"Monsters": Independent Film im Stile von "Cloverfield"
Science-Fiction-Drama im Doku-Stil: Außerirdische Riesenkranken verwüsten Nordamerika. Zwischen den Fronten: Zwei junge Amerikaner, die nur nach Hause wollen.Die Handlung
Die NASA ist schuld!
Eine NASA-Sonde explodiert beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre und verstreut ihre Einzelteile weit über den nordamerikanischen Kontinent. Was für gewöhnlich ärgerlich, aber harmlos ist, erweist sich in diesem Fall als fatal. Denn die Sonde hatte außerirdische Keime aufgesammelt, die sich auf der Erde prächtig entwickeln, und zwar zu turmhohen Kraken mit enormer Widerstandskraft gegen irdische Waffen.
Selbst die US-Armee kann den Vormarsch der Invasoren nur mühsam unter Kontrolle halten und entschließt sich daher zu einer radikalen Maßnahme: Entlang der von den Riesenkraken beherrschten Zonen wird ein enormer Schutzwall hochgezogen. Die von der Invasion besonders schlimm betroffenen Mexikaner müssen mit den Eindringlingen selber fertig werden und errichten daher No-go-Zonen. Den US-Fotografen Andrew (Scoot McNairy) reizt aber gerade ein Besuch in einem dieser lebensgefährlichen Gebiete, die unter Kontrolle der Tentakelwesen stehen. Dummerweise wird er von seinem stinkreichen Auftraggeber dazu verdonnert, dessen Tochter Samantha (Whitney Able), die sich ebenfalls in Mexiko befindet, wohlbehalten nach Hause zu bringen.
Zähneknirschend akzeptiert Andrew, macht das Millionärstöchterlein rasch ausfindig und organisiert eine sichere Überfahrt nach Norden. Als dem Fotografen von einem hübschen One-Night-Stand die Tickets geklaut werden, müssen er und Samantha einen anderen Weg in die USA finden. Und dieser Weg führt unweigerlich durch das Gebiet der Riesenmonster …
Kritik
Unvermeidlicher "Cloverfield"-Vergleich
2008 tobte das von Erfolgsproduzent J. J. Abrams inszenierte "Cloverfield"-Monster durch New York und enthauptete sowohl die Freiheitsstatue, als auch diverse Flüchtende. Zwar ähneln sich die Szenarien von "Cloverfield" und "Monsters" nur gering, doch etwaige Vergleiche sind schlichtweg unvermeidbar. Hier wie dort wird der Kampf gegen die Monster aus Sicht ganz gewöhnlicher Durchschnittsmenschen gezeigt und bleibt die Herkunft der riesigen Kreaturen praktisch im Dunkeln verborgen (wobei in J. J. Abrams' Blockbuster angedeutet wird, dass das Ungetüm ebenfalls von einer NASA-Sonde unabsichtlich eingeschleppt wurde).
Trotzdem findet "Monsters" seine ganz eigene Bildersprache und einen völlig eigenen Zugang. Während in "Cloverfield" die Effekte im Mittelpunkt standen, setzt Gareth Edwards auf seine sich langsam entspinnende Story. De facto könnte man seinen Film als Reise ansehen, die an zwei Punkten beginnt und an einem Punkt endet. Denn am romantischen Zusammenkommen des verwöhnten Millionärtöchterleins und des zynischen Fotografen besteht von Anfang an kein Zweifel. Beide können zunächst einander nicht ausstehen, raufen sich aber – wie in einer beliebigen Romantikkomödie – allmählich zusammen.
Eine kluge Entscheidung? Nicht unbedingt. Gerade auf Grund des begrenzten Budgets musste Edwards zwangsläufig auf den Plot setzen und mit den Spezialeffekten geizen. Grundsätzlich eine richtige Entscheidung, so sich eben jener Plot als interessant und spannend erweist. Leider beginnen die flachen Dialoge und unablässigen Klischees schon nach kurzer Laufzeit zu nerven, ebenso wie die eindimensional charakterisierten Protagonisten. Pfiffige Dialoge und Witze, die man auch in nüchternem Zustand lustig findet, sind in "Monsters" nicht vorhanden. Stattdessen konzentriert sich der Film ausgerechnet auf eben jene Schwachpunkte.
Wenig überzeugender Independent Film
Angesichts der für einen kostengünstigen Independent Film sensationell guten Spezialeffekte ein Jammer. Selbst als Allegorie auf den "War on Terror" funktioniert das Science-Fiction-Machwerk nur bedingt: Zwar hinterlassen die US-Kriegsmaschinen bei ihren Angriffen auf die Invasoren verbrannte Erde. Das Elend der zwischen den Fronten gefangenen Einheimischen wird aber kaum aufgegriffen und dient lediglich als Kulisse fürs Überleben der beiden Gringos.
So sehr man den Independent Film "Monsters" auch sympathisch finden möchte: Das schwache Drehbuch steht diesem Unterfangen im Weg, wie weiland das "Cloverfield"-Monster den aus New York Flüchtenden. Wunderschöne Aufnahmen, etwa jene von einer Pyramide aus auf den Dschungel sowie die von den USA errichtete Mauer, können die Mängel nicht aufwiegen. "District 9" bleibt weiter das neue Maß origineller und intelligenter Science-Fiction-Unterhaltung.
Daten & Fakten
Originaltitel: "Monsters"
Regie: Gareth Edwards
Produktionsland und -jahr: GB, 2010
Filmlänge: ca. 97 Minuten
Verleih: Capelight (Alive AG)
Deutscher Kinostart: 9. Dezember 2010
FSK: ab 12 Jahren
Offizielle Website: www.monstersfilm.com
Bildquelle:
http://www.amazon.de
(Horrorfilme: Nach wahrer Begebenheit oder frei erfunden?)