"Stimmungstests" für oder gegen den Natur- und Artenschutz

In einem "Fitness-Check" sollen die beiden den Naturschutz in Europa prägenden Richtlinien zwölf Wochen lang von Mai bis Juli in einem "Stimmungstest" mit einer Online-Befragung der europäischen Öffentlichkeit unterzogen werden. 2016 wird dann die Kommission beschließen, ob die Richtlinien unverändert bleiben oder überarbeitet und "modernisiert" werden.

Viele Umweltverbände in Deutschland und der EU befürchten, dass der Fitness-Check darauf abzielt, Naturschutzstandards herabzusetzen. Seltene Arten könnten dann ihren Schutzstatus verlieren und ausgewiesene Schutzgebiete für naturzerstörende Aktivitäten geöffnet werden.

Mit der Aktion "Naturschätze retten" will der NABU zusammen mit anderen Naturschutzorganisationen auf die Bedeutung starker EU-Naturschutzgesetze hinweisen.

Was sind Naturschätze?

Die Naturschätze sind Tier- und Pflanzenarten oder Lebensräume, die von besonderer Bedeutung für den Naturschutz in Deutschland sind und deren Schicksal vom Schutz durch die EU abhängt. Diese Lebensräume wie Moore, Wacholderheiden, Buchenwälder und Flussmündungen geben seltenen, gefährdeten und vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten Heimat. Ändert die EU die Naturschutzrichtlinien wie die Vogelschutz- und die Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Richtlinie, könnte die Schutzwürdigkeit sinken. Die Jagd auf Zugvögel und Wölfe, der Schutz von Fledermäusen, Biber und Buchenwäldern stünde wieder zur Debatte.

Betroffen wäre allein in Deutschland der Bestand von über 5.000 Natura-2000-Gebieten.

Wie ist die jetzige Rechtslage?

Die Regierungen der 28 EU-Staaten wollen bis zum Jahr 2020 den voranschreitenden Schwund von Tier- und Pflanzenarten stoppen und angeschlagene Ökosysteme wiederherstellen. Gesetzliche Grundlage dafür sind die Fauna-Flora-Habitat-(FFH) und die Vogelschutzrichtlinie der EU, die die 28 Staaten verpflichten, die wichtigsten Arten und Lebensraumtypen wieder in einen guten Zustand zu versetzen.

Die Hauptrolle als Instrument der Naturschutzrichtlinien spielt Natura 2000, das inzwischen weltweit größte Netzwerk von Schutzgebieten. Zuständig für die Umsetzung von Natura 2000 in Deutschland sind bis auf wenige Ausnahmen die Bundesländer.

Welche Natura-2000 Schutzgebiete gibt es europaweit?

Die EU-Mitgliedstaaten haben knapp 20 Prozent der EU-Landfläche als Natura-2000-Flächen deklariert und damit ein europaweites Netzwerk geschaffen. Insgesamt über 26.000, in Deutschland über 5.000 Gebiete von der nordischen Tundra bis zu den Stränden des Mittelmeers, von den Alpengipfeln bis ins Wattenmeer behütet Natura 2000 die wertvollsten noch erhaltenen Naturschätze der EU. Auch unspektakuläre Gebiete wie artenreiches Grünland im Mittelgebirge oder naturbelassene städtische Parks können zu Natura-2000-Projekten zählen. Ausgewählt wurden die Gebiete nach wissenschaftlichen Kriterien gemäß ihrer EU-weiten Bedeutung für bestimmte Tier- und Pflanzenarten oder Lebensraumtypen.

Änderung der Naturschutzgesetze bedroht viele Tierarten

Beispielhaft seien hier die erfolgreichen Schutzbemühungen der letzten Jahrzehnte um Kraniche, Biber, Seeadler und Wölfe genannt.

Mit Natura 2000 wuchsen die Kranichbestände in Deutschland innerhalb von 20 Jahren von 1500 auf 7800 Paare. Parallel nahm die Zahl der in Deutschland auf dem Zug rastenden Kraniche von 40.000 in den 1970er Jahren auf heute 300.000 Vögel zu.(Foto © NABU / Frank Derer)

 

Nur noch wenige Biber lebten vor 60 Jahren an der Elbe. Ihr Aussterben in Deutschland war schon beklagt worden. Heute leben in Deutschland zirka 25.000 Tiere. Ostdeutschland und Bayern sind flächendeckend besiedelt.(Foto © NABU / Franz Robiller)

 

 

Der Seeadler (siehe Titelfoto) war um 1900 bis auf 30 Paare fast ausgestorben. Heute gibt es etwa 650 Paare, die inzwischen sogar Süddeutschland besiedeln. Bei den Wölfen können Sie sich in den beiden Artikeln "Deutschland als Lebensraum für Wölfe" und "Wolfs-Management und Jagdrecht – ein Widerspruch?" in die Thematik gut einlesen.

 Sie alle und viele Tierarten mehr könnten durch die EU ihren Schutzstatus verlieren und sprichwörtlich wieder auf der Abschussliste stehen.

Geben Sie Natur- und Tierschutz Ihre Stimme: Hier ist der Fragebogen

Machen Sie sich bei der EU-Kommission als EU-Bürger bemerkbar und geben Sie Ihre Stimme für die Naturschätze. Setzen Sie sich deshalb mit Umweltverbänden in Deutschland und der EU dafür ein, dass Wolf, Biber, Moore und Buchenwälder ihren Schutz behalten. Machen Sie mit bei der Aktion "Naturschätze retten" und geben Sie bei der EU-Konsultation Ihre Stimme für die bestehenden Naturschutzrichtlinien! Wenden Sie sich an Naturschutzverbände wie NABU, BUND, WWF und viele andere mehr und lassen Sie sich von dort über den Startschuss der EU Befragung benachrichtigen.

Hier finden Sie den Fragebogen, den Sie ausfüllen und an die EU senden können. (Ich habe es schon gemacht).

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