Offener Brief an den Bundesverkehrsminister

Hochbetagte Menschen mit sehr schlechtem Gesundheitszustand und/oder Demenz fahren in Deutschland aufgrund der demographischen Entwicklung immer häufiger Auto. Leider kommt es deswegen auch immer häufiger zu Unfällen, die meiner Meinung nach absolut vermeidbar wären. Daher dieser offene Brief.

Unfallrisiko durch ältere Führerscheininhaber

Vielfach liest man zwar, dass es ganz anders sei, und ältere Verkehrsteilnehmer statistisch weniger Unfälle bauen würden. Das stimmt vielleicht absolut im Verhältnis zu den Jungen; aber stimmt es auch im Verhältnis zu den gefahrenen Kilometern?

Dass das Thema Fitness-Tests für ältere Führerscheininhaber hierzulande so zurückhaltend gehandhabt wird, wird übrigens auch darauf zurückgeführt, dass hier die Autorherstellung ein wichtiger Wirtschaftszweig ist und die meisten Neuwagenkäufer schon relativ alt sind.

Ich meine natürlich nicht, dass ab dem 50. Lebensjahr alle jedes Jahr getestet werden sollen, sondern ab dem Alter, in dem das Unfallrisiko steigt. Das soll mit etwa 75 Jahren der Fall sein.

Ist eine Testverpflichtung notwendig?

Wieso verbindliche Tests vom Staat, können nicht die Fahrer selber oder deren Umfeld aufpassen? Selber erkennen offensichtlich viele nicht, dass das mit dem Autofahren für sie mittlerweile etwas zuviel ist. Die Familie merkt es zwar anscheinend teilweise.

Oft scheint es sich nach Berichten (hier die Vorschau auf den Spiegel Artikel, der noch nicht öffentlich zugängig ist) aber auch um Fahrer zu handeln, vielfach Männer, die immer im Beruf und der Familie das Sagen hatten. Auf mehr oder weniger taktvoll vorgebrachte Hinweise der Angehörigen reagieren sie oft nicht. Sie denken wohl, dass ein bisschen Fahren schon gut gehen wird.

Selber am PC kann man leider nur das Theoriewissen richtig testen! Immerhin gibt es bei unten stehendem Produkt jedoch auch 3-D Fahrsimulationen. Ein Nils schreibt dazu: Hierbei konnte ich Vorfahrtsregeln üben. Verschiedene Fahrzeuge fahren auf eine Kreuzung zu, und man muss entscheiden, wer Vorfahrt hat. Das könnte man sich vielleicht mit mehreren Personen auch zu Testzwecken einmal ansehen und die Reaktionsgeschwindigkeiten vergleichen.

Ist die Wegnahme des Führerscheins zumutbar?

Oft ist es ja gerade für Bewohner ländlicher Gegenden auch sehr schwer, ohne Autofahren auszukommen. Der nächste Bus ist weit weg, für ältere also besonders mühselig zu erreichen, und fährt nur zweimal am Tag. Und nur in eine ganz andere Richtung. Es ist unangenehm, sich immer fahren zu lassen, Taxifahren ist teuer, und Umziehen in eine städtischere Umgebung ist ein großer Schritt.

Da kommen auf Vorschläge wie regelmäßige Fitnesstests für ältere Führerscheininhaber – mit der Möglichkeit des Verlusts des eigenen Führerscheins – die oft von deutlich jüngeren Personen ausgesprochen werden, meist emotionale Reaktionen. "Ihr gönnt der älteren Generation nicht einmal mehr das Autofahren" ist wahrscheinlich noch eine der harmloseren Antworten.

Ich verstehe, dass der Gedanke durch so einen Test fallen zu können und auf den Führerschein mit allen seinen Möglichkeiten verzichten zu müssen für einen Menschen in der relevanten Altersgruppe nicht angenehm ist! Der Gedanke, dass ohne vorgeschriebene Tests ein andere Mensch in der gleichen Altersgruppe vielleicht die eigenen Enkel totfährt, und dies bei einer Testpflicht vermieden worden wäre, weil dem anderen Älteren der Führerschein dann längst abgenommen worden wäre, dürfte allerdings auch nicht angenehm sein!!

Übrigens: So exotisch wie er uns scheint ist der Fitnesstest für ältere Führerscheininhaber Gedanke nicht. Viele Länder haben so etwas schon.

Regelmäßige Fitnesstests für alle Führerscheininhaber ab dem 75. Lebensjahr!

Zum Beispiel erst alle zwei Jahre, ab dem 80. oder 85. Lebensjahr jährlich.  Der Test soll auf freiweilliger Basis auch für andere offen sein, z.B. für Ältere, die sich schon früher mal testen lassen möchten, oder krankheitsbedingt eingeschränkte Personen egal welchen Alters.