt zu nennen, würde den wenigsten Besuchern einfallen. Genau 764 Einwohner leben hier. Wäre dies nicht der südlichste Zipfel der dänischen Insel Falster, wir wüssten nach mehrstündigen Aufenthalt dort nicht, warum die Fähren ausgerechnet hier anlegen. Es gibt eine Kirche, ein Museum, einige hübsche Häuser, viel natürlichen Strand und zu unserem Pech jede Menge Wind und Kälte. Von den zwei Cafés im Ort hat eines geschlossen und das andere, im Hafengebiet, lässt uns trotz offensichtlicher verfrorenen Nasen und Ohren und entgegen dem Schild mit den Öffnungszeiten nicht herein. Man will unter sich bleiben. Bitte. Wir kehren Gedser enttäuscht den Rücken.

Rückfahrt und Fazit

Wir verlassen Gedser leichten Herzens und genießen die Wärme in der Fähre. Trotzdem waren wir nicht enttäuscht. Bei unserem Trip bewahrheitete sich der Spruch, dass der Weg das Ziel sei. Wir haben die Seefahrt genossen und sind einem ähnlichen Experiment nicht abgeneigt.

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