"Penny Dreadful - Per Anhalter in den Tod": Horrorfilm
Horrorfilm nach Schema F: „Penny Dreadful - Per Anhalter in den Tod“ bedient so gut wie jedes Klischee des Genres.Sensenmann on board!
Bei einem schrecklichen Verkehrsunfall starben Pennys (Rachel Miner) Eltern auf qualvolle Weise vor ihren Augen. Das Mädchen selbst blieb unverletzt. Seither hat sie jedoch verständlicherweise Angst davor, in Autos mitzufahren.
Ihre Therapeutin Dr. Orianna Volkes (Mimi Rogers) will Penny mittels direkter Konfrontation mit ihren schlimmsten Ängsten über die Phobie hinweghelfen. Deshalb bricht sie mit der nunmehr Achtzehnjährigen am Beifahrerseitz zu einer Reise ins Hinterland auf.
Es kommt, wie es kommen muss: Ein geheimnisvoller Kapuzenmann läuft den beiden buchstäblich über den Weg und wird vom Wagen gerammt. Die geschockte Psychotherapeutin hält an, überzeugt sich davon, dass dem Unbekannten nichts passiert ist, und nimmt ihn im Wagen mit. Völlig überraschend stellt sich der an den Sensenmann gemahnende Anhalter als Psychopath heraus, der Orianna und Penny abzuschlachten gedenkt …
Penny Dreadfuls: Frühe Groschenromane
Sweeney Todd
Das Originellste an diesem Horrorschinken für Überraschungsvegetarier ist noch der Titel: "Penny Dreadfuls" bezeichneten im England des 19. und frühen 20. Jahrhunderts das, was man in hiesigen Breiten als "Groschenromane" ansah. Auf billigem Papier gedruckte "Schundheftchen", die für wenig Geld viel Lesespaß boten. Anstatt erbaulicher Romanzen zwischen reichen Baronen und ärmlichen Mägden schilderten diese Heftchen aber schauerliche Geschichten voll Tod und makabrer Ironie. Wiewohl diese Form der Literatur mit dem Aufkommen von Comics obsolet wurde, erfreuen sich so manche klassische Gestalten daraus wie Sweeney Todd noch heute großer Beliebtheit.
Leider ist davon im wie üblich grauenhaft untertitelten "Penny Dreadful - Per Anhalter in den Tod" nichts zu merken. Dies liegt gewiss nicht an den fähigen Schauspielern, namentlich der kurzzeitig mit Tom Cruise verheirateten Mimi Rogers oder der Exfrau von Macaulay Culkin, Rachel Miner. Beide zeigen sehr ansprechende darstellerische Leistungen, die freilich den förmlich jedes Horrorfilmklischee aufsaugenden Plot nicht wettmachen können.
In jeglicher Hinsicht langweiliger Horrorstreifen
Gemäß seit Jahrzehnten nicht mehr praktizierter Schocktherapie soll ein Patient "geheilt" werden, indem man ihn mit seiner schrecklichsten Angst konfrontiert. Nun könnte man unter Umständen Sinn darin erkennen, wenn es sich um eine Phobie handelte, die den Patienten in seinem Leben extrem einschränkt, etwa sozialer und gesellschaftlicher Natur. Ist dies jedoch bei der Furcht, mit einem Auto zu fahren, der Fall? Könnte Protagonistin Penny nicht ganz einfach mit dem Zug oder dem Fahrrad ihr Leben meistern? Offenbar nicht, so die Prämisse des Films.
Dies mag kleinlich wirken. Jedoch nur, bis man all die anderen Probleme des Films vor Augen geführt bekommt. Regisseur Richard Brandes, der neben der schludrigen Inszenierung auch das Drehbuch zu verantworten hat, schuf mit "Penny Dreadful - Per Anhalter in den Tod" das cineastische Gegenstück zu einem Groschenroman. Nichts daran bleibt im Gedächtnis haften, schier jede Szene verbreitet gediegene Langeweile und die Klischees hageln im Minutentakt hernieder.
Klischees en masse
Selbstverständlich funktioniert ein Handy im wichtigsten Moment nicht, und ebenso selbstverständlich nimmt die verantwortungsvolle Therapeutin einen hünenhaften Unbekannten, der sein Gesicht niemals zeigt, mit flüsternder Stimme kaum verständlich spricht, und in seiner Tasche rohes Fleisch mit sich führt, als Anhalter mit. Was könnte die schwer traumatisierte Beifahrerin auch dagegen haben, plötzlich mit einer Reißbrett-Vorlage für einen Psychopathen in einem Auto zu sitzen?
Wenn das Ganze wenigstens spannend oder halbwegs überraschend inszeniert wäre. Aber nichts da: Nach Schema F wird die Handlung glasklar vorhersehbar abgespult. Schade um die verpasste Chance, einen halbwegs originellen Slasher zu produzieren, anstatt einen weiteren Horrorfilm vom Fließband der Ideenlosigkeit.
Fazit: "Penny Dreadful - Per Anhalter in den Tod" entpuppt sich als langweiliger, komplett überraschungsfreier Horrorversuch. Die größte Herausforderung besteht darin, während der eineinhalb Stunden Laufzeit nicht einzuschlafen.
Originaltitel: Penny Dreadful
Regie: Richard Brandes
Produktionsland und –jahr: USA, 2006
Filmlänge: ca. 88 Minuten
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Verleih: Universum Film GmbH
Bildquelle:
http://www.amazon.de
(Horrorfilme: Nach wahrer Begebenheit oder frei erfunden?)