Entstehung des Beltringharder Koogs

Die Sturmflut im Februar 1962 offenbarte viele Schwachstellen im Küstenschutz an der Nordsee. Deichverstärkung und Verkürzung der Deichlinie waren nach dieser Katastrophe die Gebote für den Küstenschutz. So wurden für die Nordstrander Bucht viele Pläne entwickelt. Und heftig mit den Schützern der Natur gestritten. Schließlich kam es 1982 zu einer Planfeststellung und dem Beginn der Bauarbeiten für eine Eindeichung der Nordstrander Bucht. Nach weiteren Auseinandersetzungen zwischen Vertretern des Küstenschutzes und Naturschützern wurde 1987 der Deich vor der Nordstrander Bucht geschlossen. Das eingedeichte Gebiet mit einer Fläche von 3.350 ha erhielt den Namen "Beltringharder Koog". Der wurde Ende 1991 zum größten Naturschutzgebiet in Schleswig-Holstein erklärt.

Der Beltringharder Koog ist das Ergebnis einer Eindeichung

Das eingedeichte Watt war nun vom natürlichen Gezeitenrhythmus der Nordsee abgeschnitten. Naturschützer beklagten den Verlust eines Teils des ökologisch wertvollen Wattenmeeres. Zum Ausgleich für den massiven Eingriff in die Natur erhielt im neu geschaffenen Koog der Naturschutz Eingriff absoluten Vorrang. Seit Ende 1991 ist der gesamte Beltringharder Koog das größte Naturschutzgebiet des schleswig-holsteinischen Festlands. Hier soll die Natur sich wieder ungestört entwickeln können. So sollen dauerhaft großflächige Salz- und Süßwasserlebensräume, von den Gezeiten beeinflussten Überschwemmungsgebiete, Sümpfen und sonstige Feuchtgebieten erhalten bleiben. Damit entsteht eine an diese Lebensräume gebundene Tier- und Pflanzenwelt. Die bietet den hier rastenden und brütenden Wat- und Wasservögeln besonderen Schutz.

So wurden die Voraussetzungen für drei an der Küste typische Lebensgemeinschaften geschaffen:

  • Eine Salzwasserlagune mit ihren relativ ruhigen Salzwasserflächen und Salzwiesenufern
  • Feuchtgrünland mit sehr hohen Winterwasserständen und geringer Beweidung
  • Sukzessionsflächen im Süßwasserbereich mit Vorrang für eine ungestörte Entwicklung

Lüttmoordamm

Seit 1933 verbindet ein 6,5 Kilometer langer Damm mit den Gleisen einer Lorenbahn die Hallig Nordstrandischmoor, die vor Ort auch Lüttmoor genannt wird, mit dem Festland. Der Damm begann am Deich des Cecilienkooges. Mit der Anlage des Beltringharder Kooges teilt der erste Teil des Dammes die eingedeichte Fläche und ist nun mit Fahrzeugen befahrbar. Der Lorenbahnhof wurde zum Lüttmoorsiel am Seedeich des Beltringharder Kooges verlegt.

Die Gebiete rechts und links des Lüttmoordamms dürfen nicht betreten werden. Aber es gibt zwei Ausnahmen:

  • Etwa auf halbem Weg gibt es eine Haltebucht. Durch ein kleines Gatter geht es auf einen schmalen Weg zu einer Naturbeobachtungshütte. In der Hütte gibt es Klappen. Durch diese ist ein toller Blick auf die Tier- und Vogelwelt des Lüttmoorsees möglich.
  • In der Nähe des Parkplatzes beim Lüttmoorsiel gibt es eine weitere Naturbeobachtungshütte.

Weg zur Beobachtungshütte (Bild: haros)

Lüttmoorsiel

In der Nähe des Lüttmoorsiels endet der mit Straßenfahrzeugen befahrbare Teil des Lüttmoordamms in einem großen Parkplatz. Der Deichimbiss & Café Lüttmoorsiel sorgen für das leibliche Wohl. Am Seedeich gibt es eine Badestelle mit einer 1 Hektar großen Liegewiese. Bei Ebbe sind geführte Wattwanderungen und Führungen zur Hallig Nordstrandischmoor möglich.

Badestelle Lüttmoorsiel (Bild: haros)

Salzwasserlagune

Eine Lagune ist eine Meeresbucht, die durch einen Landstreifen unvollständig vom Meer getrennt ist und deshalb einen verringerten Wasseraustausch hat. Natürliche Lagunen gibt es an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste nicht mehr. Dafür sind drei künstliche Lagunen geschaffen worden: das Rantumbecken auf Sylt, das Kronenloch im Speicherkoog Dithmarschen und der Beltringharder Koog.

Südlich des Lüttmordammes besteht die Salzwasserlagune. Über das Holmer Siel und das Lüttmoorsiel strömt Meerwasser mit einem Tidenhub von ca. 40 Zentimeter gegenüber 3,50 Meter am Außendeich täglich zweimal ein und aus. Durch den geringen Wasseraustausch verkleinerte sich die Wattfläche von früher ca. 2.500 Hektar in der Nordstrander Bucht auf rund 170 Hektar in der Lagune. Im Winter wird unregelmäßig das Wasser auf einen Meter über Normalnull aufgestaut. So werden in der Lagune Sturmfluten nachgeahmt. Auf der Überflutungsfläche von 215 Hektar konnte sich eine echte Salzwiese entwickeln. Vom Lüttmoordamm aus sind im Juli bzw. September umfangreich Bestände des Strandflieders und des Quellers zu entdecken. Etwa 95 Hektar der Lagune sind überflutungsfreie Landflächen. Die werden extensiv beweidet. So ist eine funktionierende künstliche Lagune mit 380 Hektar Dauerwasserfläche als typische Lebensgemeinschaft der Küste entstanden. Hier sind die Tierarten des Wattenmeeres zu finden.

Feuchtgrünland

Im Norden und Osten des Koogs liegt das etwa 400 Hektar umfassende Feuchtgrünland. Daran schließt sich westlich der von Regenwasser gespeiste flache Lüttmoorsee mit einer Wasserfläche von 310 Hektar an. Das Feuchtgrünland ist Nahrungsfläche für Enten und Gänse und ein Brutgebiet für Wiesenvögel. Es wird nur extensiv von Rindern beweidet. Weitere Flächen in der Lagune und im Arlau-Speicherbecken dienen ebenfalls als Nahrungsflächen für Enten und Gänse und als Brutgebiet für Wiesenvögel.

Holmer Siel

Das Holmer Siel auf Nordstrand ist eines der größten Siele an der Nordseeküste. Mehrere Millionen Kubikmeter Wasser laufen hier täglich durch die Tore. Seit 1987 sorgt es für die Entwässerung von 32.500 Hektar Binnenland über das Arlau-Speicherbecken und für die Regulierung des Wasserstands in der Salzwasserlagune im Naturschutzgebiet Beltringharder Koog.

Die Badestelle am Holmer Siel liegt im Norden des Seeheilbades Nordstrand. Hier ist nach der Eindeichung der Nordstrander Bucht ein fast tidenunabhängiges Baden drei Stunden vor und nach Hochwasser in der Nordsee möglich. Hier sind die Halligen am Horizont zu sehen und Natur am und im Watt und Wasser zu entdecken. Für die Kinder gibt es einen Spielplatz am Strand. Und das Strandkorbbistro rettet Durstige und Hungrige.

Wasserbaumaterial beim Holmer Siel (Bild: haros)

Wildniszone

Im Südteil des Koogs kann sich die Natur ohne Eingriff des Menschen ungestört entwickeln. Auf dieser Sukzessionsfläche ist keine Nutzung zulässig und das Betreten nicht gestattet. Der von Regenwasser gespeiste 160 Hektar große Holmer See ist ein wichtiger Lebensraum für Wat- und Wasservögel.

Arlau-Speicherbecken

Das 540 Hektar große Speicherbecken der Arlau mit etwa 200 Hektar Dauerwasserfläche liegt zwischen Lagune und Wildniszone. Im Herbst und Frühjahr finden an seinen Ufern Enten und Gänse ihre Nahrung und es rasten hier viele Meervögel. Wegen des höheren Wasserstandes in der Lagune drückt Salzwasser in Richtung des Speicherbeckens und verhindert die Entwicklung einer höheren Vegetation. So werden dauerhaft offenen Flächen gesichert. Die sind sehr wichtige Brutplätze für Bodenbrüter wie den Seeregenpfeifer.

Arlauschleuse

Im Osten bildet der alte Deich, heute Mitteldeich genannt, die Grenze des Beltringharder Koogs. Dieser ist nur an wenigen Stellen mit dem Auto zu erreichen. Dazu gehört der Bereich bei den Schöpfwerken der Arlau und des Jelstroms. Hier führen Treppen auf den Deich 8und einer Naturschutzstation wacht über das Naturschutzgebiet. Im Gebäude des ehemaligen Schöpfwerks der Arlau befindet das wohl kleinste Naturkundemuseum des Nordens. wenige Meter weiter lädt das Restaurant Deichgraf im Hotel Arlau-Schleuse zur Rast.

Anreise

Der Lüttmoordamm ist von der Bundesstraße B 5 in Struckum, etwa 15 Kilometer nördlich von Husum, erreichbar. Dort wird auf einen Weg zur Hamburger Hallig hingewiesen. Von hier führt die L 278 durch die Köge. Hinter einer Kurve liegt am Deich des Breklumer Koogs das Gasthaus Deichshörn und bietet zur Rast selbstgebackenen Kuchen und Kleinigkeiten zum Essen. Weiter geht es bis in den Cecilienkoog. Hier macht die Landesstraße einen scharfen Knick nach rechts. Zum Lüttmoordamm geht es aber geradeaus weiter. Über die etwas wellige Straße auf dem Damm geht es gemächlich bis zum Ende der Straße beim Lüttmoorsiel.

Zum Holmer Siel geht es über den Damm zur ehemaligen Insel Nordstrand. Dort ist der Weg zum Holmer Siel ausgeschildert.

 

Gasthaus Deichshörn (Bild: haros)

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