Die Fruchtbarkeit im weiblichen Zyklus - Bin ich während des ganzen Zyklus fruchtbar?

Ein Anfang oder ein Ende des Zyklus zu beschreiben ist, wie bei jedem Kreis, schwierig. Deshalb wollen wir einfach mal am definierten ersten Tag des Zyklus beginnen, dem ersten Tag der Menstruationsblutung. Hier wird die Schleimhaut, die in der Gebärmutter (Nummer 10 im Bild) vorbereitet wurde, um dem eventuell befruchteten Ei einen fruchtbaren Nährboden zu bieten, ausgeschwemmt. Dafür muss der äußere Muttermund geöffnet sein.

Direkt nach der Blutung beginnt der Aufbau einer neuen Schleimhaut für die nächste Eizelle. Der äußere Muttermund ist nun geschlossen und die Gebärmutter wird zusätzlich mit einem Schleimpfropf verschlossen, um das Eindringen von Krankheitserregern zu verhindern. Natürlich ist während dieser Zeit auch das Eindringen von Spermien in die Gebärmutter nicht möglich. Außerdem reift in der ersten Zyklushälfte im Eierstock (Nummer 8) eine neue Eizelle heran. Im Laufe des Zyklus findet dann der Eisprung statt, d.h. die Eizelle verlässt den Eierstock und wird vom Eileiter (Nummer 1) aufgenommen (es ist falsch zu glauben dieser fände genau in der Mitte des Zyklus statt, der Zeitpunkt des Eisprungs ist von Frau zu Frau sehr variabel). Kurz vor dem Eisprung öffnet sich der äußere Muttermund erneut. Der Schleimpfropf löst sich und kann als weißlich-gelblicher Schleim sichtbar werden. Anschließend erscheint der hochfruchtbare, klare ("wie Eiweiß") Zervixschleim. Der Zervixschleim wird im Gebärmutterhals (oder Zervix) produziert und dient sozusagen als Lebenselexier für die Spermien. Er setzt damit ihre Überlebenszeit von einem auf bis zu fünf Tagen herauf. Nach dem Eisprung steigt dann auch die Basaltemperatur, ausgelöst durch Hormone, die von der Eizelle gebildet werden. In den Tagen nach dem Eisprung schließt sich der Muttermund wieder.

Die Eizelle wandert durch den Eileiter zur Gebärmutter. Dieser Vorgang dauert ca. 5-6 Tage. Während ihrer Wanderung durch den Eileiter kann die Eizelle befruchtet werden. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass die Eizelle ohne Befruchtung nach ca. einem Tag abstirbt. Wenn die Eizelle befruchtet wurde - nistet sie sich sobald sie dort angekommen ist - im Uterus ein und "vergräbt" sich sozusagen in der sehr nährstoffhaltigen Schleimhaut. Wurde sie nicht befruchtet, wird sie vom Körper resorbiert. Die für die Eizelle eingerichtete, hochfruchtbare Schleimhaut der Gebärmutter wird mit der nächsten Menstruationsblutung ausgeschwemmt.

Es lässt sich also sagen, dass Frauen im Gegensatz zu Männern nur ca. 6 Tage im Zyklus fruchtbar sind. Diese setzen sich zusammen aus einem Tag für die Überlebenszeit der Eizelle und fünf Tagen für die Überlebenszeit der Spermien im hochfruchtbaren Schleim.

Bildquelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6a/Female_reproductive_system_lateral_nolabel.png

Urheber: Elf Sternberg

Körperbeobachtungen - Was verändert sich im Körper während des Zyklus?

Temperaturbeobachtung

Die Temperaturbeobachtung beruht auf dem täglichem Messen der Basaltemperatur.

Die Temperaturwerte unseres Körpers sind nicht den ganzen Tag über gleich hoch. Die tiefsten Werte sind in den frühen Morgenstunden zu beobachten, die höchsten dagegen am Nachmittag. Außerdem werden die Temperaturwerte durch Bewegung oder Nahrungsaufnahme beeinflusst. Die Basaltemperatur (oder auch Aufwach- oder Morgentemperatur genannt) stellt daher einen Wert da, der sich gut vergleichen lässt. Er wird morgens direkt nach dem Aufwachen gemessen, bevor man das erste Mal aufsteht. Wenn man nachts aufstehen musste sollte man vor dem Messen wieder mindestens eine Stunde geschlafen haben.

Die Temperatur kann im Mund, in der Scheide oder im After gemessen werden, wobei die Messung im After die genausten Werte liefert. Die Messung im Ohr oder unter der Achsel liefert zu ungenaue Werte und ist daher nicht für die symptothermale Methode geeignet. Bei der Messung im After beträgt die optimale minimale Messzeit 3 Minuten, in Scheide oder Mund 5 Minuten.

Zur optimalen Messung wurde früher ein Quecksilberthermometer empfohlen, da dieses sehr genau (auf halbe Zehntel) ablesbar ist. Heute gibt es extra für NFP entwickelte, digitale Thermometer, die den Temperaturwert auf zwei Stellen nach dem Komma genau anzeigen. Dieser muss dann auf halbe Zehntel gerundet werden.

Die täglich gemessenen Temperaturen werden in ein Zyklusblatt eingetragen und miteinander verbunden. Wenn an einem Tag nicht gemessen wurde, wird kein Wert eingetragen und der vorige Wert wird auch nicht mit dem nächsten verbunden.

 

Schleimbeobachtung

Körperbeobachtungen

Bei der Beobachtung des Zervixschleimes geht es zum einen darum, sich bewusst zu werden, "was man am Scheideneingang fühlt?". So kann dieser z.B. als "nass", "feucht", "trocken", "juckend" etc. empfunden werden.

Zum anderen wird, wenn Schleim auftritt, dessen Beschaffenheit bewertet,

also z.B. "weißlich", "cremig", "zieht Fäden", "klar wie Eiweiß", "klumpig" etc... Auch diese Merkmale werden ins Zyklusblatt eingetragen und tragen zur späteren Auswertung bei.

Bildquelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c8/Cervical_mucus1.jpg

Urheber: Acaparadora

 

Beobachtung anderer Veränderungen am Körper

Gebärmutterhals und Öffnung des äußeren Muttermundes

Auch die Beschaffenheit des Gebärmutterhalses verändert sich im Laufe des Zyklus. So kann sich dieser z.B. hart anfühlen "wie Nasenknorpel" oder weich "wie das Ohrläppchen".

Der äußere Muttermund kann sich in jedem Zustand zwischen geschlossen und offen befinden. Diesen zu ertasten ist am Anfang nicht ganz einfach, aber mit ein bisschen Übung und Erfahrung stellt dies kein Problem mehr dar.

 

Brustsymptom

Viele Frauen bemerken, dass sich ihre Brust im Laufe des Zyklus verändert. Dieses kann sich in einem Gefühl von Schwere oder Ziehen äußern, es kann aber auch ein Kribbeln und starke Berührungsempfindlichkeit auftreten, bis hin zu einem schmerzhaften Spannungsgefühl.

Das Brustsymptom tritt seltener um den Eisprung auf, häufiger jedoch in der 2.Zyklushälfte und nimmt i.d.R. bis zum Beginn der Blutung zu. Sobald die Menstruation eingetreten ist klingt es jedoch sehr schnell wieder ab.

Um es zur sicheren Bestimmung der fruchtbaren Phase zu verwenden, tritt das Brustsymptom nicht regelmäßig genug auf und es ist auch nicht bei jeder Frau zu beobachten. Dennoch kann es zusätzliche Informationen liefern.

Im Zyklusblatt wird an Tagen, in denen ein Brustsymptom auftritt, ein B vermerkt.

 

Mittelschmerz

Der Mittelschmerz wird auch nicht von allen Frauen wahrgenommen. Einige nehmen jedoch um die Zeit des Eisprungs einen Schmerz wahr, der sehr unterschiedlich sein kann. Er kann Sekunden dauern oder Tage, reicht von einem schlecht lokalisierbaren Schmerz im Unterbauch über Rückenschmerzen bis zu gut lokalisierbaren Schmerzen im Bauch, die in die Beine ausstrahlen können. Jedoch ist der Mittelschmerz nicht genau mit dem Zeitpunkt des Eisprungs gleichzusetzen.

Die Ursache für den Mittelschmerz ist bis heute nicht abschließend geklärt. Es könnte jedoch daher kommen, dass die Kapselspannung des wachsenden Eibläschens steigt.

Auch der Mittelschmerz wird im Zyklusblatt vermerkt und zwar mit einem M.

 

Weitere Beobachtungen

Neben den bereits genannten Beobachtungen können auch noch eine Reihe anderer Dinge beobachtet werden, welche sich jedoch auch stark von Frau zu Frau unterscheiden. So kann zum Beispiel um die Zeit des Eisprungs eine Zwischenblutung auftreten, die Libido kann verändert sein, es können Veränderungen der Haut beobachtet werden, Stimmungsschwankungen, Verdauungsbeschwerden wie Verstopfung oder Durchfall können auftreten und viele mehr.

Das Zyklusblatt

Im Zyklusblatt werden alle Beobachtungen eingetragen. Ganz oben findet sich eine Spalte für Störungen und Besonderheiten. Hier werden Dinge eingetragen, die die Temperatur beeinflussen können, wie z.B. spätes Zubettgehen, Alkoholgenuss, Krankheit, Stress etc.. Als nächstes folgt die Spalte für die Uhrzeit der Temperaturmessung, da auch die Uhrzeit erhebliche Auswirkungen auf die Temperatur haben kann, aber nicht muss. Dann schließlich folgt die Temperaturkurve selbst, durchnummeriert mit Datum und Zyklustag (der erste Tag der Blutung entspricht dem ersten Zyklustag).

Unter der Temperaturkurve werden zunächst Beobachtungen eingetragen wie die Stärke der Blutung, dann die Empfindung am Scheideneingang und der Beschaffenheit des Zervixschleimes. Darunter die Beobachtungen über Öffnung und Festigkeit des Gebärmutterhalses. In der vorletzen Zeile werden die Tage, an denen Geschlechtsverkehr stattgefunden hat, markiert. Und in der letzen Zeile schließlich stehen die Eintragungen, welche Tage als fruchtbar und welche als unfruchtbar bestimmt werden konnten.

Die Auswertung des Zyklusblattes und damit die Bestimmung der fruchtbaren Tage erfolgt nach bestimmten Regeln, die vor dem Anwenden dieser Methode am Besten bei einem ausgebildeten NFP-Berater erlernt werden sollten, aber auch in Büchern nachzulesen sind (s.u.). 

Sicherheit - Wie sicher ist die NFP eigentlich?

Die Anwendung der NFP erfordert am Anfang sicherlich etwas Mut, um einfach ins kalte Wasser zu springen und darauf zu vertrauen, dass das stimmt, was einem da erklärt wurde und was man da gelernt hat. 

Dennoch muss man sagen, dass die Natürliche Familienplanung (NFP) zu den sichersten Verhütungsmethoden überhaupt gehört, sofern sie richtig angewandt wird. Wer die Beobachtungen nach den Regeln richtig auswertet, hat eine nahezu 100%ige Sicherheit in der zweiten Zyklushälfte. Bei einer Studie der Universität Düsseldorf wurden 14.870 Zyklen untersucht. Es traten insgesamt 28 ungewollte Schwangerschaften auf. 25 davon entstanden durch Verkehr in der fruchtbaren Zeit. Die restlichen drei Schwangerschaften entstanden durch ein Versagen der Methode, was einen Pearl-Index von 0,4 ergibt, und damit im Bereich der Pille liegt. Alle drei Schwangerschaften entstanden zudem durch Verkehr in der ersten Zyklushälfte, d.h. vor dem Eisprung, was die sehr hohe Sicherheit in der zweiten Zyklushälfte bestätigt.

Da die NFP eine sehr genaue und gewissenhafte Einhaltung der Regeln vorraussetzt und auch von bestimmten Zeiten der Enthaltsamkeit lebt, ist es wichtig, dass beide Partner hinter der Methode stehen. Dies fördert die Partnerschaftlichkeit und kann trotz vielleicht einigen Aufwandes mehr, als jeden Morgen eine Tablette zu schlucken, eine Bereicherung für die Partnerschaft darstellen, Kommunikation zwischen den Partnern fördern und ein neues Verständnis für Fruchtbarkeit schaffen.

Weitere Informationen

Wer gerne weitere Informationen möchte oder sich näher für die Natürliche Familienplanung interessiert und diese evtl. sogar selbst anwenden möchte, dem kann ich zum einen dieses Buch empfehlen:

"Natürlich und sicher", von der Arbeitsgruppe NFP, erschienen im TRIAS Verlag

Zum anderen kann man auch mal auf der offiziellen Homepage der Arbeitsgruppe NFP vorbeischauen. Hier findet man u.a. NFP-Berater in seiner Nähe, häufig gestellte Fragen, Literaturempfehlungen, das Zyklusblatt zum Ausdrucken etc..

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