Mit Gelassenheit das Leben meistern
Nur wer sein Gefühlsleben weitestgehend im Griff hat und gelassen auf Angriffe und Vorwürfe reagiert, hat die Oberhand. Diese Gelassenheit kann man lernen.Gelassen handeln nach Gefühl oder Verstand?
Viele Menschen glauben, dass sie mit dem Verstand, nicht mit dem Gefühl handeln. Dies ist ein Irrglaube. Im täglichen Leben gibt es ständig viele Situationen, die die unterschiedlichsten Gefühle erzeugen und die jeder Einzelne für sich selbst bewertet. Weitere Bewertungen werden von der Erziehung, den Medien und dem Umfeld übernommen. Diese Bewertungen erzeugen in gleichen oder ähnlichen Situationen eine bildliche Vorstellung, welche als Ergebnis das eigene Handeln beeinflussen. Nur wer sich hierüber im Klaren ist, wird sein Handeln so weit mit dem Verstand beeinflussen können, dass er in kritischen Augenblicken richtig, das heißt gelassen reagiert.
Angst contra Gelassenheit
Wer Angst hat, kann nicht gelassen reagieren. Aber auch Angst ist ein Gefühl, welches der Vorstellungskraft entspringt. In wirklich gefährlichen Situationen ist Angst durchaus berechtigt, da sie das Leben und die Gesundheit schützt. In vielen Situationen allerdings ist sie für die Gelassenheit und das Selbstbewusstsein schädlich. Es gilt hier also zuerst zu analysieren, ob ein Angstgefühl wirklich berechtigt, oder ob es überflüssig, beziehungsweise sogar schlecht für den Erfolg und das Selbstbewusstsein ist. Im Umgang mit anderen Menschen im privaten und beruflichen Umfeld wird es eher so sein, dass gewisse Angstgefühle den zwischenmenschlichen Umgang auf einer Ebene blockieren. Hier hilft nur, diese Angst mit stetigen kleinen Übungen durch Ändern der bildlichen Vorstellung abzustellen. Als Beispiel wäre hier die Angst vor einer Autoritätsperson mit einem einfachem Mittel nach und nach abzubauen: Augen zu machen und ihn sich in Unterhosen vorstellen. Siehe da, er ist genau so ein Mensch wie jeder andere auch. Natürlich darf das Ganze nicht in Respektlosigkeit ausarten. Gegenseitiger Respekt ist die Grundlage für ein gutes Miteinander.
Jeder Ärger ist hausgemacht
Fälschlicher Weise gibt man meist anderen die Schuld daran, wenn man sich selbst ärgert. Aber auch bei Ärger handelt es sich um das eigene Gefühl, wenn auch über die Handlungsweise eines anderen. Hier ist zuerst eine Eigenanalyse angesagt. Ist man eventuell zu penibel und regt sich schon über Kleinigkeiten auf?
Entspannung (Bild: I. Ajerrar)
Um sich hier nicht selbst das Leben schwer zu machen, wäre zu überlegen, ob man die eigene Einstellung ändert. Oft hilft auch ein offenes, sachliches Gespräch mit der Bitte um Änderung mit demjenigen, über dessen Handlungsweise man sich aufgeregt hat. Dabei sollte man aber auch erklären, warum man sich darüber ärgert.
Gelassenheit (Bild: I. Ajerrar)
Kritik als Anstoß zum Nachdenken
Ärgert man sich über die Kritik eines anderen, nicht kontern und selbst Gegenvorwürfe vorbringen, sondern erst überlegen, was eventuell an der Kritik wahr ist. Auch wenn die Kritik nicht sachlich und in richtiger Form vorgebracht wurde, enthält sie doch oft ein Körnchen Wahrheit. Da man durch Kritik lernt und auf Dinge Aufmerksam gemacht wird, die man selbst sonst eventuell gar nicht bemerkt hätte, wäre es hier angebracht, sich für die Kritik zu bedanken. Damit ist auch gleich ein eventueller Streit abgewendet. Ist man im Kritikpunkt anderer Meinung, kann man dies nach dem Dank noch anbringen. Beispielsweise: "Vielen Dank, dass du mich darauf aufmerksam machst, dennoch bin ich der Meinung …". Es ist im Sprachgebrauch zur Gewohnheit geworden, bei gegensätzlichen Meinungen das Wort "aber" zu benutzen. Dieses sollte durch das Wort "dennoch" ersetzt werden. Das bringt zum Ausdruck, dass man die Meinung des Anderen respektiert und trotzdem eine eigene Meinung darüber hat und diese auch vertritt.
Gelassen auf Vorwürfe und Angriffe reagieren
Nach dem gleichen Grundsatz sollte man im Privat- und Berufsleben auch mit anderen Vorwürfen und Angriffen verfahren. Gut ist, wenn man die Vorwürfe noch einmal selbst wiederholt und so dem Gegenüber signalisiert, dass man zugehört hat. Auf keinen Fall in die aggressive Verteidigungsposition gehen oder gar Schimpfwörter benutzen. Damit begibt man sich meist in die schwächere Position und sollte man aus dem Wortgefecht doch als Sieger hervor gehen, hat man auf jeden Fall einen Feind mehr. Ist man von den vorgebrachten Vorwürfen derart getroffen, dass man sein Gefühl nicht mehr unter Kontrolle hat, lieber den Raum verlassen und warten, bis man sich selbst wieder beruhigt hat. Anschließend mit vorher gut überlegten Worten auf die Vorwürfe reagieren. Vielen Menschen hilft dabei, wenn sie sich das, was sie sagen wollen, aufschreiben. Ruhig auch erst einmal eine Nacht darüber schlafen und dann die Worte laut üben. Dabei auf die Betonung und die Körperhaltung achten. Glaubwürdig kommen Worte nur an, wenn sie selbstbewusst, sachlich mit der richtigen Betonung, geraden Körperhaltung und festem Blick vorgetragen werden.
Quelle:
Gelassenheit siegt! Gudrun Fey ISBN 978-3-8029-4525-0