Die Natur ins Haus - oder in den Kopf - holen

Für hochsensible Menschen ist der Kontakt zur Natur besonders wichtig und wohltuend. Faszinierend ist, dass man nicht unbedingt nach draußen in die freie Natur gehen muss, um diesen wohltuenden Effekt zu spüren. Schon das Betrachten einer Naturaufnahme kann beruhigend und heilsam sein:

Erstaunlich: Die positiven Wirkungen von Naturbildern auf Körper und Seele

Ted Zeff, Autor des Buches "Glücklich leben in einer reizüberfluteten Welt: Der Ratgeber für Hochsensible" empfiehlt hochsensiblen Menschen, sich ein großes Bild oder Poster einer Naturaufnahme in den Wohnraum oder über den Arbeitsplatz zu hängen.

Regina Hornberger und Cordelia Alber-Klein, die beiden Autorinnen des Buches "Bach-Blüten und neue Blütenessenzen", bestätigen, dass man mit Blütenbildern "sehr viel zur harmonischen Schwingung" in einem Raum beitragen kann. Wie man die richtige Blüte findet – ob intuitiv oder ganz gezielt ausgewählt – beschreiben sie ausführlich in ihrem Ratgeber.

Schon die Vorstellung einer angenehmen Naturszene kann Hochsensiblen in Stressmomenten weiterhelfen.

Die bekannte Selbsthilfe-Autorin Louise L. Hay betont die Wichtigkeit positiver gedanklicher "Erholungsbilder": Wir können, so schreibt sie, einen negativen Gedanken zwar nicht vernichten oder verdrängen, aber wir können ihn durch einen angenehmeren Gedanken ersetzen. Louise Hay schlägt vor, immer einen solchen angenehmen, beruhigenden "Entspannungsgedanken" für den Notfall parat zu haben – sie selbst denkt übrigens gerne an gelbe Rosen.

Auf den Atem achten

Das bewusste Atmen gilt als ältestes Heilmittel der Welt. Natürliche und gesunde Atmung kann nicht nur körperliche Verspannungen lösen, sondern auch Depressionen und Ängste lindern, Stress beseitigen, den Alterungsprozess verlangsamen, Blockaden lösen, die Konzentrationsfähigkeit verbessern, ... Ja, mit Atemübungen soll man wahre Wunder bewirken können, behaupten Atemtherapeuten und Mediziner! 

Wer tief und ruhig atmet, so heißt es, der könne in diesem Moment unmöglich Angst oder Angespanntheit empfinden. Yoga und Meditation sind vor allem deshalb so wirksam, weil die Atmung dabei eine zentrale Rolle spielt.

Doch um den beruhigenden Effekt gleichmäßiger Atmung zu spüren, muss man nicht unbedingt Atemübungen machen, Yoga oder Meditation praktizieren. Nein, es geht auch einfacher. 

Die Therapeutin und Autorin Ingrid Bacci empfiehlt in ihrem Buch "The Art of Effortless Living", den Atem einfach nur zu beobachten – in ganz unterschiedlichen Situationen: Beim Stehen, im Sitzen, beim Gehen, während eines Gesprächs, bei einer Tätigkeit, …

Ohne den bewussten Versuch, den Atem zu entspannen und den Atemrhythmus zu verändern, würde die Atmung ganz von selbst ruhiger, weicher und tiefer werden.

Schwierige Gefühle?

Viele Menschen haben die Erfahrung gemacht, dass schwierige Gefühle immer unmittelbar mit bestimmten Körperempfindungen verbunden sind. Umgekehrt heißt das: Kann ich meine Anspannung im Körper lösen, dann lösen sich auch die schwierigen bzw. negativen Gefühle ganz von selbst.

Die spirituelle Lehrerin Tara Springett schreibt in "Spirituelle Freude:Der buddhistische Dzogchen-Weg zur Erleuchtung", dass es unmöglich sei, in einem völlig entspannten Körper schmerzhafte Emotionen zu spüren.

Für viele Menschen hat sich ein Mini-Körperscan als sehr wirksam erwiesen: Dabei wandert man mit seiner Aufmerksamkeit durch den Köper und lässt jede Anspannung, jede Verkrampfung, alles Schwere und Belastende bewusst los.

Wichtig: Man konzentriert sich dabei nicht auf Gedanken oder Gefühle, sondern nur auf die Empfindungen im Körper. Es soll nicht versucht werden, Gedanken und Gefühle zu verändern. Gedanken und Gefühle beruhigen sich zum richtigen Zeitpunkt ganz von selbst. 

Wer gerne einen ausführlichen Körperscan aus dem klassischen Achtsamkeitstraining ausprobieren möchte, der findet hier eine Anleitung:

MBSR Bodyscan - Achtsamkeit auf den Körper (Video)

Der "leere Blick"

Gemütsruhe fängt mit den Augen an, behauptet der amerikanische Erfolgsberater M.R. Kopmeyer in seinem Buch "So gelangen Sie an Ihre Ziele": Wer die Augen beruhigt, der beruhigt automatisch auch den gesamten Körper.

"Wenn Ihre Augen völlig entspannt sind", so Kopmeyer, "können Sie auf keinen Fall heftige, unkontrollierte Gefühle wie Ärger, Zorn, Hass, Panik oder irgendeine Hochspannung weiterhin aufrechterhalten."

Wie dieses bewusste Entspannen der Augen funktioniert? - Ganz einfach. Kopmeyer empfiehlt den "leeren Blick":

"Entleeren Sie Ihre Augen von Spannung. Stellen Sie sich vor, Sie hätten einen 'leeren Blick'. Ihre Augen seien ohne Emotion, ohne Reaktion, leer. Ihr Blick ist ruhig, vollkommen entspannt, die Lider sind beinahe geneigt, vor Schläfrigkeit zuzufallen."

Gerade für Hochsensible, die sich von visuellen Eindrücken wie grellem Licht oder auffällig bunten Farben oft überwältigt fühlen, kann diese Notfallmaßnahme sehr hilfreich sein.

Auch das sogenannte Palming ist wirksam: Dabei werden die Handflächen mehrere Male aneinander gerieben, bis Wärme erzeugt wird. Diese warmen Hände legt man dann für einige Minuten auf die geschlossenen Augenlider.

Das Palming (palm = Handinnenfläche) stammt ursprünglich aus dem Augentraining und gilt als sehr effektiv - nicht nur für die Entspannung der Augen. Wer es regelmäßig anwendet, soll sogar seine Sehkraft deutlich verbessern können.

Den Boden unter den Füßen spüren oder: Sich von der Erde tragen lassen

Es gibt Momente, in denen man sich unsicher und haltlos fühlt. Man hat das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Gerade hochsensiblen Menschen tut es gut, sich daran zu erinnern, dass da tatsächlich Boden unter den Füßen ist – ja, dass man von der Erde unterstützt und gehalten wird.

Im Englischen nennt man diese Technik, die häufig bei Traumapatienten angewendet wird, "grounding": sich erden. Dabei verbindet man sich bewusst durch Füße, Hände oder Sitzknochen (oder sogar im Kopfstand durch den Kopf, wer mag) mit einer festen Unterlage oder dem Boden.

Das geht sehr einfach: Man kann beide Füße bewusst auf den Boden stellen, beide Hände auf die Tischplatte legen oder die feste Unterlage unter den Sitzknochen spüren.

Dabei macht man die Erfahrung: Da ist etwas, das mich stützt, das mich trägt.

Besonders wirksam ist diese Übung im direkten Kontakt zur Natur: Barfuß über eine Wiese gehen, sich an einen Baumstamm lehnen, einen Baum umarmen, ein Naturmaterial berühren, einen Händeabdruck im Sand machen, …

Glaubt man den begeisterten Anhängern, so soll diese Übung erstaunliche Resultate für die körperliche und seelische Gesundheit bewirken können.

Wer mehr darüber wissen möchte: Empfehlenswert ist die Website der amerikanischen Ärztin Laura Koniver, Intuition Physician, selbst eine begeisterte Anhängerin der Grounding-Technik.

Laura Koniver schreibt über das Erden: "... (it) makes you feel comforted like nothing else can." Ihr kostenloses (englischsprachiges) E-Book "Grounding Idea Book" mit 10-Minuten-Ideen für zehn Tage ist eine tolle Ressource für Anfänger und Interessierte. 

(Ohne Gewähr - Die hier vorgestellten Informationen wurden sorgfältig recherchiert und erstellt, können eine professionelle Beratung durch ausgebildete Ärzte bzw. Therapeuten aber nicht ersetzen.)

 

Michaela, am 21.02.2017
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