In Jones County gründete Newton Knigth den Free State of Jones (Bild: Gerry Dincher / Flickr)

Newton Knight desertierte aus der Konförderierten Armee

Als der Amerikanische Bürgerkrieg ausbrach, wurde Knight 1862 in die Armee der Konföderierten eingezogen. Schon bald begann er jedoch, die Sache der Südstaaten in Frage zu stellen – vor allem wegen des berüchtigten "Twenty Negro Law", das es wohlhabenden Plantagenbesitzern erlaubte, sich vom Militärdienst freizukaufen, wenn sie mindestens zwanzig Sklaven besaßen. Für Knight war dies ein klarer Beweis, dass die armen Weißen für die Interessen der Reichen kämpften – nicht für Freiheit und Ehre. Im selben Jahr desertierte Knight aus der Konföderierten Armee und kehrte nach Jones County zurück.

Dort sammelte er andere Deserteure, Unionisten und auch entlaufene Sklaven um sich. Gemeinsam versteckten sie sich in den Sümpfen und Wäldern der Region und begannen, einen organisierten Widerstand gegen die konföderierten Behörden zu leisten. Zwischen 1863 und 1865 kontrollierten Knight und seine Guerillatruppe weite Teile von Jones County und Umgebung. Sie griffen Versorgungskonvois der Konföderierten an, beschlagnahmten Getreide und Vieh, verteilten dies an arme Bauernfamilien und hinderten Steuereintreiber daran, Abgaben einzutreiben. Dieser Widerstand war so effektiv, dass sich die Region faktisch der Kontrolle der konföderierten Regierung entzog.

Newton Knight arbeitete nach dem Krieg als Friedensrichter

In dieser Zeit entstand die Legende vom "Free State ofJones" - einem unabhängigen Gebiet innerhalb des Konföderierten Staates Mississippi, das sich selbst als neutral oder gar pro-unionistisch betrachtete. Zwar wurde nie offiziell ein eigener Staat ausgerufen, doch Knight und seine Anhänger erklärten öffentlich, dass sie "die Konföderation verlassen" hätten und nun unter eigener Autorität stünden. Die Bewegung war bemerkenswert fortschrittlich: Knight befürwortete die Abschaffung der Sklaverei, arbeitete eng mit afroamerikanischen Freiheitskämpfern zusammen und sprach sich offen für soziale Gleichheit aus – ein radikaler Standpunkt im tiefen Süden der 1860er Jahre.

Nach Kriegsende blieb Newton Knight in Mississippi und setzte seine Rebellion auf sozialer Ebene fort. Er lebte in einer eheähnlichen Beziehung mit Rachel, einer ehemaligen Sklavin, mit der er mehrere Kinder hatte. Diese "gemischtrassige" Familie war für die damalige Zeit ein Skandal, zumal sich Knight öffentlich für die Rechte ehemaliger Sklaven einsetzte und sich gegen die Rassentrennung positionierte. Knight war auch während des Wiederaufbaus politisch aktiv, unterstützte die Republikaner und arbeitete als Friedensrichter in Jones County.

Seine Familie und Nachkommen lebten in einer Art Grauzone – weder in der weißen noch in der schwarzen Gesellschaft vollständig akzeptiert. Newton Knight starb 1922, aber seine Geschichte wurde lange Zeit verdrängt. Sie war zu unbequem für das offizielle Geschichtsbild des Südens. Erst in den letzten Jahrzehnten wurde seine Geschichte wiederentdeckt, unter anderem durch das Buch "The State of Jones" (2009) und den Film "Free State of Jones" (2016) mit Matthew McConaughey. Knights Leben zeigt, dass Widerstand gegen Ungerechtigkeit auch unter größten persönlichen Risiken möglich ist – selbst inmitten einer Gesellschaft, die tief in Rassismus und Ungleichheit verstrickt war. Der "Free State of Jones" bleibt ein Symbol für Mut, Gleichheit und zivilen Ungehorsam – mitten im Herzen der Konföderation.

BerndT, am 14.10.2025
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Bildquelle:
The National Archives UK (Sklavenhandel in Amerika)
Archbob (Mississippianer im Wilden Westen)
Bernd Teuber (Die Besiedlung des amerikanischen Kontinents)
PublicDomainPictures (Amerika - Entstehung einer Weltmacht)

Autor seit 14 Jahren
414 Seiten
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