Osmose kurz erklärt

Bevor hier beschrieben wird, ob und wie Fische trinken, muss erklärt werden, welche Bedeutung das Salz im Wasser hat. Wenn zwei Lösungen mit verschiedenem Salzgehalt zusammen treffen, so gleichen sich die Konzentrationen an, und zwar solange, bis beide die gleiche Konzentration haben. Liegt zwischen den Flüssigkeiten eine poröse Wand, so dringt von der salzärmeren Seite solange Wasser in die salzhaltigere, bis beide Seiten gleich konzentriert sind. Das nennt man Osmose. Für das Leben der Fische ist dieser Vorgang von großer Bedeutung.

Karpfen im Teich - auch er muss trinken.

Karpfen im Teich - auch er muss trinken. (Bild: Heike Nedo)

Warum Süßwasserfische nicht ertrinken

Unser Trinkwasser hat einen Salzgehalt zwischen 0,1 und 0,8 Prozent. Das ist geringer als die Salzkonzentration der Körperflüssigkeit im Fisch. Sie liegt bei 0,9 Prozent. Wenn man die Haut der Tiere als poröse Membran betrachtet, so dringt durch sie ständig Wasser in den Körper der Fische ein. Schließlich haben beide Flüssigkeiten das Bestreben, ihren Salzgehalt aneinander anzugleichen. Im Süßwasser lebende Fische müssen daher ständig Wasser aus ihrem Körper herausbringen. Diese enorme Leistung vollbringen ihre Nieren. Sie sind vergleichbar mit einer effizienten Wasserpumpe. Ohne diese wirkungsvollen Organe könnten die Tiere ihren Salzgehalt im Körper nicht konstant halten. Vermutlich hinkt der Vergleich. Für mich sieht es trotzdem so aus, als würden die Tiere ohne ihre Nieren ertrinken.

Fische im Meer werden keine Salzheringe

Bei Fischen im Meerwasser ist es genau andersherum. Hier ist die Salzkonzentration des Wassers außerhalb der Tiere wesentlich höher, als die im Inneren. Meerwasser mit einem Salzgehalt von 3,5 Prozent führt dazu, dass Fische ständig Wasser abgeben. Sie müssen also trinken und nehmen dabei überschüssiges Salz in tödlicher Dosis auf. Könnten sie es nicht durch raffinierte Prozesse in Kiemen und Enddarm ausscheiden, würden sie an einer zu hohen Konzentration an Salz sterben. So ergeht es schiffbrüchigen Menschen, die keine Quelle mit Süßwasser finden. Sie sterben am salzigen Wasser. Haie lösen das Problem besonders gut. Sie lagern so viel Harnstoff in ihren Körper ein, dass die Konzentrationen außerhalb und innerhalb ihrer Körper gleich sind. Sie müssen also nicht trinken.

Lachse sind Anpassungskünstler

Bei Lachsen ist bekannt, dass sie sie zwischen Flüssen und dem Meer wandern. Das können sie nur, weil ihr Stoffwechsel besonders anpassungsfähig ist. Im Meer lebend bilden sie einen sehr salzhaltigen Harn in geringer Menge. Wenn Lachse dann in die Süßwasserflüsse wandern, arbeiten ihre Niere wieder als Wasserpumpe. Im Süßwasser urinieren sie etwa 100 Mal öfter als im Meer.

Fische sind also nicht nur durch Kiemen, Schuppen und Flossen an das Leben im Wasser angepasst. Auch ihr Stoffwechsel muss einiges leisten, um im Wasser überleben zu können.

Autor seit 13 Jahren
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