Die Geschichte von Nîmes

Die Ursprünge Nîmes liegen in einer keltischen Siedlung, die von dem Stamm der Volsker um eine als heilig angesehene Quelle herum gegründet wurde. Der Tour Magne ist ein Teil der Stadtmauer, mit der die Siedlung im 3. und 2. Jahrhundert vor Christus befestigt wurde. Nach der Eroberung der Stadt durch die Römer siedelte Cäsar hier Veteranen der Hilfstruppen an.

Die Blütezeit der Stadt begann unter Augustus, der sie zur Hauptstadt der Provinz Narbonne machte. Eine sieben Kilometer lange Stadtmauer mit 80 Türmen und 10 Toren wurde errichtet, von der heute allerdings nur noch zwei Tore und zwei Türme existieren. Der keltische Turm, der heute unter dem Namen Tour Magne bekannt ist, wurde ebenfalls in die Stadtmauer integriert. Augustus ließ das Forum bauen, Bäder, Tempel und natürlich das berühmte Amphitheater von Nîmes. Da die Stadt an der Quelle eines Flusses errichtet worden war, war die Wasserversorgung schwierig. Dieses Problem lösten die Römer mit einer Meisterleistung, einem riesigen Aquädukt.

Die römische Stadt Nemausus (das heutige Nîmes) wurde mit ungefähr 60.000 Einwohnern und einer Fläche von 220 ha die fünftgrößte Stadt des römischen Reiches. Sie wurde sogar Bischofssitz und blieb wegen ihrer günstigen Lage an der römischen Straße Via Domitia wohlhabend bis zum Ende des 3. Jahrhunderts. Dann verlor Nîmes seine Bedeutung an die nahegelegene Stadt Arles. Die Westgoten eroberten Nîmes 473 n. Chr.

Die Franken, welche die Westgoten schließlich vertrieben, zerstörten die meisten der römischen Bauwerke. Sechs Siebtel der Stadt verkamen im 6. Jahrhundert zu Brachland. Eroberer wechselten sich ab, wie z.B. die Mauren. Für lange Zeit bekam die Stadt ihre frühere Bedeutung nicht zurück aufgrund der weiten Entfernung zu Gewässern und der damit schlechten Lage für den Handel.

Als Nîmes 1226 an Frankreich zurückfiel, spielte es immer noch eine untergeordnete Rolle, verglichen mit Städten wie Toulouse und Carcasonne. Der 100-jährige Krieg und die Pest entvölkerten Nîmes beinahe, so dass sie bald nur noch 3000 Einwohner hatte. In der Folgezeit erstarkte die Stadt allerdings wieder und gewann nicht nur an wirtschaftlicher Bedeutung, sondern auch an Einwohnern.

Während der Religionskriege wurde Nîmes eine Hochburg für die Protestanten, was König Ludwig XIV dazu veranlasste, seine gefürchtete Dragonade als bewaffnete Missionare in die Stadt zu entsenden, mit Erfolg: Der Terror durch die Soldaten bekehrte mehr als 10.000 Menschen zum katholischen Glauben. Doch die Flucht vieler Hugenotten führte erneut zu einem wirtschaftlichen Niedergang.

Im 18. Jahrhundert sorgte die Baumwollweberei für einen Aufschwung. Noch heute kennt man den Jeansstoff Denim - "de Nîmes", also "aus Nîmes". Da dieser Stoff sehr begehrt war, begann ein lang anhaltender wirtschaftlicher Aufstieg der Stadt, der ihr auch die erste öffentliche Parkanlage Frankreichs einbrachte: die Jardins de la Fontaine.

Als die Französische Revolution ausbrach, hatte Nîmes ungefähr 48.000 Einwohner und war die neuntgrößte Stadt Frankreichs. Die im Jahre 1791 beginnende Blütephase, die durch die Ernennung zur Hauptstadt des Departments Gard eingeläutet wurde, überdauerte sogar den Zweiten Weltkrieg.

Das heutige Nîmes

Nîmes wirbt mit dem Spruch "La ville avec un accent" ("die Stadt mit einem Akzent"), ein Wortspiel, das sehr gut zu dieser wunderschönen französischen Stadt passt mit einem Stadtkern aus vielen malerischen Plätzen, kleinen Gassen und prunkvollen Häusern, in denen einst der französische Adel residiert hat.

Wie es sich für eine französische Stadt gehört, kann man jede Menge Feinschmeckerläden, Restaurants und besondere Geschäfte besuchen. Nîmes lädt zum Bummeln und Verweilen ein, in Cafés und Restaurants kann man sich von den Besuchen der zahlreichen Sehenswürdigkeiten erholen. Leider ist nur die Innenstadt von Nîmes so wunderschön, die Randgebiete sind reichlich hässlich. Davon darf man sich aber nicht abschrecken lassen.

Erreichen können Sie Nîmes über die Autobahnen A9 und A54 oder per Zug. Die Stadt liegt an der Eisenbahnstrecke Montpellier-Avignon. Parkplätze sind in der Stadt selbst etwas knapp, in den Randgebieten findet man leichter Parkplätze. Natürlich muss man dann mit einem Fußmarsch von etwa 15 Minuten durch weniger schöne Gebiete rechnen.

Sehenswürdigkeiten von Nîmes

Vor allem aus römischer Zeit stammen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Der Pont du Gard, ein Überrest des erwähnten Aquädukts ist nur 20 Kilometer entfernt. Auf einer Fläche von ungefähr 161 Quadratkilometern leben etwa 143.000 Menschen und die Stadt zieht zahlreiche Touristen an. Im Folgenden sollen die Sehenswürdigkeiten von Nîmes kurz vorgestellt werden.

 

  1. Maison Carrée: Einer der am besten erhaltenen römischen Tempel steht mitten in der Stadt von Nîmes, enthält aber leider nur ein 3D-Kino und kann deswegen selbst nicht besichtigt werden.
  2. Tour Magne: Der Turm, der ursprünglich von den Galliern errichtet und später von den Römern ausgebaut worden war, ist ein Teil der alten Stadtmauern von Nemausus und bietet einen fantastischen Ausblick auf die Stadt.
  3. Das Amphitheater: Es gilt als eines der am besten erhaltenen Amphitheater und ist wesentlich besser erhalten als das Kolosseum in Rom. Heute finden noch Veranstaltungen in dem Amphitheater statt.
  4. Les Jardins de la Fontaine: Der oben erwähnte erste öffentliche Park Frankreichs, der an der Stelle römischer Heiligtümer erbaut wurde. Hier ist auch die Quelle, um die die Kelten ihre ursprüngliche Siedlung herum gebaut hatten.
  5. Porte d'Auguste: Das aus Steinquadern ohne Mörtel gebaute Tor ist ein Überrest der zehn Tore der römischen Stadtmauer mit zwei Bögen für den Wagenverkehr und zwei Durchgängen für Fußgänger.
  6. Carré d'Art: Das 1993 von Lord Norman Foster erbaute Kunstmuseum ist dem Maison Carrée nachempfunden, dem es auch gegenüber steht. So kann man das antike Original und das moderne Ebenbild zusammen sehen. Der Eintritt in das Museum kostet 5,40 €.
  7. Musée du Vieux: Ein Museum, das einen Eindruck vom historischen Alltagsleben in Nîmes vermitteln möchte mit Möbeln und Trachten aus den letzten beiden Jahrhunderten des Ancient Régime. Der Eintritt ist kostenlos.
  8. Castellum Divisorum: Die Überreste eines Verteilerbeckens, über das das über den Aquädukt transportierte Wasser in die Stadtteile von Nîmes geleitet wurde. 
  9. Cathédrale Nôtre-Dame-et-Saint-Castor: Die während der Religionskriege schwer beschädigte Kathedrale geht auf einen Bau aus dem Jahre 1096 zurück, musste jedoch aufgrund der Schäden durch einen Neubau ersetzt werden. Die sehenswerte Kathedrale befindet sich im Stadtinnern von Nîmes und beherbergt das Grabmal von Kardinal de Bernis, der 1794 gestorben ist. Der Sarkophag stammt aus dem 4. Jahrhundert und man schaffte ihn aus dem nahen Arles nach Nîmes.
  10. Fort Vaubaun: Der französische Festungsbaumeister Vaubaun, der unter anderem auch die Befestigung der saarländischen Stadt Saarlouis errichtete, hinterließ auch in Nîmes seine Spuren. Einer der Festungen, die die Cevennen und die protestantischen Städte kontrollierten, wurde in Nîmes errichtet und beherbergt seit 1991 einen Teil der Universität.

Neben den hier erwähnten Sehenswürdigkeiten gibt es in Nîmes natürlich zahlreiche weitere Museen und Kirchen. Besonders schön ist die 1849 von dem Architekten Charles Questel erbaute L'Egilse de St. Paul, die zwischen dem Amphitheater und dem Maison Carrée steht.

Nimes (Bild: Selbst aufgenommen)

Das Amphitheater (Bild: Selbst aufgenommen)

Zusammenfassung

Nîmes ist eine Stadt, die man unbedingt besucht haben sollte, ein regelrechtes Juwel im Languedoc-Roussillon. Ein Tagesausflug ist für Nîmes fast etwas zu wenig. Wenn möglich, sollte man schon zwei Tage einplanen. Sollte dies nicht möglich sein, muss man auf jeden Fall genug Zeit einplanen für einen Besuch des Amphitheaters und des Tour Magne. Langweilig wird es nicht, denn Nîmes bietet dem Besucher sehr viel. Und wenn Sie genug gelaufen sind, können Sie sich einach in der Sonne niederlassen und das südfranzösische Flair um sich herum genießen.

Autor seit 12 Jahren
68 Seiten
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